Barrierefreiheit und Fahrradstraße
Sofortmaßnahmen im Mobilitätskonzept sind beschlossen

Bretten (bea) Vier Maßnahmen stehen fest. Diese hat die Brettener Stadtverwaltung im Rahmen des Mobilitätskonzepts beschlossen: die Radfahrachse Ost-West mit dem Umbau der Friedrichstraße zur Radfahrstraße, die barrierefreie Anbindung der Haltestelle Rechberg, sowie Veränderungen bei der Radverkehrsführung am Kreisverkehr Kraichgau-Center und der Fußgängerunterführung im Brückle (Mellert-Fibron-Areal). Nach der Zustimmung des Gemeinderats am Dienstag sollen die Vorhaben nun zeitnah umgesetzt werden.

Erhöhte Autoaffinität in Bretten

Der Entscheidung des Gemeinderats ging die Vorstellung der ersten beiden Zwischenberichte des Mobilitätskonzepts durch Projektleiter Philipp Hölderich voraus. Rund 1.460 Personen von ursprünglich rund 3.600 per Zufall ausgewählten Haushalten, hätten an der Befragung teilgenommen, erklärt Hölderich. Das Ergebnis zeige im Vergleich zu strukturähnlichen Städten eine „erhöhte Autoaffinität Brettens“. Die Wahl des genutzten Verkehrsmittels falle bei den befragten Brettenern zu 55 Prozent auf Auto oder Motorrad. Lediglich 18 Prozent gingen zu Fuß, jeweils neun Prozent benutzen Fahrrad, öffentliche Verkehrsmittel oder seien als Beifahrer unterwegs. Dieses Ergebnis überraschte Otto Mansdörfer (Grüne) keineswegs. „Das Verhalten der Menschen hat sich den Gegebenheiten angepasst“, sagt er. Daher sei das stärkste Mittel um den Autoverkehr zurückzudrängen der Ausbau des Radverkehrs, schlussfolgert er. Das bedeute eine Neuaufteilung der Straße zu Lasten des Autos. „Die Ergebnisse müssen die Entscheidungsträger wachrütteln“, fordert Mansdörfer.

Jeder dritte benutzt für eine Kurzstrecke das Auto

„Wir müssen den öffentlichen Raum für eine alternative Fortbewegung einfach attraktiv machen“, sagt Bernhard Brenner (FWV). Es sei frappierend, dass jeder dritte für eine Entfernung zwischen einem halben und einem Kilometer das Auto benutze. Ebenfalls müsse man von dem Automatismus wegkommen für kurze Strecken das Auto zu benutzen und bevor man losgehe zu überlegen was man mache. „Das Umdenken müssen wir an erster Stelle erreichen“, sagt Brenner. Ebenfalls sei das Zielkonzept des zweiten Zwischenberichts sehr abstrakt formuliert. Es bedürfe jedoch einer praktischen Zielformulierung, wie dem Ziel Autofahrten auf Kurzwegen in einer bestimmten Zeit zu halbieren, sagt Brenner.

"Nicht mehr aus Bequemlichkeit unsere Luft verpesten"

Man müsse da zuerst bei sich selbst ansetzen, sicherlich könnten auch die Gemeinderäte zur Sitzung auf alternative Verkehrsmittel zurückgreifen, meint Armin Schulz (die aktiven). Auch ihm sei die Kurzstreckenstatistik aufgefallen. Man müsse jedoch aufpassen, sagt Jörg Biermann (die aktiven), dass man das Auto nicht verteufle, denn einige Brettener seien aufgrund ihres Berufs auf das Auto angewiesen. Man wolle den Raum nicht wegnehmen, sondern ein Umdenken erreichen, entgegnet Oberbürgermeister Martin Wolff: „die Leute, die es können, sollen nicht mehr aus Bequemlichkeit unsere Luft verpesten und die Straßen verstopfen“. Aaron Treut (CDU) hingegen spricht sich gegen die „Bekämpfung“ des Autos aus. Der hohe Durchgangsverkehr von 20.000 Fahrzeugen beweise jedoch, dass die geplante Umgehungsstraße wichtiger denn je geworden sei. Diese entlaste wiederum den Fuß- und Radverkehr und fördere die Planungen für die mögliche Gartenschau und die damit einhergehende Begrünung der Innenstadt, so Treut.

Erhöhter Handlungsbedarf bei Fahrradstruktur und Barrierefreiheit

Da die heutige Fahrradinfrastruktur von den befragten Haushalten mit einer Schulnote von 3,4 die schlechteste Bewertung in Bretten erfuhr, beschreibt Hölderich an dieser Stelle einen erhöhten Handlungsbedarf. Ebenfalls empfiehlt er Unternehmen bei der Umsetzung von Maßnahmen zu unterstützen, die diese als interessant, jedoch nicht geplant einstuften. Dazu gehöre die Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Im öffentlichen Verkehr erfordere die Barrierefreiheit die größten Handlungserfordernisse.

Weitere Maßnahmen vor der Sommerpause

Weitere konkrete Maßnahmen sollen noch vor der Sommerpause mit den Mitgliedern des Projektbeirats definiert und anschließend im Gemeinderat vorgestellt werden. Gemeinsam mit der Planersocietät bildet die Stadtverwaltung den sogenannten Projektbeirat, dem ebenfalls Mitglieder des Gemeinderats und Vertretern verschiedener Institutionen, Ämter und Vereine angehören.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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