Ein sehenswertes Kleinod
Heimatkreis Oberderdingen besichtigt Kath. Kirche St. Peter Bauerbach

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Bauerbach hat drei Wahrzeichen: Das ehemalige Speyerische Amtshaus 'Alte Schule', das Fachwerk-Rathaus aus 1585 und die Katholische Kirche mit der unter Schutz stehenden ortsbildprägenden Kiefer davor. Der Heimatkreis Oberderdingen hat sich von Dr. Peter Exner und Roland Albert die Kirche zeigen und erläutern lassen.

Kirchengebäude

1103 wurde erstmals eine Eigenkirche des Otker von Burbach an dieser Stelle erwähnt. Diese und ihre Nachfolgergebäude wurden abgerissen. Die heutige Kirche wurde 1792 fertiggestellt. Das Langhaus zahlte die Kirchengemeinde, den Turm mit der Uhr die politische Gemeinde. Später hat die politische Gemeinde auf das Eigentum am Turm verzichtet, die Turmuhr gehört allerdings heute noch der Gemeinde, also der Stadt Bretten.
Nach wenigen Jahren neigte sich der Turm stark nach vorne, musste schließlich abgebrochen und 1807 neu erbaut werden.

Kirchenausstattung

Der neugotische Hauptaltar wurde 1897 von dem Überlinger Bildhauer Josef Eberle gefertigt. Ein Engel fängt das Blut des sterbenden Christus auf. An den Seitennischen stehen die Apostelfürsten Petrus und Paulus. Diese findet man nochmals im Langhaus. Sie stammen vom ehemaligen barocken Hauptaltar. Rechts und links am Aufgang zum Chorraum sind der Marienaltar und der Josefsaltar. Die Decke ziert ein eindrucksvolles Gemälde: Petrus wird kopfüber gekreuzigt. Neben dem Beichtstuhl steht eine Nepomukfigur. Sein Landesherr wollte wissen, ob die Königin ihm Seitensprünge gebeichtet hat. Er schwieg und soll dafür getötet worden sein.

Orgel

Die Orgel ist fast 250 Jahr alt. Sie wurde von Ferdinand Stieffel für die Stephanskirche in Karlsruhe gebaut. Dort wurde sie überzählig. Nach der Neuordnung der rechtsrheinischen Länder durch Napoleon fiel das Kloster Blasien im Südschwarzwald an das Haus Baden. Der Großherzog lies von dort eine noch wertvollere Silbermannorgel nach Karlsruhe versetzen. Die Stieffelorgel ersteigerte die politische Gemeinde Bauerbach. Auf ihr stehen drei Engelsfiguren ('Putten'), die von der Silbermannorgel stammen aber in Karlsruhe mangels Deckenhöhe der Empore nicht aufgestellt werden konnten.  Die Silbermannorgel ging im 2. Weltkrieg im Bombenhagel in Karlsruhe unter. Die Putten in Bauerbach sind noch erhalten. Sie 'verreisen' manchmal zu Ausstellungen der Silbermann-Werke.

Glocken

Bauerbach hat drei Glocken. Die älteste ist von 1518 und hat die Inschrift: "Osanna hais ich, in unser frauen leute ich, bernhart lachamann gos mich". Die zweite ist fast genau so alt: "iehsus nazarenus rex iudeorum, bernhard lachamann gos mich 1519".  Über 500 Jahre, das sind mehr als zwanzig Menschengenerationen, haben sie Erdenbürger zur Taufe begrüßt, zu den Gottesdiensten gerufen und zu Begräbnissen wieder verabschiedet. Interessant wäre heraus zu finden, wie und wo sie frühere kriegerische Auseinandersetzungen überstanden haben. Sie sind im deutschen Glockenatlas aufgelistet. Im ersten und zweiten Weltkrieg mussten sie nicht abgeliefert werden. 1917 wurde die dritte Glocke eingezogen. 1932 hat ein nach Amerika ausgewanderter Bauerbacher eine neue gestiftet. Diese wurde im 2. Weltkrieg eingezogen. Die jetzt vorhandene dritte ist die Friedensglocke mit der Inschrift: "Friede sei mein erst Geläut, gegossen 1954 von Schilling." Zu Ehren der 500jährigen Glocken wollte die Pfarrei ein Glockenfest feiern, alles war vorbereitet. Eine Woche vorher kam der coronabedingte lock-down. Jetzt warten die Bauerbacher erst mal ab. Die Elektrik im Kirchturm muss erneuert und im Glockenstuhl müssen Teile ersetzt werden.

Pfarrhaus

Ein Pfarrhaus wird zum ersten Mal 1669 erwähnt. Das heutige wurde 1728 als Neubau errichtet und seither mehrmals renoviert. Über dem Eingang ist ein Chronogramm, eine Inschrift in lateinischer Sprache eingelassen, die zu deutsch lautet: "Als der Europakongress in Frankreich sich einigte, ist mit Steinen dieses Haus errichtet und so wieder erblickt worden". Wenn man bei der lateinischen Inschrift die großen Buchstaben als römische Zahlen liest, ist in jeder Zeile die Jahreszahl 1728 verborgen. 1726 drohte ein Krieg zwischen Preußen, Österreich, Frankreich und England. Dieser konnte 1728 durch den europäischen Kongress in Soissons abgewandt werden. Dieses Ereignis ist im Bauerbacher Pfarrhaus verewigt. Vor kurzem hat die Erzdiözese Freiburg das denkmalgeschützte Gebäude verkauft.

Gemütlicher Ausklang

Nach vielen Eindrücken und auch neuen geschichtlichen Erkenntnissen trafen sich die etwa zwanzig Teilnehmer im Pfarrheim nebenan. Erwin Breitinger und Heinrich Kowarsch dankten Dr. Exner und Roland Albert für die Führung und Anna-Elisabeth Albert-Berg für den Imbiss und die Getränke.

Autor:

Kirche St. Peter Bauerbach aus Bretten

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