Kinder singen in der SAP-Arena
Unvergesslicher Abend mit Gänsehautfeeling
Bretten/Mannheim. „Wow, das ist ja voll riesig!“ Laura strömt mit ihren Mitschülern durch den Eingang 419 in die Halle und ist genauso überwältigt wie alle: Der Blick in die Tiefe der SAP-Arena verschlägt vielen kurz den Atem. 15.000 Sitzplätze, hunderte von Lautsprechern. Bunte Lichter. Heute ist der Tag, auf den sie sich monatelang vorbereitet haben. Heute ist das Konzert. Und was für eins!
6000 Kinder verteilen sich wuselig auf den Rängen, die Aufregung ist spürbar. Kein Wunder bei dem, was die Kinder erwartet. Probe. Und dann der Auftritt. „Ich freu mich so“, strahlt die neunjährige Eileen. „Ich hab schon ein bissle Bammel“, merkt Sahin, als er sich umschaut. Überall Kinder. 6000 sind es. Alle im weißen T-Shirt. Zusammen werden sie die Arena rocken. Und sich selbst und ihrem Publikum unvergessliche Momente bescheren. Gänsehautmomente inbegriffen.
Es ist kurz nach drei als die Musiker unter dem Getöse aus 6000 Kinderkehlen die Bühne entern. Bunte Scheinwerfer flackern. Auf Fabian Sennholz müssen sich die Kinder konzentrieren. Er dirigiert den Mega-Chor. Und schon bei der Probe wird klar: Der kann das. Kein Wunder, schließlich ist er Professor. An der Frankfurter Musikhochschule bildet er Musiklehrer aus. Seine Spezialität: Gruppenmusizieren. Genau darauf kommt es heute an. Der Musiker findet die richtige Ansprache, lobt, gibt Tipps. Und lernt den Kindern, auf sein Kommando hin leise zu sein. Das ist das Schwerste. „Alles andere haben wir ja monatelang im Musikunterricht geübt“, sagt Simone Kritter, die in der Brettener Hebelschule für das Songprojekt verantwortlich ist.
Ziel: Kinder für das Singen, für Musik zu begeistern. Die Liedauswahl der 6K united-Truppe hat es in sich: Klar, Hits wie Nenas „99 Luftballons“ oder „Kinder an die Macht“. Musik ist aber mehr: „Ziemlich schwer“, findet Farzad den „Abendsegen“ aus der Kinderoper Hänsel und Gretel. Die einfühlsame Art des Dirigenten lässt die Kinder aber schwierige Passagen locker meistern. „Vergesst Eure Choreo nicht“, ruft er ihnen zu. Zu jedem Song haben sie passende Bewegungen gelernt. „Ihr müsst die Spannung im Körper halten“. Und egal ob ein ukrainisches Volkslied oder eine coole Pop-Nummer: Die bestens abgestimmte sechzehnköpfige Band ist den Schülern eine hervorragende Stütze. „Herausfordernd“ beschreibt Simone Kritter die über einstündige Probe, „aber klasse“. Die rund 150 Kinder der Hebelschule ganz oben im Oval der Arena sind Feuer und Flamme. Nebendran singen die 100 Kinder, die mit ihrer Musiklehrerin Alena Geiger aus Gondelsheim angereist sind. Nochmal konzentrieren. Dann ist Pause. Und es beginnt das Warten auf das ganz große Event.
19 Uhr. Das Saallicht wird gedimmt. Farbiges Lichterspiel versetzt den riesigen Saal in Konzertatmosphäre. Hie und da noch ein letztes Räuspern. Und dann knallt’s! Nichts könnte das Motto der diesjährigen Shows „Die Chöre sind zurück“ besser verdeutlichen als die Startnummer „Wer rettet die Welt für mich“, Tim Benzkos Aufforderung gegen die Lethargie beim Klimaschutz. Das Publikum ist vom ersten Ton an aus dem Häuschen. Emotionen pur. Gespart wird an keiner Stelle, nicht an frenetischem Applaus, nicht an der Bereitschaft, schnell mal einen Rhythmusgroove einzustudieren. Lauthals machen die Zuhörer ihren Kindern klar: Ihr seid die Besten! Ihr beschert uns da eine Riesenparty mit eurer unbändigen Freude an der Musik. Das Üben hat sich gelohnt. „Ich hab vor Freude geweint“, bekennt Mama Sandra Peitzmeier. Sie ist nicht allein. „Hin und weg“, waren die Mamis, Papas, Omas und Opas unisono: „Einfach unglaublich!“ Und Laura schwärmt noch im Bus: „So was vergisst niemand. Niemals!“
Autor:Gerd Markowetz aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.