Fronleichnam, Leib des Herrn.....

Katholiken zeigen Präsenz in der Öffentlichkeit.

Bretten. -roal- Den Gemeinden der Römisch-Katholischen Kirche bläst der Wind ins Gesicht. Aus verschiedenen Gründen werden ihre Mitglieder  weniger: Leute treten aus, weil sie Kirchensteuer sparen wollen oder mit der allgemeinen 'von oben' vorgegebenen Entwicklung nicht einverstanden sind, oder weil 'die Alten' sterben und junge Katholiken nicht mehr am Gemeideleben teilnehmen wollen und auch ihre Kinder nicht mehr taufen lassen. Dennoch: Wer die Medien im Brettener Land verfolgt sieht, dass die noch Aktiven und Engagierten sich nicht nur hinter die Mauern ihrer Gotteshäuser zurück ziehen. Nein, sie gehen auch an die Öffentlichkeit, sozusagen unter das Volk. Flurprozession in Bauerbach, Ökumenische Gottesdienste am Pfingstmontag,  gemeinsame Fronleichnamsprozession der Pfarreien Büchig,  Bauerbach und Neibsheim/Gondelsheim, dieses Jahr in Neibsheim, sind einige Beispiele. Und jetzt Eucharistiefeier im Stadtpark Bretten mit anschließender Fronleichnamsprozession zum Marktplatz. Sechzig vom Organisationsteam um Raimund Klysch aufgestellte Bänke waren bereits gut besetzt, als Pfarrer Harald-Mathias Maiba mit den Ministranten feierlich von der nah gelegenen Laurentiuskirche bei sehr warmem Sommerwetter im Stadtpark eingezogen ist. Etwa 250 Personen waren zur Messfeier erschienen. 

Fronleichnam

Am Gründonnerstag setzte Jesus die Eucharistie ein, als er seinen Leib und sein Blut als Brot und Wein zur Speise gegeben hat. Dieses Zeichen zeigt die Nähe Gottes. Die Stille der Karwoche passt aber nicht zu feierlichen Gottesdiensten und Prozessionen. Darum wird das Ereignis an Fronleichnam 'nachgefeiert', seit dem Jahr 1264 als Fest für die gesamte Kirche. Fronleichnam fällt immer auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten, das entspricht dem 60. Tag nach dem Ostersonntag. Das Wort "Fronleichnam" leitet sich vom mittelhochdeutschen "vrône lîcham" für "des Herren Leib" ab. Offiziell heißt der Festtag "Hochfest des Leibes und des Blutes Christi".

Eucharistiefeier im Stadtpark

Abwechselnd sangen und beteten die Christen, musikalisch begleitet von der Stadtkapelle. Vom Gloria mit dem Lied "Erde singe, dass es klinge, laut und stark dein Jubellied" bis zum Schluss mit dem gesungenen Friedensgruß "Wo Menschen sich vergessen .... da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns" stieg trotz hohen Temperaturen die feierliche Stimmung. Jeweils nach einem kurzen Vorspiel forderte der Dirigent die Anwesenden zum Mitsingen auf. Dem Wunsch kamen diese gerne kräftig singend nach. 
Der Priester erinnerte in der Predigt an den Sinn des Fronleichnamsfestes und erläuterte die Aussagen des Symbolbildes "Pilger der Hoffung" zum Jubiläum 2025, das vorab ausgeteilt worden ist. 

Prozession

In der Reihenfolge Kreuz und Fahnen, Pfadfinder in ihrer Montour, Stadtkapelle mit der sich ständig wiederholenden Melodie "Kommt zum großen Abendmale", den Kommunionkindern - manche Mädchen waren wir junge Bräute gekleidet - und den Ministranten trug Pfarrer Maiba das Allerheiligste vom Stadtpark, über den Postweg und die Weißhoferstraße gemächlich gehend zum Marktplatz. Das Allerheiligste ist eine kunstvoll gestaltete Monstranz (lateinisch "monstrare"=zeigen), ein Schaugefäß,  mit einem Fenster in der Mitte. Die gewandelte Hostie wird hineingestellt und zur Verehrung und Anbetung gezeigt. Der Priester hält die Monstranz nicht mit bloßen Händen. Ein Tuch, das sogenannte Velum, bedeckt diese als Geste der Ehrfurcht und schützt außerdem das kostbare Gerät.
Ziel der Pilgerinnen und Pilger war der Marktplatz. Auf dem Weg dorthin konnten sie sich angesichts der hohen Temperaturen unterwegs einen Becher Wasser mitnehmen. Vor dem Alten Rathaus war ein festlicher Altar aufgebaut, den der Priester über einen Blumenteppich erreichte. Die Tradition des Blumenteppichs nimmt den Bibelvers "Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!" auf. Über den Blumenteppich schreitet der Priester während er die Monstranz trägt. Gott selbst ist  nach dem Glauben der Christen in der gewandelten Hostie gegenwärtig. So bereiten die Blumen Gott selbst den Weg. Die Tradition, Blumenteppiche zu legen, war früher in Deutschland weit verbreitet. Heute pflegt man sie meist nur noch in einigen Gemeinden, hauptsächlich in Bayern oder im Schwarzwald. Das hat einerseits mit dem Rückgang der Volksfrömmigkeit zu tun, andererseits auch mit dem großen Aufwand, den die Blumenleger betreiben müssen. Auch war es früher üblich, dass der Priester unter 'dem Himmel' einen von vier Männern getragenen Stoffbaldachin geschritten ist. Die Feier auf dem Marktplatz endete mit dem feierlichen Segen und dem Lied der Christenheit 'Großer Gott wir loben dich'.

Abschluss

Für den Blumenteppich, der mit dem Motto der diesjährigen Erstkommunionfeier "Kommt her und esst " überschrieben war  ewrhielten die Gestalter Dank und Anerkennung von vielen Seiten und kräftigen Applaus. Mit einem Gebet zum Mittagsstisch entlies Maiba die Gläubigen 'Gott durch deine Güte leben wir, und alle Hoffnung die wir haben, kommt gewiss von dir. Lass und auch an andere denken, voll liebe deine Gaben weiter schenken. Amen.' Mit dem Hinweis, die Brettener Gastronomie zu besuchen, sprach er auch die Kurzformel seines Tischgebetes: 'Für Trocken und Nass - Deo gratias'. Die nach dreistündigem Einsatz geschafften Bläserinnen und Bläser der Musikkapelle schickten die Gäste mit dem "Radetzkimarsch" in den Nachmittag.
Die nächste sichtbare Öffentlichkeitspräsenz der Katholikenist am kommenden Sonntag, den 29. Juni, die Pferdeprozession in Bauerbach mit Pfarrer Wolfgang Streicher hoch zu Roß.  Der Tag beginnt um halb zehn mit einem Gottesdienst in der Kirche. Reiter und Gespanne ziehen dann durch das Dorf zur Mehrzweckhalle. In einer kurzen Andacht werden dort Tiere und Menschen gesegnet. Und dann wird gefeiert. Für Essen und Trinken sorgt der Sportverein FV Bauerbach.