Vortrag in Friedensethik mit Dr. Theodor Ziegler
Wege zum Frieden

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Bruchsal. Dr. Theodor Ziegler vom Ökumenischen Institut für Friedenstheologie Aalen war in das Martin-Luther-Haus nach Bruchsal gekommen, um über ergänzende und alternative Wege zum Frieden zu referieren.

Sicherheit neu denken

Ziegler ist Mitautor des Konzepts „Sicherheit neu denken“ der Evang. Landeskirche in Baden und Lehrbeauftragter an der Evang. Hochschule in Freiburg. Er beleuchtete die Friedensfrage zunächst aus der Sicht der christlichen Theologie und Ethik und stellte der gewaltfreien Haltung Jesu die Zustimmung der christlichen Kirchen zu Waffenlieferungen ins Kriegsgebiet als Spannung gegenüber.
Danach berichtete er über Ergebnisse der Friedensforschung. Diese hat statistisch herausgearbeitet, dass gewaltlose Aufstände eine bis zu vier Mal höhere Erfolgsquote haben, als bewaffnete Aktionen, und dass sie wesentlich schneller zum Erfolg führen. Bei gewaltfreien Initiativen sind es im Schnitt nur drei Jahre, während kriegerische Konflikte durchschnittlich neun Jahre andauern. Auch die Konflikt-Nachsorge gehe bei gewaltfreien Aktionen wesentlich schneller und leichter, während die Wunden von Kriegen in der Regel Generationen nachwirken.

Sicherheit durch Weltinnenpolitik

Danach erklärte Ziegler das Konzept „Sicherheit neu denken“, das seit fünf Jahren in der Evang. Landeskirche in Baden mit dem Ziel einer nachhaltig zivilen Sicherheit eingesetzt wird. Darin setzt er sich für eine friedenslogische Politik ein. Dies beinhaltet, dass besonders auch andere als militärische Mittel zur Friedenssicherung eingesetzt werden, und dass die Erreichung und Sicherung des Friedens höchste Priorität hat. Dabei gehe es zunächst um stabile Beziehungen zu Nachbarstaaten und um gute und gerechte Wirtschaftsbeziehungen. Ziegler redet darin auch von ziviler „Weltinnenpolitik“, ein Begriff, der durch Carl Friedrich von Weizsäcker geprägt wurde. Sicherheit entstehe vor allem durch gute Beziehungen und durch die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller. Eine militärische Sicherheit sei angesichts immer intelligenterer und zerstörerischer Waffensysteme heute schlicht nicht mehr möglich.

Internationale Polizei

Daraus resultiere das Konzept einer internationalen Polizei, das Ziegler anschließend vorstellte. Wenn die Menschheit sich als eine weltweite Gemeinschaft versteht und das Militär keine Sicherheit mehr bieten kann, braucht es eine internationale Polizei, die Staatenübergreifend Verbrechen bekämpft und in Zusammenarbeit aller eine neue Sicherheitsebene aufbaut, so Ziegler. Dies sei von den Vereinten Nationen einzurichten, könne aber zunächst auch von benachbarten Staaten in einzelnen Weltregionen begonnen werden.

Ziegler gab auf Nachfragen zu, dass es ein langer Weg von der militärischen zur zivilen Sicherheit sein wird. Aber auch frühere große Errungenschaften der menschlichen Zivilisation, wie die Abschaffung der Todesstrafe oder die Errichtung von Demokratischen Strukturen seien in den davor liegenden Zeiten kaum vorstellbar gewesen.

Diese Vortragsveranstaltung war eine Kooperation der Erwachsenenbildung und des Arbeitskreises „Zusammen in Vielfalt“ des Evang. Kirchenbezirks Bretten-Bruchsal mit der Friedensinitiative Bruchsal und wurde auch vom katholischen Dekanat mit beworben. Der Arbeitskreis ZiV hat sich zur Aufgabe gemacht, in Themenbereichen, die für Spannungen sorgen, Dialogforen anzubieten, Brücken zu bauen und so zu einem guten Miteinander beizutragen.

Autor:

G H aus Bretten

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