Von Brettens Trinkwasserverbrauch und der Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks
„Für die Wahrung der Schöpfung“

November 2018: Nach einem heißen Sommer führte der Saalbach in Bretten nur sehr wenig Wasser.  | Foto: Gerhard Dittes
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  • November 2018: Nach einem heißen Sommer führte der Saalbach in Bretten nur sehr wenig Wasser.
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Bretten (bea) Allein in Neibsheim werden pro Jahr 64.000 Liter frisches Trinkwasser durch den Brunnen vor dem Rathaus gepumpt und verschwinden anschließend auf Nimmerwiedersehen in der Kanalisation. Trotz der eingebauten Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 5.000 Litern müsse ständig neues Wasser nachgefüllt werden, bestätigt Ortsvorsteher Michael Koch. Die Kosten für die verbrauchten 64 Kubikmeter bezifferte er bei der Haushaltsklausur Ende Januar auf unter 150 Euro pro Jahr.

Verbrauchte Wassermenge nicht bekannt

Doch obwohl der Gemeinderat die Verwaltung bei der Klausur beauftragte, den Trinkwasserverbrauch in Bretten zu minimieren, scheint das ökologisch wichtige Thema nicht ganz oben auf der Tagesordnung der Stadt zu stehen. Auf die Anfrage, welche Menge an Trinkwasser durch die Brunnen in der Brettener Kernstadt und den Ortsteilen fließe, antwortete die Referentin des Oberbürgermeisters, Susanne Maske: "Bei vielen Brunnen in Bretten und in den Stadtteilen, so auch am Marktplatz oder beim Hundlesbrunnen, wird der Wasserverbrauch nicht erfasst. Derzeit werden alternative Lösungen geprüft, etwa die Installation von Kreislaufsystemen mit Pumpe. Nutzen und Wirtschaftlichkeit dieser technischen Lösungen müssen eruiert werden." Daher bitte man um Geduld, bis das Ergebnis im Gemeinderat vorgestellt werde. Zu welchem Zeitpunkt dies jedoch geschehen wird, teilte Maske nicht mit.

Umdenken im Kleinen

Ein Umdenken „im Kleinen“ sei dringend erforderlich, sagt Stadtrat Martin Knecht (CDU) auf Anfrage der Brettener Woche. Seine Fraktion hatte in der Haushaltsklausur den Antrag gestellt, Brunnenkästen in alle Brettener Brunnen einzusetzen, damit das aufgefangene Wasser im Brunnen wiederverwendet werden könne. Bislang laufe das Trinkwasser von allen Brunnen in Bretten direkt in die Kanalisation, bestätigt Maske. „Es darf nicht sein, dass weiterhin kostbares Trinkwasser zweckentfremdet verbraucht wird, wenn es hierzu alternative Lösungen gibt“, so Knecht. Daher forderte die CDU-Fraktion, dass der Bauhof im Stadtbereich verstärkt Zisternen einbaue, damit Regenwasser von großen Dachflächen aufgefangen und beim Gießmanagement eingesetzt werden könne. „In den letzten Jahren haben wir gesehen, wie groß der Bedarf ist.“ Wichtig sei der Fraktion die "Wahrung der Schöpfung". Dazu gehöre auch eine sparsame Nutzung von Trinkwasser. "Wir müssen die Augen aufmachen und im Kleinen beginnen", so Knecht.

Zisterne für Gießmanagement der Stadt geplant

Auf dem Areal des Baubetriebshofs will die Stadt laut Haushaltsvorlage eine Zisterne einbauen und auch beim Umbau der Talbachhalle in Neibsheim ist eine 10.000 Liter-Zisterne zum Auffangen des Dachwassers angedacht. Dabei hatte Knecht in der letzten Gemeinderatssitzung angeregt, in Neibsheim eine öffentliche Wasserentnahmestelle an der Talbachhalle einzurichten. Auch für eine größere Zisterne, die dafür nötig wäre, seien die entstehenden Kosten nicht so groß, dafür jedoch der Nutzen in der Zukunft, so Knecht. "Im Hinblick auf unsere Kinder kommt man so letztendlich finanziell besser raus." Zur Not müsse man eben gewichten, was wirklich wichtig sei: ein Straßenkreisel, eine Sanierung oder Trinkwasser.  "Manches kostet eben auch Geld", sagt Knecht. Allerdings wolle man zuerst die Meinung der Ortsverwaltung anhören.

Grundsätzliche, politische Entscheidung

Ortsvorsteher Michael Koch sieht den Einbau einer Zisterne für eine öffentliche Entnahmestelle an dieser Stelle als kritisch an. Man müsse das Kosten-Nutzen-Verhältnis berücksichtigen, gibt er zu bedenken. Die Talbachhalle liege an einer ungünstigen Stelle. Das aufgefangene Wasser müsste zu einer sinnvollen Entnahmestelle aufwändig an die Oberfläche gepumpt werden. Außerdem müsste eine angemessen große Zisterne eingebaut werden, da diese im Sommer sonst zu schnell leer wäre. Der Einbau einer Zisterne für eine öffentliche Entnahmestelle sei sinnvoll, wenn sich der Gemeinderat in einer grundsätzlichen, politischen Entscheidung dazu bekenne, den ökologischen Fußabdruck in Bretten zu verbessern, sagt Koch. Momentan würden viele Menschen das von ihnen benötigte Wasser aus natürlichen Quellen in der Umgebung entnehmen. Alle Quellen in Neibsheim seien jedoch durch einen "leicht erhöhten" Nitritwert belastet, so Koch.

Öffentliche Entnahmestellen wichtig

Öffentliche Entnahmestellen hatte auch die SPD-Fraktion, allerdings für alle Ortsteile, in einem ihrer Haushaltsanträge gefordert. Der Antrag wurde von Seiten des Gemeinderats abgelehnt. Doch die SPD halte weiterhin an einer Einrichtung von öffentlichen Entnahmequellen in der Kernstadt und den Ortsteilen fest, sagt Birgit Halgato (SPD). Zur Begründung führt die SPD-Rätin an, dass es zwingend erforderlich sei, heimische Gärten, Kleingartengrundstücke oder neue Pflanzungen auf Streuobstwiesen zu bewässern. Mit öffentlichen Wasserentnahmestellen wie in den Gemeinden Zaisenhausen, Oberderdingen oder Kürnbach könne die Wasserentnahme aus öffentlichen Bächen und Flüssen minimiert werden. Durch einen Chip, der bei der Ortsverwaltung beantragt werden könnte, könnte der Wasserverbrauch überwacht werden. Derzeit schöpften Menschen auch in Bauerbach mit dem Eimer Wasser aus dem Bach. Eine Idee sei es, eine Zisterne in den Bauerbacher Brunnen einzubauen, und diese als öffentliche Wasserentnahmestelle zu nutzen.

Umweltfolgen eines zu niedrigen Wasserstands

Doch um dort eine Zisterne einzubauen, müsste die Straße aufgerissen werden, so Halgato.
Durch die Entnahme von Wasser aus den Bächen in und um Bretten kann Wasserstress entstehen und durch einen zu niedrigen Wasserspiegel würde sich das Wasser schneller erwärmen, erklärt Gerhard Dittes vom Brettener Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Dadurch sei weniger Sauerstoff im Wasser vorhanden. Wenn dieser einen kritischen Wert unterschreitet, würden die Lebewesen im Wasser sterben. Auch andere Lebewesen, die auf Wasser angewiesen seien, wie beispielsweise Libellen, Amphibien, Vögel und Wild, könnten bei ausgetrockneten Wasserläufen oder Tümpeln in große Bedrängnis geraten.

November 2018: Nach einem heißen Sommer führte der Saalbach in Bretten nur sehr wenig Wasser.  | Foto: Gerhard Dittes
Wie viel Trinkwasser durch alle Brunnen im Stadtgebiet gepumpt wird ist der Stadt Bretten unbekannt. Durch den Brunnen in Neibsheim fließen jährlich allein 64.000 Liter Trinkwasser.  | Foto: bea
Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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