Grandioser Tag für kleinen Verein
OGV Bauerbach feiert 100jähriges Jubiläum

Das silberne LOGL-Bäumchen für 25 Jahre Mitgliedschaft überreichte Holm Ott (links) an Reinhard Rück, Barbara Östreicher, Birgit Stuck und Rosalinde Oster (mit Urkunden von links). Darüber freuten sich auch die OGV-Vorstände Günter Pfalzgraf (2. von links) und Ralf Martin (rechts).
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  • Das silberne LOGL-Bäumchen für 25 Jahre Mitgliedschaft überreichte Holm Ott (links) an Reinhard Rück, Barbara Östreicher, Birgit Stuck und Rosalinde Oster (mit Urkunden von links). Darüber freuten sich auch die OGV-Vorstände Günter Pfalzgraf (2. von links) und Ralf Martin (rechts).
  • hochgeladen von Roland Albert

Bretten-Bauerbach. -roal-.  Sonntag Abend 20 Uhr in der Bauerbacher Mehrzweckhalle: Aufatmen bei Günter Pfalzgraf und Ralf Martin, den Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins. Der für den Verein seit langem wichtigste Tag ist beendet. Die Feier zur 100-Jahres-Gründung ist geschafft und zwar mit einem Ergebnis, das niemand in der Vorstandschaft oder im Verein erwartet hatte.  Eine vollbesetzte Halle, ein kurzweiliges Programm den ganzen Tag über ließ keine Langeweile aufkommen.

Hallenschmuck

Besucher waren erstaunt, welches Flair man mit Blumen-  und Pflanzenarrangements in die hauptsächlich für Sport genutzte Halle bringen kann. Vorstandsmitglied Marianne Liebhauser und ihre Helferinnen und Helfer erhielten dafür viel Lob. Dank galt auch Gerhard Weinkötz und seiner Frau Cornelia vom  OGV Büchig. Sie hatten mit Leihgaben für Tisch- und Bühnenschmuck zum feierlichen Ambiente beigetragen.

Ökumenischer Gottesdienst

Sonntag 9 Uhr  Gottesdienst? So früh? Deutlich mehr Leute als erwartet sind zum von Pfarrerin Sabine Hanselle und Pfarrer Harald-Mathias Maiba gemeinsam zelebrierten ökumenischen Gottesdienst gekommen. Der aus dem evangelischen Kirchenchor Kürnbach-Bauerbach, dem Gesangverein Bauerbach und dem Ensemble 'Freunde der Musik' gebildete Chor unter Leitung von Michael Mößner bestritt den musikalischen Teil des Gottesdienstes. Vor allem der Gesang 'Laudate omnes gentes, laudate Dominum. Lobsingt, ihr Völker alle, lobsingt und preist den Herrn', der über vierzig Sängerinnen und Sänger als Projektchor zusammen gestellten Gruppe, zeigte die Möglichkeiten des vierstimmigen Chorgesangs auf. 
"Ernte ist die schönste Zeit im Gartenjahr. Aber davor stehen Arbeit und Mühe. Aber eine höhere Macht muss mitwirken, wenn das Ganze was werden soll. Deshalb feiern alle Religionen in irgend einer Form Erntedankfeste". Dieser Grundgedanke zog sich durch Lesung, Evangelium, Predigt und Fürbitten. Marion Lindörfer, Dr. Peter Exner und Ilona Hiller von beiden Konfessionen unterstützten die beiden Geistlichen.  Höhepunkt des religiösen Teils des Festtages war das gemeinsam von Chor und Gläubigen gesungene Lied der Lieder der Christenheit 'Großer Gott wir loben dich'. Die in Bauerbach bei ökumenischen Gottesdiensten übliche Kollekte zu gunsten des Tafelladens brachte über 400 Euro.

Musikalische Unterhaltung

Der Festakt mit Grußworten, Festrede, Ehrungen sowie das Nachmittagsprogramm wurden vom Projektchor, von Frau Fesenbecker aus Kürnbach, über die Mittagszeit von Wolfgang Pfahler mit dezenter Kaffeehausmusik am Harmonium und anschließend von einem Ensemble des Musikvereins "Harmonie" mit Volksmusik jeweils passend zum Programmpunkt musikalisch umrahmt.

Begrüßung und Grußworte

Ralf Martin konnte drei Landtagsabgeordnete, einen Kandidaten für die Bundestagswahl, OB Nico Morast, Ehrenbürger und AltOB Paul Metzger, Ortsvorsteher Torsten Müller, Stadt- und Ortschaftsräte sowie Vertreter der örtlichen Vereine und Abordungen der benachbarten OGV begrüßen.
Holm Ott vom Bezirksverband, Jürgen Metzger vom Landesverband für Obstbau, Garten  und Landschaft (LOGL), Torsten Müller, Nico Morast und Andreas Maierhöfer vom Musikverein als Vereinsvertreter hoben in ihren Grußworten die Wichtigkeit des OGV für Natur und Landschaft aber auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Dorf hervor und hatten jeweils auch ein Kuvert dabei. Nico Morast erzählte: "Am Tag nach der Wahl stand der OGV bei mir auf der Matte. 'Können sie ein Grußwort von 2 - 3 Minuten halten?'. Später hieß es. Das Grußwort kann 5 - 8 Minuten lang sein. Und  im Programm steht jetzt 'Festrede OB'". Ich habe also freie Fahrt mit Open End. Er fasste sich dann aber angenehm kurz.

Festschrift

Zunächst wollte die Vorstandschaft keine Festschrift erarbeiten. Zu viel Aufwand. Dann aber doch. "Was unsere Vorgänger vor 50 Jahren hingekriegt haben, werden wir doch auch schaffen." Und dann: "Wenn schon denn schon, wir versuchen was Besonderes zu machen". Das Heft sollte nicht Format A5 sondern A4 haben und grafisch gestaltet sein. Dafür konnte die Grafik-Designerin Cäcilia Jordan gewonnen werden. Bilder sind wichtiger als Texte. Verstorbene Mitglieder und Festbesucher sollen nicht ganz vergessen werden, sondern über die Festschrift archivalisch weiter leben.
Das Ziel war sehr ehrgeizig. In knapper Zeit wollten Sitzungprotokolle aus allen 100 Vereinsjahren, Kassenbücher aus vielen Jahrzehnten, mehrere Ordner Vereinsakten gelesen und ausgewertet werden. Hunderte Dia´s und Bilder waren zu sichten und auszuwählen und wenn ausgewählt, dann zu reproduzieren, erläuterte der in Gärtnerkluft gekleidete Mitautor Roland Albert vor dem Mikrofon. Aus 24 geplanten Seiten wurden 40. Dadurch konnte die Finanzierung nicht mehr gehalten und das Heft nicht mehr wie vorgesehen verschenkt werden. Der Verein bat um Spenden. Viele Festbesucher holten sich eine Festschrift; im Sparschwein klimperte es nicht nur, sondern es raschelte auch.

Verbands- und Vereinsehrungen

Bezirks und Verbandsvertreter sowie der Verein ehrten 33 von den 69 Vereinsmitgliedern für besondere Verdienste oder langährige Mitgliedschaft. Die hohe Zahl ist ein Beleg für das nicht niedrige Durchschnittsalter der Mitgliedschaft. Wer geehrt wird, hat bereits einen längeren Lebensweg hinter sich. Es gab den Bronzenen Apfel, den Silbernen und den Goldenen. Vorstand Günter Pfalzgraf erhielt den Goldenen Apfel mit Silberkranz und einen Geschenkkorb. Der Logl verteilte 'LOGL-Bäumchen' genannte Anstecknadeln. Goldene für 40, silberne für 25 und bronzene für 10 Jahre Mitgliedschaft. Frauen erhielten zu der Urkunde noch einen Blumenstock und Männer zwei Flaschen Wein vom Neibsheimer Weingut Bachmann.

Überraschungsehrung besonderer Art

OB Morast bat Kassier Martin Schmitt noch mal auf die Bühne. Nach der Laudatio über seine Leistungen überreichte er dem sichtlich überraschten und schließlich überwältigten Jubilar die Landesehrennadel Baden Württemberg und die von Ministerpräsident Winfried Kretschmann unterschriebene Urkunde. Die Ehrennadel kann an Personen vergeben werden, die sich über mindestens 15 Jahre ehrenamtlich besonders engagiert haben. Enkel Paul wollte wissen was da los ist mit seinem Opa. Auf einen Zuruf aus dem Publikum stürmte er auf die Bühne und stellte sich mit der Prominenz zum Erinnerungsfoto auf. Sonderbeifall war im gewiss.

Obstsortenartbestimmer und Sensendengler

Der Stand der Streuobstinitiative Stadt- und Landkreis Karlsruhe war ständig belagert. Viele Besucher haben das Angebot genutzt, die Namen ihrer Äpfel und Birnen zu erfahren. Für viele gängige Sorten war das für Hans-Martin Flinspach, den Vorsitzenden der Streuobstinitiative, kein Problem. Für Früchte die von anderen nicht leicht zu unterscheiden sind, z.B. den Apfel Erbachhofer vom Blutstreifling, oder die Kugelbirne von der Grünen Jagtbirne, demonstrierte der Fachmann die feinen Unterschiede anhand seiner bebilderten Fachliteratur.
Auch der Platz vor dem Sensendengler Günter Kolb war ständig belegt. Nicht wenige im Saal sind bei der Ausbildung zum Baumfachwart durch seine Hände gegangen oder haben Baumschnittkurse und Veredelungskurse bei ihm besucht. Man kennt sich in der Szene. Andere durften/mussten schon in der Jugendzeit mit der Sense mähen und diese mit dem Dengelhammer und dem Wetzstein schärfen. Sie wollten es mal wieder probieren. Der zweite von Kolb vorbereitete Dengelplatz war permanent belegt. 

Strahlender Kassenwart am Abend

Vereinsmitglieder kennen die Handlungsmaxime von Kassier Martin Schmitt: "Wir nehmen niemals Kredite auf, wir geben nur das aus was wir haben!". Er war sich sicher, dass der überschaubare Kassenbestand des kleinen Vereins an diesem Sonntag nicht ab- sondern zugenommen hat; Geld für notwendige Ausgaben in der Vereinsanlage dürfte wieder da sein.
Die Halle war voll besetzt, die Bedienungen mussten 'flitzen'. Mittagessen mit Braten vom Bauerbacher Angusrind oder Schnitzel, vom Küchenteam um Vorstandsmitglied Timo Bechtold zubereitet, war kurz nach 14 Uhr ausverkauft, das Kuchenteam um Vorstandsmitglied Dorothea Suss hatte bis zum frühen Nachmittag Stücke von über 40 Kuchen und Torten über die Theke geschoben und dazu Kaffee ausgeschenkt. Dem Spülteam hinter der Halle um Ulrike, der Frau des zweiten Vorsitzenden Ralf Martin, wurde es nicht langweilig.  Und auch Axel Frey, als 'Springer' eingesetztes Vorstandschaftsmitglied, musste oft 'springen'. Nachgeorderter Wurstsalat und Würste für das Vesper am Abend waren am Ende auch ausverkauft. Die Halle musste am Abend besenrein sein, weil am Tag drauf Schulsport darin statt findet. Das Abbauteam konnte nur noch bedingt bewirtet werden. Ein Betroffener: "Grumbierasalat, a Stück Brot, Bier und zum Nachtisch Schorle, isch doch ah gveschbert". So gesehen stimmt das.

Autor:

Roland Albert aus Bretten

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