Sie ist eine von fünf Weinhohheiten auf dem Brettener Weinmarkt. Aber Simona Maier ist nicht nur Weinprinzessin für den Kraichgau, sondern auch bekennende Transfrau. Ein Gespräch mit der 27-jährigen Winzermeisterin aus Mühlhausen bei Heidelberg, die noch vor eineinhalb Jahren Simon Maier hieß.
Frau Maier, Sie haben lange mit sich gekämpft, bis Sie sich zu ihrer Identität als Frau bekennen konnten. Wie kam es, dass Sie schon ein Jahr später zur Weinprinzessin für den Kraichgau gewählt wurden?
Ich bin schon immer mit dem Weinbau verwurzelt und bin auch im Weinbau als Winzermeisterin und Kellermeisterin tätig. Es war schon immer ein Kindheitstraum Weinprinzessin zu werden. Und dieser Wunsch hat sich nun erfüllt. Ich konnte mich durch mein Fachwissen gegen die anderen Bewerberinnen durchsetzen.
Warum sind Sie mit Ihrer Geschlechtsangleichung an die Öffentlichkeit gegangen?
Ich stehe schon sehr lange in der Öffentlichkeit der Weinwelt. Ich war mehrfach Bundessieger und Landessieger beim Berufswettbewerb. Und auch durch meine eigene Weinmanufaktur stand ich im Fokus vieler Menschen. Des Weiteren habe ich gemerkt: Durch mein Outing kann ich auch andere Menschen motivieren und ihnen Mut machen.
Welche Reaktionen sind Ihnen bisher begegnet? Und wie gehen Sie mit negativen Äußerungen um?
Die meisten Reaktionen sind positiv, aber klar gibt es auch Stimmen, die es nicht so positiv sehen oder gar ablehnen. Aber ich denke mir einfach, man kann es nicht allen recht machen. Und verstecken möchte ich mich auch nicht, dafür bin ich mit 1,86 Metern einfach zu groß.
Wie sind Sie im Kreis der anderen Weinhoheiten aufgenommen worden?
Super positiv. Wir sind eine tolle Gruppe an Weinhoheiten, die die Weinländer Baden, Württemberg und Rheinland-Pfalz repräsentieren dürfen.
Wie bringen Sie Ihren Beruf als Kellermeisterin, Inhaberin einer eigenen Weinmanufaktur und Ihr momentanes Ehrenamt unter einen Hut?
Schwierig, aber es geht. Klar in der Herbstzeit, meiner Hauptarbeitszeit, ist schon alles auf spitz und Knopf zusammengepackt. Aber ich habe einen tollen Chef und auch eine tolle Familie, die mich unterstützt und mir den Rücken freihält. Des Weiteren liebe ich die Abwechslung, mal im Keller und mal auf der Bühne zu stehen und den Menschen das Produkt Wein, das ich wie so viele andere Kolleginnen und Kollegen produzieren, näher zu bringen.
Welche Botschaft möchten Sie als Weinprinzessin übermitteln?
Wein aus dem Kraichgau und Baden ist ein tolles Getränk und sollte weit über unsere badischen Grenzen hinaus vielen Menschen Freude bereiten.
Was zeichnet den Kraichgau gegenüber anderen Weinregionen besonders aus?
Das Land der tausend Hügel, und jeder Hügel hat einen anderen Untergrund und Boden. Wir sind die Weinregion mit verschiedensten Terroir-Profilen schlechthin. Und dazu kommt noch unsere riesige Auswahl an Burgunder Reben: Weißburgunder Spätburgunder, Grauburgunder, Chardonnay, Auxerroise, Schwarzriesling, St. Laurent und Frühburgunder.
Woran erkennen Sie einen Spitzenwein?
An seiner Klarheit und dass er trotzdem durch seine Komplexität überraschen kann.
Sie sind nicht zum ersten Mal im Unteren Kraichgau – im Juni haben Sie schon das Weindorf in Kürnbach eröffnet: Worauf freuen Sie sich beim Brettener Weinmarkt?
Nette Menschen, tolle Weine und natürlich gute Stimmung
Und wenn Sie persönlich wählen dürfen: Welchen Wein trinken Sie am liebsten?
Ich bevorzuge einen schönen Weißburgunder mit frischer Säure und schöner Mineralik.
Die Fragen stellte Chris Heinemann
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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