Winterschnittkurs des OGV Rinklingen
"Es erleichtert die Arbeit ungemein, wenn man weiß, welchen Baum man vor sich hat“

Andreas Siegele und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des OGV Winterschnittkurses beim Schnitt der Süßkirsche | Foto: Foto: Thomas Peschel

"Es erleichtert die Arbeit ungemein, wenn man weiß, welchen Baum man vor sich hat." Dieses Zitat gebrauchte Andreas Siegele, Referent beim Winterschnittkurs des OGV Rinklingen nicht bloß als launige Bemerkung, sondern als ernsthaften Hinweis an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Winterschnittkurses am vergangenen Samstag.

Begrüßt wurden die siebenundvierzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst vom ersten Vorsitzenden des OGV Rinklingen, Jürgen Veit. Veit freute sich über die große Anzahl externer Besucher, die sogar aus Kürnbach und Flehingen angereist waren: „Mehr Gäste als Vereinsmitglieder!“ So Jürgen Veit.
Sein Dank ging vorab an Edith Sauer für die Möglichkeit, den OGV-Schnittkurs wieder auf ihrem Grundstück durchführen zu können.

Von Veit als Referent und Obstbauberater der Stadt Stuttgart vorgestellt, ergriff Obstbaumeister Andreas Siegele anschließend das Wort:
„Winterschnitt, das heißt Schnitt im unbelaubten Zustand, ist wachstumsfördernd. Beim Winterschnitt werden Austriebsstellen reduziert, was einen kräftigen Austrieb an den verbleibenden Austriebsstellen zur Folge hat. Aber Vorsicht, Patentrezepte beim Baumschneiden gibt es nicht, ihr müsst jeden Baum einzeln anschauen“, so Siegele.

Beim anschließenden Gang über das Streuobstgartengrundstück der Familie Sauer gab es einen ersten Stop und die erste Praxisanleitung bei einem alten, nicht mehr ganz standfesten Sauerkirschbaum.
Hier erläuterte Andreas Siegele die Eingangsaussage bezüglich Arbeitserleichterung durch das Wissen, um welchen Baum es sich handelt: „Die Sauerkirsche trägt am einjährigen Holz und hat einzig an der Triebspitze einen Blattaustrieb. Kürze ich den einjährigen Trieb ein, schneide ich die Kirschen von der Versorgung durch die Blätter ab. Das gibt nur noch Haut und Knochen als Frucht.“

„Die Sauerkirsche wird auf den ersten, kräftigen, einjährigen Trieb zurückgeschnitten, das abgetragene Holz fliegt raus.“ Den eingängigen Erläuterungen ließ Andreas Siegele einen energischen Rückschnitt folgen. „Da bleibt ja nichts mehr!“, so einige Gäste, die Siegeles Schnittmaßnahmen erstmalig verfolgten. „Schön wird der Baum eh nicht mehr, aber Kirschen kann er so noch ein paar Jahre tragen“, erläuterte Siegele.

Über eine Süßkirsche ging es weiter zum Quittenbaum, noch behangen mit einzelnen vertrockneten Quitten. „Die Fruchtmumien sind richtige Moniliabomben. Ein holzzersetzender Pilz, der in den Fruchtmumien überwintert und dessen Sporen zeitgleich mit dem Blütenaustrieb reifen. Bleiben die Fruchtmumien im Baum, gibt das gleich eine Neuinfektion im Frühjahr. Also Fruchtmumien und geschädigtes Holz mit Sporendepot rausschneiden“, so Siegele. Ebenso schwache Äste mit kleinen Blüten. „Kleine Blüten, kleine Quitten. Die könnt ihr nach der Ernte mit der Axt aufschneiden.“ Einprägsame Formulierungen waren auch diesmal ein Markenzeichen von Andreas Siegeles Vortrag.

Abschließend wurde noch ein großer, alter Apfelbaum auf Verjüngung geschnitten. Holm Ott als OGV-Schriftführer dankte Andreas Siegele für den zweieinhalbstündigen, sehr informativen Schnittkurs, was die Gäste mit lang anhaltendem Applaus bekräftigten.

Bei Getränken und Steakweck im OGV-Zelt saßen noch viele Teilnehmer zusammen und Andreas Siegele beantwortete bereitwillig noch manche Einzelfrage. Der OGV freute sich über das breite Interesse am Schnittkurs und besonders über die Beitrittserklärung einer Teilnehmerin.

Autor:

Obst und Gartenbauverein 1936 e.V. Rinklingen aus Bretten

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