Biografien führen Betrachter Brutalität vor Augen
Museum im Schweizer Hof zeigt Wanderausstellung "Auftakt des Terrors"

Betroffenheit herrschte bei den Zuhörern um Oberbürgermeister Martin Wolff und Museumsleiterin Linda Obhof (von rechts). | Foto: Stadt Bretten
2Bilder
  • Betroffenheit herrschte bei den Zuhörern um Oberbürgermeister Martin Wolff und Museumsleiterin Linda Obhof (von rechts).
  • Foto: Stadt Bretten
  • hochgeladen von Christian Schweizer

Bretten (kn) Sie ist keine „leichte Kost“ und dennoch von enormer Wichtigkeit: Die Wanderausstellung „Auftakt des Terrors – Frühe Konzentrationslager in der Zeit des Nationalsozialismus" ist ab sofort im Museum Schweizer Hof in Bretten zu sehen. 

Biografien führen dem Betrachter die Brutalität vor Augen

Zehn Informations-Stelen veranschaulichen anhand von Bildern, Akten- und Zeitungsauszügen, wie das durch die Nationalsozialisten ausgebaute und in der Presse öffentlichkeitswirksam präsentierte System die Diktatur stützte: Ziel des Systems war die aktive Verfolgung von Menschen, die politisch nicht im Sinne der Nationalsozialisten agierten oder einer Minderheit angehörten, die der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt war. Zahlreiche Biografien führen dem Betrachter die Brutalität vor Augen, die bereits in der Frühphase des Nationalsozialismus begann.

"Grundstein wurde in der Weimarer Republik gelegt"

Andrea Hoffend, wissenschaftliche Leiterin des Lernorts Kislau und Co-Kuratorin der Ausstellung, schilderte sehr erhellend die Entstehung der „frühen Lager“ des NS-Regimes. Das ehemalige Bischofsschloss Kislau, bei Mingolsheim gelegen, gelangte früh in den Fokus der Nationalsozialisten und war eines der ersten Konzentrationslager im Reich. „Um überhaupt zu verstehen, wie es zur NS-Diktatur kommen konnte und schließlich im Holocaust endete, richtet sich unser Blick zurück und beginnt bereits 1918 mit der Weimarer Republik“, referierte die Wissenschaftlerin. In dieser Epoche sei der Grundstein gelegt worden.

"Es läuft mir eiskalt den Rücken herunter"

„Insgesamt 1.500 Männer bangten in Kislau um ihr Leben und ihre Freiheit“, erzählte die promovierte Politikwissenschaftlerin und Historikerin. Darstellungen aus 15 Lagern bilden die Basis der Wanderausstellung und stehen stellvertretend für mehr als 90 Lager im Deutschen Reich. Der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff ließ in seiner Rede anklingen, wie grausam und perfide dieses System aufgebaut war. „Es läuft mir eiskalt den Rücken herunter – es ist unvorstellbar. Menschen wurden gefoltert und ermordet – nichts könnte schlimmer sein“, sagte Wolff. Museumsleiterin Linda Obhof zeigte sich berührt und begrüßte die Kooperation, die es ermöglicht, diese Ausstellung in Bretten im Museum zu präsentieren. "Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sich in unserer unmittelbarer Nachbarschaft - in Städten aber auch in Dörfern - Lager befanden, darum ist es umso wichtiger, hierüber aktiv aufzuklären." Dazu trage auch diese Wanderausstellung bei.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:
Die Ausstellung ist im Stadtmuseum Schweizer Hof bis 3. Juli bei freiem Eintritt zu sehen. 
Öffnungszeiten: Samstag/Sonntag/Feiertage 11 Uhr bis 17 Uhr und Mittwoch von 15 Uhr bis 19 Uhr. www.auftakt-des-terrors.de

Betroffenheit herrschte bei den Zuhörern um Oberbürgermeister Martin Wolff und Museumsleiterin Linda Obhof (von rechts). | Foto: Stadt Bretten
Als Kuratorin stellte Dr. Andrea Hoffend vom Lernort Kislau die Ausstellung "Auftakt des Terrors" im Museum Schweizer Hof vor.  | Foto: Stadt Bretten
Autor:

Kraichgau News aus Bretten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

17 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Aktuelle Sonderthemen

Jetzt Leserreporter werden
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.