Knittlingen (kn) Unter dem Titel "Knittlingen Bauern, Pfaffen und Edelleut zwischen Hexenverfolgung, Bauernkrieg und Reformation im Kraichgau" gibt es am 27. Oktober, 16 Uhr, einen Vortrag im Faust-Archiv mit dem Historiker Ralf Fetzer über die Alltagsgeschichte des Kraichgaus zur Zeit der Renaissance.
Sei es für das alltägliche Leben, das Sterben, das Lieben und Arbeiten, sei es für den Bauernkrieg von 1525, das grundsätzliche Verständnis von Obrigkeit, die Reformation und die Hexenverfolgungen … für den Kraichgau gibt es bislang wenig konsequente Annäherungen an die konkreten Lebenswelten der einfachen Menschen für die Zeit vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Zumeist beziehen wir uns in den geschichtlichen Aufarbeitungen auf die Quellen herrschaftlichen Ursprungs und verweisen auf die fehlende Schriftüberlieferung der damals in unseren Dörfern und Städten lebenden Menschen. Der Referent will anhand ausgewählter Kraichgauer Beispiele aufzeigen, dass man sich dem Denken, den Deutungen, Wertungen und Werten der zumeist nicht schreib- und lesefähigen Bevölkerungsteile jener frühen Jahre durchaus annähern kann. Denn der Kraichgau birgt - bei all beschworener Quellenarmut – ein Füllhorn archivalischer Zugänge zum konkreten Leben aber auch zu den Vorstellungswelten der einfachen Menschen des 16. Jahrhunderts. Reformation, Bauernkrieg und der alltägliche Daseinskampf der Bevölkerung lassen sich ebenso an anschaulichen Beispielen aus Sicht der „einfachen“ Menschen in ihren Gemeinschaften aufsuchen, wie Fragen zu Hexenverfolgungen, Folter und zu dem jahrzehntelanger Selbstbehauptungskampf der Gemeinden in einer Phase großer gesellschaftlicher, konfessioneller, politischer und klimatischer Verschiebungen. Dabei soll bei vielleicht aller vermeintlich empfundener Nähe und Vertrautheit zu den „Vorfahren“ gerade auch ein Gefühl für die große kulturelle Distanz aufgezeigt und gerne auch diskutiert werden, die uns heute lebenden Menschen von den Lebensbedingungen und Wertesystemen der Menschen des 16. Jahrhunderts trennt.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.