Bretten (mk) Im Jahr 767 erscheint Bretten – das damalige „breteheim“ – erstmals im Codex des Klosters Lorsch und kann somit 2017 das 1250-jährige Jubiläum seiner ersten urkundlichen Erwähnung begehen. Die seitherige Stadtgeschichte weist eine Vielzahl an Facetten auf. Mit zweien von ihnen, der Religion und der Wirtschaft, befasst sich jetzt die neue Sonderausstellung „Ora et labora“, die das Brettener Stadtmuseum im Schweizer Hof vom 6. April bis zum 3. Oktober zeigt. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei die Frage, wie sich Glaubensüberzeugungen und praktisches wirtschaftliches Handeln im Laufe der Geschichte wechselseitig beeinflusst haben.
Schon die Nennung der Siedlung „breteheim“ im Lorscher Codex bezog sich auf eine Schenkung landwirtschaftlicher Güter auf Brettener Gemarkung an das Kloster, die ein fränkischer Adeliger „um seines Seelenheils willen“ vorgenommen hatte. Bereits in diesem Text findet sich somit ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen religiösen Beweggründen und Veränderungen auf dem Gebiet der Wirtschaft. In der weiteren Stadtgeschichte Brettens tauchen ähnliche Zusammenhänge über Jahrhunderte hinweg immer wieder auf.
Die Ausstellung „Ora et labora“ versucht, diesem prägenden Aspekt der Stadtgeschichte über mehrere Epochen hinweg an zahlreichen Beispielen nachzuzeichnen. Am Anfang steht dabei die Klosterwirtschaft des Mittelalters, als die Klöster Hirsau, Herrenalb, Frauenalb und Maulbronn in und um Bretten reich begütert waren, Weitere Themen der Ausstellung sind die Motive und der Verlauf der Reformation in der Stadt, die Zuwanderung von Glaubensflüchtlingen aus dem Veltlin und die konfessionellen Streitigkeiten unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen zur Zeit des Stadtbrands und Wiederaufbaus um 1700. Nachgegangen wird schließlich auch konfessionell bedingten Impulsen während der Industrialisierung von Bretten im 19. Jahrhundert.
Zahlreiche Bilder und Originalexponate lassen die skizzierten Zusammenhänge deutlich werden. Landwirtschaftliche Arbeitsgeräte der Kloster-Untertanen und Dokumente früher Brettener Industriebetriebe, Lebkuchen-Modeln mit religiösen Motiven, alte Kirchenbücher sowie Schriften und Porträts aus der Reformationszeit werden in der Ausstellung bewusst zu einer Gesamtschau vereint, die ein farbenprächtiges Panorama der wirtschaftlichen und religiösen Entwicklung Brettens bietet. Zahlreiche Leihgeber – Privatpersonen, Museen, Archive sowie die Kirchengemeinden der beiden großen Konfessionen – haben die Ausstellung mit sehenswerten und oft seltenen Exponaten unterstützt.
Die Ausstellung „Ora et labora – Religion und Wirtschaft in Bretten“ ist der zentrale Beitrag des Stadtmuseums zum Jubiläumsjahr 2017. Sie kann vom 06. April bis zum 03. Oktober jeden Samstag, Sonntag und Feiertag (außer 16. April) von 11 bis 17 Uhr besichtigt werden. Gruppenführung ab 10 Personen sind nach telefonischer Voranmeldung (Tourist-Info Bretten, Tel. 07252 / 58 37 10) auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten jederzeit möglich. Zur Ausstellung ist ein umfangreiches, reich bebildertes Begleitheft erschienen, das sich als handliches Kompendium zur Stadtgeschichte im Jubiläumsjahr versteht.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |