„Unser Markenzeichen ist das Ambiente“ – Gerhard Hähnle im Interview

11. Juni 2018
Marktplatz, Knittlingen
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Im Interview spricht der Vorsitzende der Knittlinger Vereine, Gerhard Hähnle, über die Organisation des Fauststadtfestes.

Herr Hähnle, 1975 fand das Fest zum ersten Mal statt. Was waren damals die Beweggründe, die Veranstaltung auf die Beine zu stellen?
Begonnen hat das heutige Fauststadtfest als ganz normales Knittlinger Straßenfest – damals noch jährlich. Ins Leben gerufen wurde es vom damaligen katholischen Pfarrer mit der Intention, Menschen zusammenzubringen. Außerdem, das vermute ich, hat er wohl einfach gerne „Festle“ gefeiert (lacht). Im Laufe der Zeit hat sich das Straßenfest natürlich stark gewandelt. Mittlerweile hat es ganz andere Dimensionen erreicht und der Fokus liegt vielmehr auf der Kultur und der Darstellung von Vergangenheit und Gegenwart. Ich denke, darauf deutet auch die Änderung des Namens von Straßenfest in Fauststadtfest hin.

Bevor Sie in den Vorstand der Vereinigung Knittlinger Vereine (VKV) gewechselt sind, waren Sie bei der Stadtkapelle Knittlingen tätig. Wie kam es dazu und welche Veränderungen hat das mit sich gebracht?
2003 habe ich den Vorsitz der Vereinigung Knittlinger Vereine übernommen. Zuvor war ich 25 Jahre als Kassier und erster Vorsitzender in der Verantwortung bei der Stadtkapelle und habe dort viel Erfahrung in der Vereinsarbeit gesammelt. Als ich zur VKV kam, war diese eine lose Arbeitsgemeinschaft von Knittlinger Vereinen. Um uns aus rechtlicher und finanzieller Seite zu schützen, haben wir uns dann dazu entschlossen, einen eingetragenen Verein zu gründen. Infolgedessen hat das Fauststadtfest einen ordentlichen Push erlebt. Wir haben uns neu geordnet, zum Beispiel durch die Gründung von Ressorts, das Fauststadtfest hat ein Logo erhalten und seitdem ist das Programm ständig gewachsen. Unser Markenzeichen ist das Ambiente: Wir dulden keine bunten Sonnenschirme oder Bierwägen mit Werbung. Wir legen sehr viel Wert darauf, die Atmosphäre der Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern zu bewahren.

Wie gelingt es Ihnen, alle Beteiligten unter einen Hut zu bringen?
Die Organisation, die schon im Herbst letzten Jahres begann, erfordert sehr viel Engagement. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, Unterstützung zu finden, nicht nur für mein Team und mich als Organisator. Den teilnehmenden Vereinen selbst fehlen helfende Hände. Auch sie stehen vor großen Problemen. Zum Schluss klappt es zwar immer, aber oft ist es für die Verantwortlichen eine riesige Bettelei.

Stoßen Sie da nicht irgendwann an Ihre Grenzen?
Wir sind kurz davor (lacht). Unser Team funktioniert hervorragend. Die Stadt Knittlingen, insbesondere der Bauhof, ist uns eine große Stütze und leistet einen großen Beitrag zum Fauststadtfest, aber es bleibt tatsächlich ungewiss, wie man den Aufwand noch stemmen kann. Dass es immer schwieriger wird, steht außer Frage.

Wie profitieren die am Fest teilnehmenden Vereine voneinander?
Die Vereine profitieren zunächst einmal sehr stark von der VKV, da die Gesamtorganisation in unserer Hand liegt. Zum anderen ist das Fest in finanzieller Hinsicht für die Vereine enorm wichtig. Das Fauststadtfest bietet eine beispiellose Plattform, auf der die Vereine die Möglichkeit erhalten, sich zu präsentieren, wie sie es sonst nicht könnten. Diese Chance haben die Vereine oft nur über dieses Fest.Und es herrscht ein tolles Miteinander zwischen den Vereinen – das darf nicht unerwähnt bleiben.

Was macht aus Ihrer Sicht die Attraktivität des Fauststadtfestes aus? Welche Bedeutung hat das Fest für die Region?
Ein großer Vorteil für uns ist, dass das Fauststadtfest den Reigen der Feste eröffnet – und die Leute sind festhungrig (lacht). Eine weitere Besonderheit ist, dass für ein Fest dieser Größenordnung kein Eintritt erhoben wird. Die Einzigartigkeit des Festes kommt dadurch zum Ausdruck, dass auf dem Fauststadtfest sowohl die Knittlinger Geschichte als auch Gegenwart gelebt wird – historisch, traditionell, aktuell. Wichtig zu wissen ist auch, dass das Fest ausschließlich von den Vereinen aus Knittlingen bestritten wird.Wir bieten ein attraktives Theater-, Musik- und Kulturprogramm mit vielen Highlights, wie zum Beispiel das Open-Air-Konzert des Mundharmonikaorchesters Knittlingen. Das Orchester spielt in Knittlingen sonst nicht, da wir keine genügend große Halle haben.

Was sind Ihre persönlichen Programm-Highlights?
In diesem Jahr haben wir zwei Premieren der Theatergruppe „Laterna Mystica“. Die Kinder- und Jugendgruppe spielt am Sonntag um 17 Uhr und Montag 16 Uhr den „Zauberlehrling“ und die Erwachsenen führen am Sonntag um 19 Uhr zum ersten Mal das Stück „Faust in Kreuznach – Anno 1507“ auf. So spannen wir dann den Bogen zum historischen Faust, dem Namensgeber des Festes.Natürlich gehören auch die Partnerstädte Montejaque und Benaoján, die am Festumzug beteiligt sind und die mit Musikkapelle und Flamenco-Tanzgruppe anreisen, zu den Höhepunkten des Fauststadtfestes. Nicht unerheblich sind auch die kulinarischen Genüsse. Die Vereine haben sich auch in diesem Jahr um eine große Vielfalt bemüht.

Herr Hähnle, was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass das Fauststadtfest bestehen bleibt. Dass es weiterhin Menschen geben wird, die sich engagieren und das Fest auf die Beine stellen.

Die Fragen stellte Redaktionsvolontärin Havva Keskin.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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