Gartenschau-Fachkommission hat Bretten besucht/Entscheidung über Vergabe im Oktober
"Bewusst einen anderen Weg gegangen"

Oberbürgermeister Martin Wolff (Mitte), Bürgermeister Michael Nöltner (links) und der Leiter des Stadtbauamts, Karl Velte, bei der Präsentation des Gartenschau-Konzepts. | Foto: swiz
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  • Oberbürgermeister Martin Wolff (Mitte), Bürgermeister Michael Nöltner (links) und der Leiter des Stadtbauamts, Karl Velte, bei der Präsentation des Gartenschau-Konzepts.
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Bretten (swiz) Eine entsiegelte Stadt mit erlebbaren Wasserläufen sowie einem hohen Freizeit- und Erholungsfaktor in verschiedenen Parks mit zahlreichen Sport- und Spielmöglichkeiten. Das alles soll für Bretten mit der Realisierung der Gartenschau in den Jahren 2031, 2033 oder 2035 möglich werden. Nachdem das von der Firma Gänßle + Hehr entwickelte Konzept vom Brettener Projektteam um Karl Velte, Leiter Stadtbauamt sowie Oberbürgermeister Martin Wolff und Bürgermeister Michael Nöltner Ende des vergangenen Jahres beim Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart abgegeben wurde, war in der vergangenen Woche die Gartenschau-Fachkommission zu Gast.
Diese habe sich vor allem beeindruckt von dem abweichenden Konzept der Schau gezeigt.

"Bewusst einen anderen Weg gegangen"

"Wir sind mit dieser Idee ganz bewusst einen anderen Weg gegangen und haben die Gartenschau in die Stadt geholt." So würden, anders als bei Gartenschauen auf der grünen Wiese, Flächen in der Innenstadt entsiegelt und nicht so schöne Ecken aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, so Wolff. Es sei daher vor allem "ein sehr ehrliches, nachhaltiges und mutiges Konzept der heutigen Zeit", ergänzt Nöltner. Diesen Zuspruch hätten die Verantwortlichen des "Kreativ-Teams Gartenschau" auch bei den Präsentationen des Konzepts auf dem Brettener Marktplatz gespürt. "Von den Bürgern kommt da zu 99 Prozent Zuspruch", sagt Wolff.

Das grüne "V" der Melanchthonstadt

Beim Rundgang mit der Gartenschau-Fachkommission hatten die Brettener Vertreter an fünf Stationen anhand großformatiger Visualisierungen das Konzept der Melanchthonstadt präsentiert. Unter dem Motto "Bretten verwandelt" sollen sich die grünen Hotspots der Stadt dabei wie ein "V" um die Altstadt gruppieren. Angefangen bei der Stadtbahnhaltestelle Stadtmitte über das Gelände des TV Bretten und weiter zum derzeitigen Stadtpark. Größtes und wohl spektakulärstes Vorhaben ist dabei die Umgestaltung des derzeitigen vom Hagebaumarkt Bretten (Wertheimer) belegten Areals zwischen der Luisenstraße und der Salzach am Windstegweg zu einem neuen drei Hektar großen Stadtpark "Stadtmitte". Im Park sollen die Menschen dann terrassenförmig angelegte Grünflächen erleben, die an einen zum Park hin aufgeweiteten Brühlgraben grenzen, an dem ein künstlicher Strand aufgeschüttet ist. Ein Radweg soll zudem die Ufermauer des dann mäandernden Bachlaufs zieren, der wiederum durch Alleebäume von der Wilhelmstraße abgegrenzt wird. Und auch die Straße ist im Konzept nicht wiederzuerkennen, denn sie soll, nach dem Bau der Südwest-Umgehung, einspurig in jede Richtung verlaufen.

Umsiedlung des derzeitigen Baumarkts

Um dieses Konzept zu ermöglichen, bedarf es jedoch einer Umsiedlung des derzeitigen Baumarkts mit seinen Lagerflächen. "Da sind wir auf einem guten Weg", betont OB Wolff. Es habe bereits sehr gute Gespräche mit Geschäftsführer Michael Wertheimer gegeben. "Zudem", so Bürgermeister Nöltner, "wenn es uns gelingt, die B294 durch die Umgehung aus der Stadt zu bekommen, dann sitzt der Baumarkt sowieso an der falschen Stelle." Dasselbe gelte auch für die Aral-Tankstelle, an deren Platz ein kombiniertes Kulturzentrum und Bürgerforum entstehen soll. Mit den Tankstellen-Verantwortlichen habe es allerdings noch keine Gespräche gegeben, so Nöltner. Das derzeitige Gelände des Norma- und Zoo und Co.-Marktes sowie der Sparkasse an der Pforzheimer Straße soll indes bis zur Gartenschau ebenfalls Bestandteil des großen neuen Stadtparks werden.

"Entsiegelung" heißt das Stichwort

"Entsiegelung" heißt auch das Stichwort im Hinblick auf den Parkplatz der Beruflichen Schulen (BSB). Dort soll statt der Parkmöglichkeiten, in Verbindung mit dem Uferbereich des Saalbachs und Teilen des bestehenden Schulcampus, ein sogenannter "Campuspark" mit einer Kleinbühne entstehen. Geparkt wird dann, so das Gartenschaukonzept, künftig in einem offenen Parkhaus mit begrünter Fassade, das an die Straße Am Gottesackertor grenzt. Damit erhebt es sich allerdings in direkter Nachbarschaft zum neu gebauten Altenheim des ASB. "Das wird aber kein Problem darstellen", ist sich OB Wolff sicher. Zum einen würden die Bewohner des Heims an dieser Stelle dann auf ein begrüntes Parkhaus statt auf einen tristen Parkplatz schauen. "Zum anderen haben sie dann einen eigenen Park direkt vor dem Haus."
Abgehend von der Straße Am Gottesackertor soll zudem ein sogenannter Uferrad- und Fußweg am Saalbach entlang bis zur alten Post gebaut werden. Die Grundstückskäufe für dieses Bauvorhaben seien so gut wie abgeschlossen, erklärt Nöltner. Während mit Vorhaben wie neuen Radwegen, so Karl Velte, schon früher begonnen werden kann, sollen die eigentlichen Großprojekte der Gartenschau erst vier Jahre vor der jeweiligen Schau begonnen werden. "Die Planung bedarf natürlich auch einiges an Zeit."

Großer Sportpark beim TV Bretten

Dies gilt auch für den Bau eines großen Sportparks in unmittelbarer Nähe des TV Bretten an der Withumanlage. Am Zusammenfluss von Weißach und Salzach zum Saalbach sollen Spielplätze, Outdoor-Fitness, Kletter- und auch Boulderwände sowie ein Beach-Volleyballfeld entstehen. Wie im neuen Stadtpark soll dort außerdem ein abgeflachtes Sandufer geschaffen werden. Das letzte Projekt des derzeitigen "Rückgrats der Gartenschau-Bewerbung" (OB Wolff) bildet die Aufwertung des derzeitigen Stadtparks. Dort soll sich über die bis zur Gartenschau realisierte Neubebauung des Sporgassenparkplatzes ein öffentlicher Dachgarten schieben. "Ob da drunter dann eine Mediathek oder Wohnungen stehen, wird sich zeigen", so Wolff.

"Da ist noch viel Potenzial"

"Wir haben mit diesem Konzept einen Masterplan entwickelt, den die Stadt braucht", betont Velte. Und dieser Plan soll auch gelten, wenn der Zuschlag der Fachkommission nicht an die Melanchthonstadt geht. "Selbst die Planung ist nachhaltig, denn das Konzept wird in jedem Fall umgesetzt", so OB Wolff. Dann könne es aber ein bisschen länger dauern. Und auch wenn die Bewerbung schon abgegeben ist, setzen die Planer weiter auf eine große Bürgerbeteiligung. "Diese Planung oder Machbarkeitsstudie ist das Rückgrat der Bewerbung. Wir wollen die Bürger aber gegen Ende des Jahres, wenn dies die Corona-Vorgaben erlauben, noch einmal einladen", so Wolff. Bei dem Treffen könnten dann weitere Ideen der Brettener Bürger das Grundgerüst erweitern. "Da ist noch viel Potenzial", so Wolff.

Stadtteile kommen in Kulturkalender

Wer bei dem Masterplan im Übrigen die Stadtteile vermisst, hat recht. Allerdings sollen diese dennoch in die Gartenschau eingebunden werden. "Jeder Stadtteil hat seine ganz eigenen hervorragenden Veranstaltungen", so Bürgermeister Nöltner. Er denke da zum Beispiel an die Bauerbacher Pferdeprozession. Diese Events sollen dann im Kulturkalender der Gartenschau ihren Platz finden. "Ich könnte mir außerdem gut vorstellen, dass wir Shuttles von der Innenstadt zu den jeweiligen Veranstaltungen in den Stadtteilen einsetzen", fügt Wolff hinzu. Die Entscheidung, wer den Zuschlag für die Gartenschauen in den Jahren 2031, 2033 und 2035 erhält, fällt im Oktober dieses Jahres.

Große Kosten für Gartenschau

So gewaltig wie die Projekte, sind auch die Kosten für die Gartenschau. So sollen zum Beispiel der neue Stadtpark „Stadtmitte“ mit 3,6 Millionen Euro, die Brühlgrabenpromenade, die sich an großen Teilen des Kanals erstrecken soll, mit rund 4,6 Millionen Euro und der Sportpark am Gelände des TV Bretten mit 2,6 Millionen Euro zu Buche schlagen. Insgesamt kommen die Planer auf Gesamtkosten von rund 21,3 Millionen Euro. Dazu kommen noch die Kosten für anfallenden Grundstückserwerb, Ersatzflächen, Altlastensanierung sowie die Errichtung der notwendigen Parkhäuser in Höhe von zehn Millionen Euro. Laut Verwaltung könne man aber nach dem Zuschlag für die Gartenschau auch mit größeren Förderungen rechnen. Zudem gebe es dann auch Synergie-Effekte mit anderen Fördertöpfen, etwa für die Renaturierung von Bachläufen oder die Schaffung von Fahrradwegen sowie den Förderungen beim Hochwasserschutz.

Alles zum Thema Gartenschau finden Sie auch auf unserer Themenseite.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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