Krystian Zimerman – Meisterpianist spielt Chopin und Brahms

Baden-Baden (kn) Ein Mann und sein Flügel: mehr braucht es nicht für einen unvergesslichen Konzertabend im Festspielhaus Baden-Baden. Für den Auftritt am Samstag, 4. Mai 2019, 18 Uhr hat der Ausnahme-Künstler Krystian Zimerman neben Brahms' geradezu sinfonisch dimensionierter f-Moll Klaviersonate Frédéric Chopins Mazurken und Scherzi gewählt, die unzweifelhaft zu dessen bedeutendsten Klavierwerken zählen.

Obwohl Johannes Brahms Frédéric Chopin bewunderte, ist doch seine eigene Musik ganz anders gestaltet. In dem Konzert am 4. Mai wird Krystian Zimerman Brahms' zweite Klaviersonate in fis-Moll zu Gehör bringen. Die Klaviersonate op.2 des erst 20-jährigen Komponisten lag bereits im November 1852 vollständig vor, wurde jedoch erst 1853 gemeinsam mit weiteren Klaviersonaten veröffentlicht, daher die höhere Ordnungszahl 2. Gewidmet hat er sie Clara Schumann. Manche Brahms-Forscher gehen sogar soweit, in dem Werk eine versteckte Liebeserklärung an die Widmungsträgerin zu sehen: Der Wechsel von schwärmerischer Melancholie und leidenschaftlichem Trotz, von Humor und Grübelei, Hingebung und energischem Zurückhalten, als ob eine romantisch-träumende Stimmung Gehalt und Gestalt sprengen will, ist offensichtlich, und fis-moll ist zudem auch die Tonart von Florestan und Eusebius, jenen beiden literarischen Gestalten, die Robert Schumann als Ausdruck seines künstlerischen und emotionalen Zwiespalts erfunden hatte, als er in den 30er-Jahren um Clara geworben hatte.
Ganz ohne Zweifel zieht die Sonate aufgrund ihrer technischen Anforderungen und ihres dramatischen Charakters die Zuhörer in ihren Bann.

Chopins Zyklus von vier Mazurken Op. 24 komponierte er bereits zwischen 1833 und 1836, veröffentlicht wurde der Zyklus jedoch erst 1846. Bereits diese vier kleinen frühen Stücke zeigen, dass die Mazurka ein Experimentierfeld für Chopin gewesen war: Wir finden hier harmonische Kühnheiten und kirchentonale Melodiebildungen.
Die vier hochvirtuosen Scherzi, die Chopin im Laufe seines Lebens schrieb, zählen zu seinen bedeutendsten Werken. Das leidenschaftliche erste Scherzo Op. 20 spiegelt nach allgemeiner Auffassung die emotionale Ausnahmesituation des Komponisten angesichts des Novemberaufstandes in Warschau. Das zweite Scherzo Op. 31 gilt als eines der Höhepunkte der virtuosen Musik in der Romantik. Das Stück kann als eine wilde Walzerphantasie aufgefasst werden. Das dritte Scherzo Op. 39 ist das knappste, ironischste und am strengsten gebaute der vier Scherzi – ein Werk von Beethovenscher Größe. Die Reihe wird abgeschlossen mit dem Scherzo Op. 54. Es ist das gelösteste Scherzo der vier – und das einzige, das in Dur geschrieben ist.

Der polnische Pianist Krystian Zimerman wuchs in einer musikalischen Familie auf. Musiker gingen ein und aus, Hauskonzerte gehörten zum Alltag, sodass für ihn die Begegnung und Auseinandersetzung mit Musik von Kindesbeinen an eine Sache des täglichen Lebens war. Als Fünfjähriger erhielt er ersten Klavierunterricht bei seinem Vater, der selbst Pianist war, und studierte später privat sowie am Konservatorium von Katowice. Sein Durchbruch erfolgte, als er 1975 den ersten Preis beim Chopin-Wettbewerb in Warschau gewann. Der 18-Jährige war der jüngste Sieger in der Geschichte des renommierten Wettbewerbs. 1976 lud ihn der legendäre Artur Rubinstein ein, mit ihm in Paris zu arbeiten. Diese Phase der engen Zusammenarbeit mit einem der größten Pianisten des 20. Jahrhunderts brachte ihm neue künstlerische und psychologische Erkenntnisse. In den letzten 40 Jahren ist Krystian Zimerman mit vielen internationalen Spitzenmusikern aufgetreten. Kammermusik spielte er unter anderem mit Gidon Kremer, Kyung-Wha Chung und Yehudi Menuhin, und er arbeitete mit Dirigenten wie Leonard Bernstein, Pierre Boulez, Herbert von Karajan, Zubin Mehta, Riccardo Muti. Sein letzter Auftritt in Baden-Baden war anlässlich der Osterfestspiele 2018 mit den Berliner Philharmonikern und Sir Simon Rattle.
Krystian Zimerman spielt im Konzert ausschließlich auf seinem eigenen Flügel. Die Konzentration, gewonnen aus der Gewissheit, immer auf dem vertrauten Instrument musizieren zu können, zusammen mit seiner Expertise in Fragen des Klavierbaus, erlauben es dem Künstler, jede Ablenkung vom rein Musikalischen auf das Mindeste zu reduzieren. Manchmal studiert er ein Werk jahrzehntelang, erforscht jeden Aspekt und den Sinngehalt, bevor er es in sein Konzertprogramm aufnimmt. Und dennoch: „Der letzte Touch – der die Kunst ausmacht – kommt im Konzertsaal“, stellt Krystian Zimerman fest.
Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de
Persönliche Beratung und Reservierungen: Tel. 07221 / 30 13 101

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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