Sonntags-Matinee: Marc-André Hamelin und das Takács Quartet mit Beethoven, Chopin und von Dohnányi

Baden-Baden (kn) Das legendäre ungarische Takács Quartet und der für seine Virtuosität berühmte kanadische Pianist Marc-André Hamelin kommen zur Sonntags-Matinee am 12. Mai 2019 ins Festspielhaus: mit Beethovens F-Dur-Quartett, Chopins berühmter Polonaise-Fantaisie und einem Klavierquintett des ungarischen Spätromantikers Ernst von Dohnányi.

Hypervirtuose Hamelin meister selbst die vertracktesten Passagen

Er gilt als einer der brillantesten Pianisten der Gegenwart, als einer, der mit „schier surrealer Technik“ selbst die vertracktesten Passagen „cool und in vollendeter Musikalität“ zu meistern versteht: Der Hypervirtuose Marc-André Hamelin, bekannt für sein hohepriesterliches Legato und die enorme Spannweite seiner Hände, ist ein Alleskönner am Klavier. Mit fünf Jahren begann er Klavier zu spielen, als 13-Jähriger beherrschte er bereits Charles Ives’ „Concord Sonata“, die mit ihrem vielfach geschichteten, immer wieder in drei Systemen notierten Klaviersatz eine Komplexität erreicht, die jeden Interpreten vor größte Herausforderungen stellt. Das Spiel des Frankokanadiers erkennt man, hat man ihn einmal gehört, an seinem magisch-perlendem und in sich vollkommen ausgeglichenem Anschlag mühelos immer wieder.

Eines der führenden Streichquartette der Gegenwart

Im Baden-Badener Festspielhaus widmet er sich am 12. Mai gemeinsam mit dem legendären Takács Quartet Ernst von Dohnányis wenig bekanntem Klavierquintett Nr. 1 c-Moll – einem durch und durch spätromantischen Frühwerk des 1877 geborenen ungarischen Komponisten, für dessen Wiener Erstaufführung kein Geringerer als Johannes Brahms persönlich sorgte.
Mit der Polonaise-Fantaisie As-Dur und dem Scherzo Nr. 4 E-Dur präsentiert Hamelin zudem zwei hochexpressive und -virtuose Werke Frédéric Chopins. Zu Beginn der Sonntags-Matinee erklingt Ludwig van Beethovens letztes Streichquartett F-Dur op. 135, das abschattiert beginnt und überschwänglich-tänzerisch ausklingt. Auf die Interpretation des 1975 in Budapest gegründeten und inzwischen in Boulder/Colorado (USA) ansässigen Takács Quartets darf man gespannt sein. Schließlich zählt das mit internationalen Preisen überhäufte Ensemble, das mit Marc-André Hamelin bereits Klavierquintette von Franck, Brahms, Schostakowitsch und Schumann eingespielt hat, zu den führenden Streichquartetten der Gegenwart. Mit elektrisierender Expressivität hat es nicht nur sämtliche Beethoven-Quartette in maßstabsetzenden, preisgekrönten Interpretationen vorgelegt. Das Takács Quartet war auch 2012 das einzige Streichquartett, das neben legendären Künstlern wie Jascha Heifetz, Leonard Bernstein und Dame Janet Baker in die „Hall of Fame“ der Fachzeitschrift Gramophone aufgenommen wurde.


"Es muß seyn! Es muß seyn!“

Beethovens letztes Streichquartett F-Dur op. 135 beginnt im „Schein des Heiteren“, so Friedhelm Krummacher. Tatsächlich will mit dem mollgefärbten zweitaktigen Einleitungsmotiv und seiner Tritonus-Spannung keine wirkliche Fröhlichkeit aufkommen. Das folgende Vivace, in dem eine einfache Melodik auf raffinierte polyrhythmisch wirkende Effekte trifft, sprüht dann aber vor Witz und guter Laune. „Süßer Ruhegesang“ notierte Beethoven auf den Skizzenblättern des Assai lento, womit der kantabel-schlichte Charakter der dunkel timbrierten Musik bestens beschrieben ist. Im Finale versah der Komponist unter dem Titel „Der schwer gefaßte Entschluß“ zwei den Satz prägende Motive mit programmatischen Untertiteln: „Grave: Muß es seyn?“ und „Allegro: Es muß seyn! Es muß seyn!“ Nachdem das Fragemotiv in der Einleitung voller f-Moll-Parthos fünfmal im unisono erklang, folgt im F-Dur-Allegro die fröhliche Antwort, mit der das Werk auch in tänzerischer Bewegung ausklingt.

In Frédéric Chopins Polonaise-Fantaisie As-Dur op. 61 ergeben fünf kunstvoll miteinander verwobene Themen – modulierend, kadenzierend und sich fortwährend steigernd – eine ganz eigene, originelle Form. „Eine fieberhafte Unruhe“ verspürte Franz Liszt in dem Werk: „keine Spur von kühnen, lichtvollen Bildern, sondern elegische Traurigkeit [...], nur unterbrochen von ungestümen Bewegungen, melancholischem Lächeln, unerwarteten Seitensprüngen, Ruhepunkten voll bangen Erzitterns“, was „allen Empfindungen eine tiefere Glut verleiht und endlich zu einem Grad von Erregtheit führt, der an Wahnsinn grenzt.“ Chopins Scherzo Nr. 4 E-Dur op. 54 ist demgegenüber von durchgehend idyllischer Atmosphäre und kommt schließlich gänzlich ohne innere Konflikte aus, wobei die brillante Musik bisweilen an shakespearesche Elfen oder Kobolde denken lässt.

Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de
Persönliche Beratung und Reservierungen: Tel. 07221 / 30 13 101

Marc-André Hamelin
Takács Quartet
Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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