Heimat- und Kulturverein Gondelsheim; Thomas Adam spricht über Naturkatastrophen. Vortrag am Freitag, 27. Mai, um 20 Uhr, im Gasthaus „Schlossstuben“ in Gondelsheim.
Wovor ist den Baden-Württembergern bange? Eine statistisch gesicherte Antwort auf diese Frage lautet: Sie haben Angst vor einer steigenden Zahl und Intensität von Naturkatastrophen im Ländle. Repräsentative Umfragen der Jahre 2012 und 2014 zeigen, dass keine Bevölkerung eines deutschen Bundeslandes sich mehr vor zunehmenden Naturgewalten fürchtet als gerade die Menschen im Südweststaat. Fast zwei Drittel machen sich Sorgen wegen den Folgen von Extremereignissen. Und auch nur hier, unter allen sechzehn Bundesländern, rangiert diese Furcht überhaupt vorne auf einem Spitzenplatz.
Ganz von der Hand zu weisen sind derlei Ängste keineswegs. Gewiss nehmen sich die von Naturgewalten herbeigeführten Verwüstungen im Südwesten bescheiden aus gegen das Schicksal unzähliger Menschen, deren Leben während der letzten Jahrzehnte in anderen Erdteilen durch Überschwemmungen, Beben und Tropenstürme ausgelöscht wurden. Trotzdem: Eine Insel der Seligen ist Baden-Württemberg dennoch nicht. Das höchste Hagelrisiko in ganz Deutschland besteht im Schwarzwald-Baar-Kreis, die Witterungsbedingungen der Oberrheinebene begünstigen das unheilvolle Auftreten sogenannter Superzellengewitter, den Raum zwischen Straßburg und Heidelberg wurde schon 1917 als eine regelrechte „Tornado-Allee“ bezeichnet. Erdstöße erschüttern regelmäßig Teile von Baden-Württemberg, die Schwäbische Alb gehört zu den seismisch aktivsten Gebieten diesseits der Alpen, und das Dreiländereck um Basel hat durch ein Jahrtausendbeben im Oktober 1356 einen festen Platz in der ewigen Katastrophenstatistik sicher. Im Norden war das Maintal während der Magdalenenflut vom Juli 1342 Szenerie eines der gewaltigsten europäischen Hochwasser im Binnenland.
„Solche Naturkatastrophen“, sagt Thomas Adam, Autor einer aktuell erschienenen Buchveröffentlichung zum Thema, „haben unsere Kulturentwicklung vielfach beeinflusst. Denn extreme Ereignisse dieser Art sind dem Menschen eine Zumutung – er würde sie und ihre Gewalt nur allzu gerne ausschalten.“ Und dies auch noch im 21. Jahrhundert, denn Naturkatastrophen, so Adam, seien immer wieder der ungeliebte Beweis dafür, dass die natürliche Umwelt sich auch von einer noch so hochtechnisierten Zivilisation nicht vollständig beherrschen lässt.
Auch der nordbadische Raum zwischen Heidelberg und Karlsruhe war in der Geschichte immer wieder von schweren Unwettern betroffen, an etlichen alten Hausmauern finden sich eingemauerte Zeichen, die den Hochwasserstand bei außerordentlichen Überschwemmungen markieren. Schwere Schäden verursachte im Mai 1931 in vielen Gemeinden am Kraichgaurand eine von sintflutartigen Regenfällen ausgelöste Flutwelle. 85 Jahre sind seither vergangen, aber die Hochwasser vom Juni 2013 und 2015 mit hunderten vollgelaufenen Kellern in den Saalbachgemeinden und tagelangen Feuerwehreinsätzen haben gezeigt, dass vergleichbare Gefährdungen auch gegenwärtig keineswegs gebannt sind.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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