„In Syrien wäre ich vielleicht schon tot“

Über das Internet hält Hasan Kontakt zu seiner Oma und Freunden zuhause in Syrien. gh
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  • hochgeladen von Christian Schweizer

Seit drei Jahren Jahren lebt der Flüchtling Hassan aus Syrien mit seiner Familie in Bretten. Die aktuellen dramatischen Bilder aus Syrien sind für ihn nur schwer zu ertragen.

Bretten (gh) Die Berichte aus Syrien, besonders aus der Stadt Ost-Ghouta, sind dramatisch. Der in Bretten lebende Flüchtling Hasan kommt aus Aleppo und für ihn ist es sehr schwer, die Berichte über die Situation in der Heimat zu hören. „Mir tut das Herz weh und ich kann nichts tun,“ sagt er. „Mein Gott, hilf den Menschen, sie wollen nur leben. Freunde erzählen mir, dass es dort jeden Tag viele Tote gibt, dass auch Kinder erschossen werden. Und die Menschen können nicht fliehen.“ Auch seine Heimatstadt Aleppo kennt man aus Berichten von Bombardierungen und Zerstörung. Hassan ist vor sechs Jahren von dort geflohen, da war er 16. Mit 17 hätte er in den Krieg ziehen müssen, das aber konnte er sich nicht vorstellen. „Ich wollte keine Menschen töten und schon gar nicht gegen eigene Leute kämpfen.“

„Es ist alles zerstört”

Doch Hassan ist ist nicht alleine geflohen. Weil sein Vater als Kaufmann keinen Handel mehr treiben konnte, hatte dieser entschieden, dass die ganze Familie flieht. Doch auch die Flucht war gefährlich. „Wir sind zuerst nach Ägypten,“ erzählt Hasan, „wo meine Schwester und ich zur Schule gehen konnten, um das Abitur zu machen. Weil wir aber dort nicht bleiben konnten, entschieden wir uns zur gemeinsamen Fahrt nach Europa übers Mittelmeer. Seit drei Jahren sind wir jetzt hier in Bretten und wir sind sehr dankbar, dass wir in Sicherheit sein dürfen.“ Die Großmutter von Hasan wohnt noch in Aleppo und lebt bei ihrer Schwester, damit sie nicht alleine ist. Sie habe nicht geglaubt, dass der Krieg so lange dauern und so schlimm werden würde, erzählt Hassan. Die Situation dort sei sehr schwierig. Es gebe kaum Strom und kein Leitungswasser, Lebensmittel seien knapp. „Es ist alles zerstört”, so Hassan. 

Ausbildungsstelle im Automobilbereich oder als Zugführer gesucht

Die Familie würde die Oma gerne zu sich holen. „Aber da gibt es zu viele Vorschriften, erklärt Hasan, „Wohnungsgröße, eigenes Einkommen, Sprache, Versicherung, das können wir nicht erfüllen.“ Er hat noch Freunde zu Hause, mit denen er Kontakt hält, die kümmern sich. „Sie gehen bei meiner Oma vorbei und reparieren zum Beispiel ihre Waschmaschine, die wegen des Stromausfalls kaputt gegangen ist.“ In den drei Jahren in Bretten hat Hasan schon eineinhalb Jahre als Reinigungskraft gearbeitet und hat zwei Praktika bei einem großen Telekommunikationsunternehmen gemacht. Er würde gerne Informatik studieren, aber leider wird in Baden-Württemberg sein Abitur nicht anerkannt. Stattdessen sucht er jetzt nach einer Ausbildungsstelle im Automobilbereich oder als Zugführer. Über die Entscheidung, aus seiner Heimat weggegangen zu sein, ist er heute froh. „Ich habe neue Menschen kennen gelernt, ich habe Deutsch gelernt, ich habe ein neues Leben. Zu Hause wäre ich vielleicht schon tot.“ Und auf die Frage, ob er eines Tages wieder zurück nach Aleppo möchte, antwortet er ohne zu zögern: „Ja, sehr gerne, in Sicherheit und Frieden.“

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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