Reichspostpaketwaage
Von der Brettener Schuhfabrik in der Hirschstraße blieb außer des Giebels nichts mehr übrig. Viel Inventar kam mit der Maßgabe „vielleicht kann man es mal brauchen“ in die Diedelsheimer Dreschhalle. Heidemarie Leins vom Bürgerverein fühlt sich verantwortlich für die gesammelten Stücke. Vor einigen Jahren wurde deshalb der Kontakt zum Schuhmuseum in Hauenstein gesucht und manches konnte auch abgegeben werden. Aber eigentlich war alles zu neu und mehrfach im Museum vorhanden. Eine damals auch angebotene Reichspostpaketwaage fand keinen Liebhaber. Mittlerweile stand die Dreschhalle schon zweimal unter Wasser und Schlamm. Ein Grund, die Waage nun endgültig abzugeben. Das geschieht am besten bei ebay, weil sie dann ihren Liebhaber finden kann. Zu diesem Zweck wurde sie eingehend fotografiert. Das Firmenschild wurde nun lesbar, und es stand darauf „Moritz Kahn, Pirmasens“.
Der Familienname Kahn kommt häufig in jüdischen Familien vor. Das wusste Leins. Ein Anruf im Stadtarchiv in Pirmasens und ein wenig Recherche im Internet festigte den Verdacht, dass es sich um eine jüdische Firma handelt. Die Eisenwarenhandlung Moritz Kahn war mit ihrem großen Lager spezialisiert auf Waagen, Geldschränke, Kassetten usw. Die Waage muss vor 1928 gekauft worden sein, denn danach vermietete Kahn sein Haus an die Kaufhaus AG. Die Firmierung hörte damit auf. Er starb 1933, seine Frau wurde 1940 nach Gurs deportiert, dann nach Nexon, wo sie 1942 ermordet wurde.
Nun wurde die Waage von Jimmy Donie von der Stadtverwaltung mit großer Freude abgeholt. Sie wird in der Sektion „Jüdische Geschäfte“ im Pirmasenser Stadtmuseum zu sehen sein. Die Archivarin Heike Wittmer ist glücklich, dass ein Stück aus der Pirmasenser Stadtgeschichte seinen Weg zurück gefunden hat.
Autor:Heidemarie Leins aus Bretten |
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