Interview mit Wein-Sommelière Annette Lutz über den Brettener Weinmarkt, Weine und Weingenuss
"Vielfältige regionale Weine – individueller Geschmack"
Bretten (ch) Mit dem Brettener Weinmarkt brechen wieder fünf genussvolle Tage an. Weinliebhaber/innen und solche die es werden wollen, erwartet ein vielfältiges Weinangebot, begleitet von guten Speisen und Musik. Wir haben uns mit der Oberderdinger Wein-Sommelière Annette Lutz über den Weinmarkt, über Besonderheiten der einheimischen Weine und über die richtigen Wein-Speisen-Kombinationen unterhalten.
Frau Lutz, was zeichnet den Brettener Weinmarkt aus?
Annette Lutz: Der Brettener Weinmarkt hat sich über 30 Jahre gut entwickelt und ist ständig gewachsen. Das Angebot an guten Weinen ist für jeden Weinliebhaber interessant. Eine Vielzahl der regionalen Weingüter, Winzer- und Weingärtnergenossenschaften sind mit ihren Spezialitäten präsent. Der Brettener Weinmarkt ist aus dem Weinkalender nicht mehr wegzudenken und hat eine große Strahlkraft weit über Bretten hinaus.
Welchen Einfluss hat das kraichgautypische Klima auf die Weine der Region?
Die Klimaveränderung stellt neue Herausforderungen an die Winzer. Hitze, Trockenheit und vermehrte Unwetter haben die Arbeit und Pflege des Weinbergs erheblich verändert. Gleichzeitig hat sich durch die klimatischen Veränderungen auch die Chance ergeben, neue Rebsorten an- und auszubauen, die man aus südlichen Ländern kennt. Die milden klimatischen Bedingungen mit vielen Sonnentagen im Einklang mit der aus Löss, Mergel, Keuper und Muschelkalk bestehenden Bodenstruktur unterscheiden den Kraichgau von anderen Weinregionen. Das Ergebnis sind filigrane Weine mit eleganter Struktur, Facettenreichtum, Klarheit, feiner Säure und moderatem Alkoholgehalt. Unsere Weine werden deshalb auch international geschätzt und überzeugen durch ihre Qualität und Finesse.
Gibt es eine gemeinsame Charakteristik der badischen und württembergischen Weine aus der Region und wenn ja, worin besteht sie?
Sie besteht aus der gemeinsamen Kulturlandschaft geprägt von südlichem Klima. In den höheren Lagen sind die Weinberge bis zur Waldgrenze bestockt und von Trockenmauern umgeben. Diese geologischen Vorzüge - gepaart mit dem besonderen Mikroklima erkannten bereits die Mönche des Klosters Maulbronn im 13. Jahrhundert. Im badischen Kraichgau und im württembergischen Stromberg gibt es Weingüter, die in beiden Regionen Weine anbauen. Die schwäbische Rotweinsorte Lemberger wächst inzwischen auch im badischen Kraichgau. Somit findet man bei der Arbeit der Winzer Gemeinsamkeiten, was sich in der Weinstilistik, in der Qualität und im Geschmack ausdrückt.
Weißwein zu Fisch, Rotwein zu rotem Fleisch - gelten diese Regeln immer noch oder darf es auch mal was anderes sein?
Zwischenzeitlich sind die Regeln aufgeweicht und hängen von der Situation und vom Geschmacksempfinden eines jeden Einzelnen ab. Unabhängig vom Essen kann auch die Jahreszeit eine Rolle spielen. Im Sommer wird mehr Weißwein und im Winter mehr Rotwein getrunken. Generell gilt, der Wein muss schmecken. Ein Entscheidungskriterium ist auch, dass der Wein zum Essen passt und die Individualität des Weintrinkers Berücksichtigung findet. Die besondere Herausforderung des Sommeliers ist, die Triangel "Mensch, Speisen, Wein" in Einklang zu bringen.
Gibt es einen Wein für alle Speisen?
Aus meiner Sichtweise als Sommelière: Nein.
Können Sie ein paar Beispiele für typische Speisenbegleiter nennen?
Auf die Region bezogen würde ich zu schwäbischem Rostbraten mit Speckbohnen einen Lemberger, zu Rehrücken "Baden-Baden" einen Spätburgunder, zu Maultaschen mit Röstzwiebeln und Kartoffelsalat Grauburgunder sowie zu Bruchsaler Spargel einen Silvaner empfehlen.
Was ist Ihr persönliches Highlight auf dem Brettener Weinmarkt?
Ich freue mich über ein differenziertes Weinangebot, das so individuell wie die Winzer ist. An jedem Weinstand gibt es besondere Weine zu entdecken. Der Brettener Weinmarkt repräsentiert über die Landesgrenzen hinaus die regionale Weinkultur.
Die Fragen stellte Chris Heinemann
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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