Neue Planung auf der Melanchthonhöhe
Aus Mega-Tower wird Plus-Energie-Turm in Bretten

So könnte der neue Melanchthon-Tower am Alexanderplatz aussehen. | Foto: Illustration: BVA Wohn- und Gewerbebau GmbH & Co. KG, Stuttgart und Bad Wildbad
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  • So könnte der neue Melanchthon-Tower am Alexanderplatz aussehen.
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Bretten (swiz) Ende Juli 2020 verkündete der geschäftsführende Gesellschafter der BVA Immobiliengruppe, Volker Gairing, vor den Brettener Gemeinderäten, den Oberhäuptern der Verwaltung und Pressevertretern seine Pläne zum Projekt "Melanchthonhöhe". Geplant war ein Quartier, auf dem unter anderem ein Kongresszentrum, Café und Restaurant sowie Wohnen entstehen sollte. Gebaut werden sollte auf dem Grundstück der ehemaligen Malag-Villa, an der Kreuzung der B35 und der B294. Gipfeln sollte das gesamte Bauprojekt in einem 82 Meter hohen Turm. Die Folge der Präsentation war zum einen Lob für den mutigen Entwurf, zum anderen scharfe Kritik, die sich in erster Linie an der Höhe des Turmes entzündete (wir berichteten).

Projektplanung wurde komplett ausgetauscht

Am gestrigen Dienstag, rund zwei Jahre später, kam der Brettener Gemeinderat nun zusammen und hat die Einleitung des Verfahrens zur Aufstellung des Bebauungsplanes „Melanchthonhöhe“ im beschleunigten Verfahren mehrheitlich beschlossen. Doch von der Planung von 2020 ist inzwischen nicht mehr viel übrig. Das damals angedachte Projekt wurde ad acta gelegt und gegen eine neue Planung auf dem rund 7.900 Quadratmeter großen Areal ausgetauscht, die Volker Gairing den Räten präsentierte. Neu ist auch, dass an dem Projekt nun neben der BVA auch die Fondsgesellschaft Catella und das französische Immobilienentwicklungsunternehmen Elithis beteiligt sind.

Herzstück soll der Wohnturm sein

Herzstück des neuen Vorhabens soll zwar ebenfalls wieder ein Wohnturm sein. Dieser hat nach den Ideen von Elithis allerdings noch eine Höhe von unter 60 Metern und wird flankiert von zehn Gebäuden. Vorbild für die markante Landmarke soll dabei der Plus-Energie-Wohnturm "Tour Elithis Danube" sein, der im Hafenviertel von Straßburg steht. Dieser hat eine Grundfläche von 554 Quadratmetern, 17 Stockwerke mit rund 60 Wohnungen, circa 900 Quadratmeter Bürofläche und eine Dachterrasse auf etwa 57 Metern Höhe. Dies ergibt eine gesamte Nutzfläche von rund 4.500 Quadratmetern. Das herausragendste Merkmal des Turms ist nach den Worten von Gairing aber seine Energieeffizienz. So soll der Turm dank optimaler Sonnenausrichtung und Ausstattung mehr Energie produzieren als tatsächlich benötigt wird. "Catella und Elithis planen fünf dieser Türme in Deutschland und der erste könnte in Bretten stehen", so Gairing.

1.233 Quadratmeter große Photovoltaikanlage

Seinen Überschuss an Strom erzeugt der Turm durch Photovoltaik-Zellen. So sollen sowohl das Dach als auch die nach Süden ausgerichtete Fassade mit einer insgesamt 1.233 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage ausgestattet werden. Die erzeugte Energie des "Tour de Bretten" soll dann, so der Unternehmer Gairing, auf die Bewohner des Hauses verteilt, die Überschüsse an die Stadtwerke verkauft werden.

Zehn Häuser plus Turm geplant

Zusätzlich zum Turm und entlang der Straßenachsen B35 und B294/Melanchthonstraße sowie am östlichen, öffentlichen Fußweg sollen neben dem Wohnturm insgesamt neun neue Gebäude entstehen, fünf davon sind mit fünf Geschossen vorgesehen. Im Übergang zur vorhandenen Bebauung in der Melanchthonstraße und hin zur Brunnenstube sind vier Gebäude mit jeweils vier Geschossen geplant, wovon sich das südliche Gebäude an der Melanchthonstraße nach Angaben Gairings an der Höhe des benachbarten Gebäudes Melanchthonstraße 130 orientiert. In den Häusern sollen dann neben Miet- und Eigentumswohnungen auch Betreutes Wohnen, Pflegewohnungen und Sozialwohnungen sowie Boardingapartments und auch diverse Servicewohnungen realisiert werden. Das genaue Nutzungskonzept werde aber parallel zum Bebauungsplanverfahren entwickelt werden, heißt es in der Vorlage. In der Mitte des dreieckigen Grundstücks ist ein dreigeschossiges Gebäude für Nahversorger und einen Indoorspielplatz angedacht. Damit keine Autos auf dem Areal stehen, soll zudem unter dem gesamten Grundstück eine Tiefgarage mit einem Stellplatz pro Wohnung sowie Besucher- und Mitarbeiterstellplätzen gebaut werden. Die Einfahrt ist dann, erklärte Gairing, im südöstlichen Grundstücksbereich von der Melanchthonstraße aus vorgesehen.

Grundsätzliche Zustimmung aus dem Gemeinderat

Grundsätzliche Zustimmung kam in der Folge aus dem Gemeinderat. Das Vorhaben sei "ein Leuchtturmprojekt", das genau die ökologischen Notwendigkeiten realisiere, die heutzutage von allen erwartet würden, so CDU-Sprecher Martin Knecht. Dennoch frage die CDU sich, wie die Verkehrsführung während und nach der 2,5 Jahre dauernden Bauzeit gelöst werde. Zudem lehne man das extrem verdichtete Bauen mit zehn Gebäuden plus Turm auf nur 8.000 Quadratmetern ab. Es müssten schon ein oder zwei Häuser weniger sein. "Sehr beeindruckend", fand auch "die aktiven"-Sprecher Jörg Biermann die Präsentation. Der Bau dürfe allerdings nicht zu Lasten Dritter, also der Anwohner der Brunnenstube gehen. Zudem mache man sich Sorgen um einen eventuellen Schattenwurf auf das angrenzende Wohngebiet. Dies habe man in einem Modell bereits überprüft, antwortete Gairing. Der Schatten falle lediglich auf das neu zu bebauende Areal.

Was ist mit Fußgängern und Radfahrern?

Auch Grünen-Sprecher Otto Mansdörfer betonte, dem Wohngebiet Brunnenstube dürfe durch den Bau kein Nachteil entstehen. Wenn das gesichert sei, dann sei das Hochhaus dort gut als Landmarke platziert. Auch, weil es die Altstadt in keiner Weise tangiere. Wichtig sei allerdings eine sehr gute Durchgrünung des Areals, so Mansdörfer. Markus Gerweck von der FWV macht sich indes Sorgen um die Beeinträchtigung der Melanchthonstraße während der Bauzeit. Zudem könne nur eine Einfahrt und Ausfahrt große Verkehrsprobleme auslösen. Darüber hinaus gebe es noch kein Konzept, wie Fußgänger und Radfahrer die Melanchthonstraße queren könnten, um in das neue Wohngebiet zu kommen. Eine einstmals angedachte Fußgänger- und Radfahrer-Brücke sei jedenfalls nicht mehr geplant, so Gairing auf Nachfrage Gerwecks. Als ein "kontroverses Zeichen" beurteilte Edgar Schlotterbeck (SPD) die Planungen. Dennoch stehe die SPD dem Projekt positiv gegenüber, da auf dem Areal die nötige Infrastruktur sowie eine Durchmischung aller Wohnformen vorgesehen sei. Sehr gut sei auch die geplante Tiefgarage mit Ladestationen für E-Autos.

Kritik von Anwohnern

Noch vor dem Eintritt in die Tagesordnung hatten einige Bürger, vornehmlich Bewohner der Brunnenstube, ihrem Unmut über das Vorhaben Luft gemacht. So sei zum einen kein Grund für ein beschleunigtes Bebauungsplanverfahren gegeben. Zum anderen sei Bretten immer noch ein ländlicher und kein städtischer Raum. Wenn man dann dort so einen gewaltigen Turm hinstelle, passe das einfach nicht.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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