Heilsbringer oder Gefährdung der Gesundheit? 5G-Standard im Landkreis Karlsruhe wird ausgebaut
Der Streit um die 5G-Technologie in der Region
Landkreis Karlsruhe (swiz) Der Ausbau des Mobilfunkstandards 5G (fünfte Mobilfunkgeneration) im Landkreis Karlsruhe schreitet stetig voran. Das hat eine Abfrage der Brettener Woche/kraichgau.news bei den führenden Telekommunikationsunternehmen Vodafone und Telekom ergeben. Bei 5G handelt es sich um die Weiterentwicklung des bisherigen Mobilfunkstandards 4G (LTE). Gegenüber diesem soll 5G eine bis zu zehnmal schnellere Datenübertragung ermöglichen und dadurch unter anderem dem Verbraucher eine deutliche Verbesserung der mobilen Kommunikation erlauben. Auch multimediale Anwendungen sollen so besser nutzbar sein. Die Industrie wiederum erhofft sich vom neuen Standard eine optimierte Vernetzung von Maschinen und eine Grundlage für die Automatisierung von Produktionsprozessen für die sogenannte Industrie 4.0. Und auch in der Telemedizin sollen die höheren Internetgeschwindigkeiten neue Maßstäbe setzen.
Telekom mit 68 5G-Standorten im Landkreis Karlsruhe
Vor dem High-Speed steht aber erst einmal der Ausbau und auch die damit verbundene Aufrüstung der bestehenden Mobilfunkstandorte mit 5G. Laut einem Telekom-Sprecher hat das Unternehmen im Landkreis Karlsruhe an derzeit 68 Standorten 5G in Betrieb. Zudem plane man „20 weitere zusätzliche Mobilfunkstandorte, die mit der Inbetriebnahme in den kommenden Monaten beziehungsweise zwei/drei Jahren auch 5G anbieten werden. Außerdem sollen 16 bereits vorhandene Standorte in absehbarer Zeit mit 5G aufgerüstet werden“, so der Sprecher weiter. Eine Aufschlüsselung der Zahlen auf einzelne Kommunen könne er allerdings nicht liefern.
Vodafone baut ebenfalls sein 5G-Netz weiter aus
Das wiederum kann sein Kollege bei Vodafone auf Anfrage. Laut dem Sprecher des Unternehmens betreibt Vodafone 104 Mobilfunkstationen im Landkreis Karlsruhe, davon fünf in Kraichtal, 13 in Bruchsal und elf in Bretten. Die genauen Adressen dürfe man aus Datenschutzgründen aber nicht nennen. Mit 5G sind jedoch bei weitem nicht alle der 104 Stationen von Vodafone aufgerüstet. Dennoch wolle man beim Aufbau des neuen Netzes zunächst „die bereits vorhandene Mobilfunk-Infrastruktur weitgehend mitnutzen und die 5G-Antennen, wo immer es möglich ist, zunächst an den 104 bestehenden Mobilfunkstationen anbringen - zum Beispiel an Masten, Aussichtstürmen, Kirchtürmen, auf den Dächern von öffentlichen Gebäuden sowie Wohngebäuden“, so der Sprecher. Dies geschehe Station für Station und an den ersten Standorten sei es bereits geschehen. Die Aufwertung der bestehenden 104 Stationen sei auch insofern logisch, als 5G kein komplett neues Netz, sondern ein „add on“ zum bestehenden Netz sei. Daher müsse man an den schon vorhandenen Standorten lediglich zusätzliche 5G-Technologie installieren.
Kritik von Initiative für umweltverträgliche Kommunikationstechnik
Neben den Vorteilen der mit der Einführung von 5G einhergehenden höheren Internetgeschwindigkeit haben sich seit Bekanntwerden der Technologie auch zahlreiche Initiativen gegründet, die eine Gesundheitsgefährdung für Menschen und auch Tiere befürchten. Eine dieser Gruppen ist die „Initiative für umweltverträgliche Kommunikationstechnik Bretten“. Mitglied Anita Schad kritisiert auf Anfrage der Brettener Woche, dass zahlreiche Studien zu 5G „deutliche Hinweise auf gesundheitliche Gefahren ergeben haben“. Bereits heute seien viele Menschen elektrosensibel. Symptome seien Kopfschmerzen, Migräne, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Schwindel und Herzrhythmusstörungen. „In schwerwiegenderen Fällen kann Mobilfunkstrahlung zur Bildung von Tumoren, Thrombosen und Infarkten führen“, so Schad weiter.
Thesen stützen sich auf Material von Diagnose Funk
Weitere Studien hätten Unfruchtbarkeit und schwerwiegende Auswirkungen auf die Entwicklung von Embryos nachgewiesen. Zudem habe Mobilfunkstrahlung negative Auswirkungen auf Insekten. Eine neue Meta-Studie, die im gemeinsamen Auftrag von NABU und dem Verein Diagnose Funk veranlasst wurde, weise daraufhin, „dass durch biochemische Reaktionen bei Insekten oxydativer Zellstress ausgelöst wird“. Dieser führe unter anderem dazu, dass die Reproduktion nachlasse. Somit werde das Insektensterben gefördert. Bei ihren Thesen stützt sich die Initiative nach eigenen Aussagen weitestgehend auf Infomaterial des gemeinnützigen Vereins Diagnose Funk. Das Ziel des Vereins ist es nach eigenen Aussagen „über gesundheits- und umweltschädigende Wirkungen elektromagnetischer Felder, wie sie durch Handys, Smartphones, Mobilfunkantennen, WLAN, DECT und weitere Elektrosmogquellen verursacht werden sowie über die psychosozialen Auswirkungen digitaler Medien aufzuklären.“
Telekom und Vodafone sehen keine gesundheitlichen Risiken
Angesprochen auf die möglichen gesundheitlichen Risiken der 5G-Technologie reagieren Vodafone und Telekom deutlich. „Wir nehmen die Sorgen der Menschen ernst und wir halten uns an alle Richtwerte. Die Telekom stützt sich auf die Expertise von renommierten nationalen und internationalen Fachgremien“, heißt es vom Sprecher des Unternehmens. Diese Gremien wiederum bestätigten, dass die geltenden Sicherheitsstandards die Gesundheit auch für den Anwendungsbereich von 5G schützen würden. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz habe sich mit dieser Frage intensiv beschäftigt und erklärt, „dass es nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht von negativen gesundheitlichen Auswirkungen ausgeht“.
Mobilfunk ist eine "sichere Sache"
Auch für Vodafone sei klar, dass sich in „weiten Teilen der Bevölkerung die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Mobilfunk nach aktuellem Stand der Wissenschaft eine sichere Sache ist“. Fakt sei, „die gesetzlichen Regelungen für einen sicheren Mobilfunkbetrieb beruhen auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Vodafone stellt auch bei der neuen Mobilfunkgeneration 5G an jedem Ort sicher, dass die Bestimmungen zum Schutz der Bevölkerung vor Gesundheitsgefährdungen jederzeit eingehalten werden.“ Daher gebe es auch bei den aktuellen und künftigen 5G-Stationen im Landkreis Karlsruhe keinerlei Auswirkungen für die Gesundheit der Anwohner.
Glasfaser statt 5G-Technologie?
An diesen Aussagen hegt die „Initiative für umweltverträgliche Kommunikationstechnik Bretten“ naturgemäß Zweifel und betont, bisher sei noch keine Technikfolgenabschätzung vorgelegt worden, die die Unschädlichkeit der 5G-Technologie beweisen könne. Zudem seien die Alternativen zum neuen Mobilfunkstandard doch da, so die Initiative weiter. „Mit dem Glasfasernetz sind Übertragungsgeschwindigkeiten von großen Datenmengen bestens gewährleistet. Auch im privaten Bereich, in Büros, Betrieben und Schulen empfehlen wir, die Netzwerke kabelgebunden aufzubauen, um die Strahlenbelastung zu minimieren“, heißt es von den Sprechern der Gruppe. swiz
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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