Baulückenkataster Bretten im Gemeinderat
In Bretten schlummert viel ungenutztes Baulandpotenzial

Das Baulückenkataster für Bretten-Nord mit den gelb markierten Baulücken. | Foto: Stadt Bretten
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Bretten (kn) 234 sogenannte Baulücken gibt es im Jahr 2021 in Bretten und seinen Stadtteilen. Das ist das Ergebnis der Fortschreibung des Baulückenkatasters, das von den Stadträten in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats zur Kenntnis genommen wurde. Bei diesen Baulücken handelt es sich um erschlossene private Wohnbauflächen, die zwischen schon bebauten Grundstücken liegen, aber nicht für den Wohnungsbau genutzt werden. Spitzenreiter bei den Baulücken ist laut der Erhebung die Brettener Kernstadt mit 93 Baulücken, gefolgt von Ruit und Diedelsheim (je 23 Baulücken) und Rinklingen mit 22 unbebauten Grundstücken. Die wenigsten Baulücken gibt es in Sprantal (sieben) und Dürrenbüchig (sechs). Insgesamt umfasst die Fläche der Baulücken ein Areal von 16,5 Hektar.

351 Wohneinheiten für über 800 Menschen  möglich

"Auf diesen Grundstücken könnten rund 351 Wohneinheiten für über 800 Menschen geschaffen werden", betonte der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff in der Sitzung. Allerdings habe die Stadt momentan so gut wie keine Handhabe, um die Grundstücksbesitzer zu einem Verkauf der Flächen an Bauwillige oder zum Bau eigener Häuser zu verpflichten. Und die Verkaufsbereitschaft sei "mangelhaft".  Baulücken sind gerade deshalb so attraktiv, weil sie zumeist eingebettet in schon gewachsenen Wohngebieten liegen und somit dem Grundsatz "Innen- vor Außenentwicklung" dienen. Das bedeutet, dass durch die Bebauung dieser Grundstücke Wohnraum geschaffen werden könnte, ohne zusätzliche Flächen im Außenbereich der Stadt zu versiegeln.

Zahl  der Baulücken ist zurückgegangen

Dennoch geht aus den Statistiken der Stadt auch ein deutliches Zurückgehen der Baulücken in Bretten hervor. So gab es in der Kernstadt 1986 noch 282 Baulücken (heute 93), in Neibsheim sank die Zahl im gleichen Zeitraum von 86 auf 19, in Büchig von 53 auf 13 und in Diedelsheim von 99 auf 23. Insgesamt reduzierte sich die Anzahl der Baulücken von 768 im Jahr 1986 auf 234 in 2021.

Hoffnung auf Grundsteuer C

In der anschließenden Aussprache betonte Stadträtin Isabel Pfeil (CDU), die "normalen und rechtskonformen Möglichkeiten reichten nicht aus, um die Grundstückseigentümer zum Verkauf zu bewegen". Allerdings stecke auch nicht hinter jedem leeren Bauplatz gleich ein böser Investor. Grünen-Rätin Ira Zsarina Müller gab zudem ihrer Hoffnung Ausdruck, mit der möglichen Einführung der Grundsteuer C der Lage Herr zu werden. Der Gesetzesentwurf der baden-württembergischen Landesregierung sieht vor, dass Kommunen aus städtebaulichen Gründen ab dem Jahr 2025 einen gesonderten Hebesatz für unbebaute, baureife Grundstücke festlegen können, die sogenannte Grundsteuer C. "Damit hätte man ein effektives Mittel", so Zsarina Müller und plädierte zudem dafür, auch leerstehende Scheunengrundstücke mit in das Baulückenkataster aufzunehmen.

"Altfälle, mit denen wir uns sehr schwertun"

Auf Nachfrage von FWV-Stadtrat Thomas Rebel, wie viele der insgesamt 16,5 Hektar großen Baulücken unantastbar seien und wie viele in den nächsten zwei bis drei Jahren wegfallen würden, erklärte in der Folge Cornelia Hausner vom Amt Stadtentwicklung und Baurecht, rund 16 Hektar seien "Altfälle, mit denen wir uns sehr schwertun". Diese Baulücken seien ein schwieriges Thema, betonte auch "die aktiven"-Stadtrat Aaron Treut, denn "junge Leute suchen dringend nach einem Bauplatz". Die kürzlich erfolgte Fortschreibung des Regionalplans trage zwar etwas zur Entspannung bei, aber man müsse auch die Bauplätze im Altbestand bebauen, um der Flächenversiegelung entgegenzuwirken. Von Treut folgte dann noch eine Spitze gegen ehemalige Stadträte, als er ausführte: "Wenn ehemalige Stadträte und aktuelle Ortschaftsräte ihr Baugrundstück inmitten eines Wohngebiets als Garten umfunktionieren und zurückhalten und das von der Stadt toleriert wird, dann müssen wir uns nicht wundern, wenn die Bürger mit ihren Grundstücken genauso verfahren".

"Erschreckende Hektar-Zahl"

Als eine "erschreckende Hektar-Zahl" bezeichnete Birgit Halgato (SPD) das Ergebnis des Baulückenkatasters. "Da liegt viel schönes Bauland brach." Die Grundsteuer C sehe sie allerdings nicht als probates Mittel, um diesem Problem Herr zu werden. "Das juckt die Besitzer nicht, die bei diesen Preisen jetzt auch nicht verkaufen", so Halgato.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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