ADFC Bretten fordert Klarheit für Radfahrer am Kreisel in der Pforzheimer Straße
"Radler muss sein Recht einfordern"

Mit der ausgestreckten linken Hand soll der Fahrradfahrer beim Einfädeln in den Verkehr auf sich aufmerksam machen. bea
  • Mit der ausgestreckten linken Hand soll der Fahrradfahrer beim Einfädeln in den Verkehr auf sich aufmerksam machen. bea
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Bretten (bea) Eines hat sich nach dem Umbau des Neff-Kreisels an der Pforzheimer Straße in Bretten eindeutig verbessert: Fußgänger haben durch den Zebrastreifen nun eine gut sichtbare "Vorfahrt" erhalten. Doch die Situation für den Radverkehr sei weiterhin sehr erklärungsbedürftig, sagt Jutta Biehl-Herzfeld, Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Bretten. In jeder Situation müsse ein Fahrradfahrer handlungsfähig sein, daher "muss eine Verkehrssituation immer intuitiv erfassbar sein." Erst dann könne ein Gefühl der Sicherheit für den Radfahrer entstehen.

"Der Kreisel ist nicht benutzerfreundlich"

Die Lösung der Verwaltung, den stadteinwärts fahrenden Verkehr mit einem Warnschild und zwei Warnbaken auf die geänderte Verkehrssituation aufmerksam zu machen, bewertet Biehl-Herzfeld als sehr gut. Das wünsche sich der ADFC allerdings auch für die Verkehrsteilnehmer, die stadtauswärts auf den Kreisel zufahren, sagt die passionierte Radlerin. Eine Beschilderung, mit der die Verhaltensweise beim Einfädeln des Radverkehrs erklärt wird, könne an dieser Stelle Klarheit schaffen. Dennoch sehe sie die Situation als kritisch an, da sich der Radfahrer versichern müsse, dass ihm die Vorfahrt auch wirklich gewährt werde. "Der Kreisel ist nicht benutzerfreundlich", lautet daher Biehl-Herzfelds Fazit.

Einfädeln gestaltet sich schwierig

Das in negativer Hinsicht Besondere am Einfädeln hinter der Baumarkteinfahrt ist die recht kurze Strecke, die Fahrradfahrern bleibt, um sich in den Verkehrsfluss von Pkw und Lkw einzufädeln. Zwar ist der Radweg bis zur Stadtbahnbrücke durch einen hohen Bordstein von der Straße getrennt. Danach muss der Radler aber auf einen markierten Radweg auf der Straße fahren. Diese verengt sich danach kurz vor der Kreiseleinfahrt deutlich, wodurch sich Auto- und Radfahrer sehr nahekommen.
„An dieser Stelle kann ein Fahrrad nicht neben einem Fahrzeug fahren“, sagt Biehl-Herzfeld. Ihrer Meinung nach müsse ein Radfahrer auf einer solch engen Fahrbahn mittig fahren, damit "niemand auf die Idee kommt, links zu überholen".

Selbsttest vom ADFC

Doch in die Mitte muss der Radler erstmal kommen, wie der ADFC-Vertreterin beim Selbsttest vor Ort bewusst wird. „Bislang sind wir davon ausgegangen, dass eine Fahrt für den Radfahrer durch die eingehaltenen Abstände gut möglich ist, aber die Autofahrer müssen ihn erstmal auf die Straße fahren lassen.“ Da viele Kraftfahrer vor dem Kreisel jedoch noch recht schnell unterwegs sind und erst kurz vor der Einmündung abbremsen würden, stelle sich die Situation für Radfahrer als recht gefährlich dar, meint Biehl-Herzfeld. Somit könne sie den Radweg an dieser Stelle nicht uneingeschränkt für gut befinden.

Verkehrssituation sorgt für viel Diskussionsstoff

Probleme des Kreisel-Miteinanders von motorisiertem Verkehr und Radlern werden auch bei Biehl-Herzfelds Testfahrt deutlich. So bremst ein Autofahrer nach kurzem Zögern zwar stark ab, um der vor ihm fahrenden Radlerin die Vorfahrt zu gewährleisten. "Leider sieht man an einer solchen Stelle aber öfter, dass ein Autofahrer lieber noch einmal Gas gibt, um den langsamer fahrenden Radler noch schnell zu überholen." Auch innerhalb des ADFC sorgte die neue Verkehrssituation für viel Diskussionsstoff. Mitglieder hätten viele Anrufe und Nachrichten erhalten, bei denen nach der richtigen Verhaltensweise für Radfahrer am Neff-Kreisel gefragt wurde. Ein Bürger habe sogar berichtet, dass ihm die Stelle zu gefährlich sei und er aus diesem Grund nicht mehr durch den Kreisel fahren wolle. „Das kann nicht das Ziel sein“, sagt Biehl-Herzfeld.

"Wie schaffe ich es hier durchzukommen?"

Radfahrern empfiehlt sie, vor dem Einfädeln in den laufenden Verkehr den linken Arm auszustrecken, damit der motorisierte Verkehr besser auf den Fahrradfahrer aufmerksam wird und sich darauf vorbereiten kann, in wenigen Metern die Fahrbahn mit einem weiteren Verkehrsteilnehmer teilen zu müssen. "Als wir entdeckt haben, dass die Stadt einen bestehenden Radweg auflöst, waren wir etwas ratlos und geschockt." Nach einer kurzen Recherche habe sie die von der Stadt umgesetzte, aus mehreren Optionen ausgewählte Musterlösung des Landes gefunden. Nach ihrer Testfahrt ist sich Biehl-Herzfeld aber sicher: "Das Fragezeichen, wie ich es schaffe hier durchzukommen, bleibt." Denn sie wolle sich nicht darauf verlassen, dass sie von motorisierten Fahrern gesehen und dann auch noch fahren gelassen werde.

"Stets Vorsicht geboten"

Anfangs habe er dem Umbau des Kreisels kritisch gegenüber gestanden, sagt Bürgermeister Michael Nöltner. Doch grundsätzlich sei er davon überzeugt, dass es besser sei, den Radfahrer zu einem Teil des Verkehrsflusses auf der Fahrbahn zu machen, anstatt ihn die Fahrbahn gemeinsam mit den Fußgängern überqueren zu lassen, wie es zuvor die Praxis war. Dadurch entstünden statistisch gesehen weniger Unfälle. Auch sei die gleiche Verkehrsführung für Radfahrer am geplanten Kreisel bei der Einmündung der Straße "Im Brückle" in die Pforzheimer Straße vorgesehen. An Stellen, an denen sich die Wege von Verkehrsteilnehmern kreuzten, sei stets Vorsicht geboten. Daher sei das Einfädeln der Radfahrer für alle Verkehrsteilnehmer ein Gewöhnungsprozess. Wenn die momentane Situation allerdings zu Irritationen führe, werde die Stadt etwas verändern. An dieser Stelle sei ein Reißverschlussverfahren für Fahrradfahrer angedacht, bestätigt Oberbürgermeister Martin Wolff. Eine entsprechende Ergänzung müsse die Stadt noch vornehmen. "Auch muss der Radfahrer an dieser Stelle sein Recht auf Vorfahrt einfordern, die Hand ausstrecken und anschließend mittig in den Kreisel fahren."

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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