Negatives Echo zu Lärmschutzplänen der Bahn
Ruiter Ortschaftsrat holt Bürger bei Entscheidung ins Boot

An der Bahnlinie in Ruit könnte eine Lärmschutzwand gebaut werden. Die Entscheidung darüber fällt der Brettener Gemeinderat. privat
  • An der Bahnlinie in Ruit könnte eine Lärmschutzwand gebaut werden. Die Entscheidung darüber fällt der Brettener Gemeinderat. privat
  • hochgeladen von Christian Schweizer

Bretten-Ruit (swiz) Vor knapp drei Jahren hatten Vertreter der Deutschen Bahn (DB) ihre Pläne für eine Lärmschutzwand entlang der DB-Strecken in der Brettener Kernstadt sowie den Stadtteilen Diedelsheim, Rinklingen und Ruit vorgestellt. Im letztgenannten Stadtteil ist dabei eine 1.396 Meter lange und bis zu drei Meter hohe Wand geplant, die sich unter anderem talseitig über die gesamte Ortslage bis zum Ortsausgang in Richtung Mühlacker ziehen soll.

Bahn geht von Baustart 2024 aus

Ob die Wand, für deren komplette Baukosten die Bahn aufkommt, gebaut wird, entscheidet letztendlich der Brettener Gemeinderat. Bei einer positiven Entscheidung des Rates geht die Bahn nach Auskunft eines Sprechers von einem Baustart im Jahr 2024 aus.

Ruiter Bürger waren zur Abstimmung aufgerufen

Um die Bürger bei dieser, für das Ruiter Ortsbild prägenden Entscheidung zu beteiligen, hatte der Ortschaftsrat des Brettener Stadtteils unter Federführung von Ortsvorsteher Aaron Treut zu einer Umfrage unter 609 Haushalten aufgerufen und entsprechende Umfragebögen generiert und verteilt. 290 Haushalte nahmen an der Abstimmung teil. Von diesen stimmten 47,93 Prozent für die Antworten "Nein, ich bin grundsätzlich gegen die Lärmschutzwand" und "Ich bin dagegen, kann aber damit leben". 41,38 Prozent stimmten für "Ja, ich bin auf jeden Fall dafür" und "Ich bin dafür, brauche es aber nicht unbedingt". 10,69 Prozent meinten, "Ich bin neutral".

Gebiete in Betroffenheitscluster gegliedert

Um ein noch differenzierteres Abstimmungsergebnis zu erhalten, hatte der Ortschaftsrat die Haushalte in Betroffenheitscluster gewichtet. Diese Cluster gliedern sich in "Haushalte mit Licht- und Sichtbehinderung durch die Lärmschutzwand", "Haushalte unterhalb der 57 Dezibel-Schallgrenze bei Nacht" sowie "Haushalte über der 57 Dezibel-Schallgrenze bei Nacht" und "Haushalte, die nur zeitweilig betroffen sind (Windrichtung)". Aufgesplittet nach dieser Gliederung, waren erwartungsgemäß 80,7 Prozent der "Haushalte mit Licht- und Sichtbehinderung durch die Lärmschutzwand" gegen die Baumaßnahmen, während sich 53,2 Prozent der "Haushalte über der 57 Dezibel-Schallgrenze bei Nacht" für einen Lärmschutz aussprachen.

"Es gibt Betroffene und Beteiligte"

"Gewichtet haben wir das Ganze, weil es Betroffene und Beteiligte gibt", erklärt Treut. "Die Betroffenen wohnen direkt an der Bahnlinie oder im Schallpegel über 57 Dezibel am gegenüberliegenden Berghang. Die Beteiligten leben dagegen so weit weg von den Bahngleisen, dass kaum Beeinträchtigungen vorhanden sind." Zusätzlich habe man bei der Umfrage noch die fünf Frageausprägungen berücksichtigt. "Je nach 'Vehemenz' der Antwort haben wir hier auch nochmal eine unterschiedliche Gewichtung eingearbeitet", erklärt Treut. Berücksichtige man all diese Gewichtungen komme man auf 55,3 Prozent der Abstimmenden, die gegen eine Lärmschutzwand seien und 41,2 Prozent, die sich dafür aussprechen würden, 3,5 Prozent sei der Bau "egal", bilanziert der Ruiter Ortsvorsteher.

"Pro und Contra"Argumente dargestellt

Um den Bürgern die Entscheidung bei der Abstimmung zu erleichtern, hatte der Ortschaftsrat in einem "Pro und Contra" noch einmal die Vor- und Nachteile der Errichtung einer Lärmschutzwand durch die Deutsche Bahn dargelegt. So gebe es eine Verbesserung der Lebensqualität durch weniger Lärmemissionen in Ruit. Zudem solle im Bereich Bauschlotter Straße - Friedhof und im Bereich der S-Bahn-Haltestelle die Lärmschutzwand auf zwei Meter reduziert und die obere Hälfte in Plexiglas ausgeführt werden. Dies trage zu einer Minderung der Sichtbeschränkung bei. Darüber hinaus lege sich die Wand an den Hang im Ruiter Tal an und zerschneide den Ort kaum.

"Massive Verschlechterung ihrer Lebensqualität"

Doch auch die Contra-Seite war mit Argumenten gefüllt. So könnten laut Ortschaftsrat, die betroffenen Haushalte, die direkt an der Bahnlinie wohnen, eine "massive Verschlechterung ihrer Lebensqualität" durch eine drei Meter hohe Mauer erfahren. Dazu würden Haushalte an der oberen Bauschlotter Straße/Alter Berg "durch die Lärmschutzwand vom restlichen Ort abgeschnitten und isoliert". Zusätzlich steigere sich dort der Lärm durch die Schallreflektion. Zudem müssten ab dem Jahr 2025 sowieso "alle Waggons auf den Schienen auf Flüstersohlen laufen". Daher werde es ab 2025 auch ohne Lärmschutz "deutlich leiser".

Ortschaftsrat bleibt neutral

Ortsvorsteher Aaron Treut wollte zu den Ergebnissen der Umfrage indes keine Wertung abgeben. Er betonte allerdings, dass in der jüngsten "sehr emotionalen" Ortschaftsratssitzung von vielen Ruiter Bürgern der Wunsch geäußert worden sei, einen Vorort-Termin zum Thema mit dem Gemeinderat und der Verwaltungsspitze zu vereinbaren. "Die Terminabstimmung und Koordination möchte ich dem Büro des Oberbürgermeisters überlassen", so Treut. Dem letztendlichen Beschluss des Gemeinderats zum Bau oder Nicht-Bau der Lärmschutzwand wollten er und der Ortschaftsrat nicht vorgreifen. "Wir werden in dieser Situation wie angekündigt, keine Empfehlung bezüglich der Lärmschutzwand aussprechen und uns neutral verhalten." Dennoch seien die demokratisch ermittelten Umfrageergebnisse im Gemeinderat bei der anstehenden Abstimmung zu berücksichtigen, so Treut.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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