"Schwarzer Würfel" oder guter Kontrast?
Sparkasse und Stadt Bretten wehren sich gegen "aktiven"-Kritik

Die aktiven-Fraktion vor dem neuen Sparkassen-Gebäude am Engelsberg in Bretten. Foto: privat
  • Die aktiven-Fraktion vor dem neuen Sparkassen-Gebäude am Engelsberg in Bretten. Foto: privat
  • hochgeladen von Christian Schweizer

Bretten (swiz) Das bisherige Ergebnis der Sanierungs- und Umbauarbeiten an der Sparkassenfiliale Bretten-Engelsberg hat scharfe Kritik bei der Brettener Gemeinderatsfraktion "die aktiven" ausgelöst. Bei den Arbeiten wird nach den Plänen des Architekturbüros Heiko Zirpel aus Bruchsal das Gebäude Engelsberg 8 erhalten, saniert und energetisch auf den neuesten Stand gebracht. Der Gebäudeteil Engelsberg 6 wurde abgerissen und durch einen kleineren Anbau ersetzt. Im Fokus der "aktiven"-Kritik steht die Sanierung der Hausnummer 8.

"Sehr dunkle Farbe" kritisiert

Bei der Vorstellung der Planungen zum neuen Sparkassengebäude im Gemeinderat habe er damals festgestellt, das Gebäude sehe aus "wie die Kaaba von Mekka, also sehr dunkel", erinnert sich der Fraktionsvorsitzende Jörg Biermann. So könne die Fraktion den Entwurf nicht mittragen, habe man daraufhin angemahnt. Der Architekt habe in dieser Sitzung allerdings versichert, dass „die Planvorlage zu dunkel sei“ und man die Farbgestaltung nachbessere. Vonseiten der Brettener Verwaltung sei zudem betont worden, dass hier die Altstadtsatzung gelte. "Aus diesem Grund stimmten die "aktiven" der Vorlage damals zu", so Biermann.

Altstadtsatzung nicht eingehalten?

Was man aber nun sehe, verärgere die Fraktion, so deren Sprecher. "Die schwarze Fassade blieb trotz Zusage unverändert, die Altstadtsatzung wurde einfach übergangen", betont "aktiven"-Stadtrat Hermann Fülberth. "Welchen Sinn hat eine Satzung, wenn sie nicht eingehalten wird?" Hierzu solle die Verwaltung Stellung beziehen. Das Problem sei laut der Fraktion aber nicht nur die Gestaltung. "Hier entsteht mitten in der Kernstadt von Bretten ein schwarzes Gebäude, das Hitze anzieht, speichert und wieder abgibt." Bundesweit werde diskutiert, so "die aktiven" weiter, mehr helle Farben zu nutzen, um Speicherung und Abgabe von Hitze zu minimieren, die Sparkasse mache es genau umgekehrt. Man bitte daher die Verwaltung tätig zu werden, um eine Nachbesserung zu erreichen.

Sparkasse widerspricht Kritik

Deutlich anders beurteilt erwartungsgemäß die Sparkasse Kraichgau die Optik und Wirkung ihres Baus am Engelsberg. Architekt Heiko Zirpel habe in der angesprochenen Gemeinderatssitzung ausgeführt, dass die vorgestellte Visualisierung weder die tatsächlich verwendeten Materialien noch die exakte Farbgebung der Fassade abbilden könne, betont Thomas Geiß, Vorstandsmitglied der Sparkasse Kraichgau. Zudem habe Zirpel ausführlich erläutert, dass die Fassade durch das gewählte Klinkermaterial in der Realität mehr Tiefe und mehr Ausdrucksstärke bekomme und sich je nach Lichtsituation heller oder – beispielsweise bei Regen – etwas dunkler darstelle.

"Sind überzeugt von breiter Zustimmung der Bürger"

"Der Klinker hat eine bewusst handwerkliche Optik, die mit dem hellgrau abgesetzten, niederen Gebäudeteil ein gewolltes Pendant zum Pfeiferturm darstellt", so Geiß weiter. Auch die Fernwirkung Richtung Melanchtonhaus mit seiner dunkelroten Sandsteinfassade ergebe mit dem Pfeiferturm und dessen Eckquadrierungen aus gelbem Sandstein und dem Muschelkalkmauerwerk einen interessanten Kontrast zwischen den städtebaulich markanten Gebäuden Melanchtonhaus, Pfeiferturm und Sparkassenkubus. "Wir sind überzeugt, dass das Ergebnis auf breite Zustimmung der Brettener Bürgerschaft stoßen wird", betont Geiß.

"Keine starke Aufheizung"

Und auch die Befürchtung der "aktiven", dass durch die Fassade eine zu starke Aufheizung des Gebäudes und der Umgebung erfolge, ist laut Geiß unbegründet. "Zum einen sind große Flächen der Fassade verglast, zum anderen wird das gesamte Areal gärtnerisch neu angelegt." Auf dem Sparkassen-Grundstück inklusive des Parkplatzes seien 16 hochstämmige Bäume geplant, Pflanzquartiere erhielten eine Staudenbepflanzung, "und der im Norden befindliche Hang zum Promenadenweg wird ebenfalls mit einer Staudenbepflanzung, die auch den heimischen Insekten dient, ergänzt", erklärt das Vorstandsmitglied.

"Nachhaltigkeit und Energieeffizienz spielen zentrale Rolle"

Überhaupt spielten Nachhaltigkeit und Energieeffizienz bei Sparkassen-Gebäuden und Bauvorhaben eine zentrale Rolle. "In Bretten haben wir uns bewusst gegen einen vollständigen Abbruch entschieden, sondern erhalten einen Großteil des bisherigen Gebäudes, welcher umfassend energetisch saniert wird." Neben den neuen Fenstern verbessere die vollgedämmte Fassade die Energieeffizienz. Mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und einem Blockheizkraftwerk im Keller könne sich die Filiale zudem weitestgehend autonom mit Energie versorgen. Darüber hinaus, so Geiß, stünden auf der vergrößerten Parkfläche künftig zwei E-Ladestationen zur Verfügung.

"Baurechtliche Fragen wurden alle eingehalten"

Auch auf Seiten der Stadt sieht man keine Gründe für die Kritik der "aktiven". Versäumnisse bei der Bauaufsicht habe es nicht gegeben. "Die Bauaufsicht bezieht sich in erster Linie auf baurechtliche Fragen. Diese wurden unserer Erkenntnis nach alle eingehalten. Die Farbe der Klinker ist eine gestalterische Entscheidung. Diese wurde in der Tat dem Gemeinderat mit zwei Varianten vorgestellt. Dabei hat sich der Rat für die etwas hellere Variante entschieden", heißt es aus der Pressestelle der Stadt. Diese Variante sei aber jetzt auch zur Ausführung gekommen. Entsprechende Muster der Klinker seien im Übrigen mehrere Wochen neben dem Sparkassengebäude zur Ansicht gestanden.

"Erwarten keine negativen energetischen Auswirkungen"

Bei der Frage nach einer möglicherweise zu starken Aufheizung des Gebäudes und seiner Umgebung schlägt die Stadt in die gleiche Kerbe wie die Sparkasse: "Wir gehen davon aus, dass das sanierte Sparkassengebäude nach neuesten energetischen Erkenntnissen zur Umsetzung kommt. Auch die Sparkasse Kraichgau hat daran sicher großes Interesse. Deshalb erwarten wir keine negativen energetischen Auswirkungen auf die Umgebung."

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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