Interview mit der Brettener Jugendgemeinderätin Jana Freis
"Weil jede Meinung zählt"
Bretten (swiz) Jana Freis ist nicht nur Sprecherin des Jugendgemeinderats in Bretten, die engagierte junge Frau wurde Ende März auch in den Landesvorstand des Dachverbands der Jugendgemeinderäte gewählt. Und das alles zusätzlich zu ihrem Studium der Rechtswissenschaften. Im Interview spricht Freis über ihre Arbeit im Verband und über die Zukunft des Gremiums Jugendgemeinderat.
Frau Freis, zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zur Aufnahme in den Landesvorstand des Dachverbands der Jugendgemeinderäte. Was genau ist im Vorstand Ihre Aufgabe und was hat Sie motiviert, noch einmal einen Schritt weiter in Ihrem Engagement in der Jugendpolitik zu gehen?
Vielen Dank! Bei der letzten Mitgliederversammlung Ende März wurde ich zur Vorsitzenden für Externes des Dachverbandes der Jugendgemeinderäte Baden-Württemberg gewählt. Dies ist eine neue Position, da die Struktur des Verbandes bei der Versammlung geändert wurde. Der Vorstand besteht nun nicht mehr aus dem ersten und zweiten Vorsitz, sondern teilt sich in den Vorsitz für Internes und Externes auf. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden für Internes, Reinhard Langer, sind die Aufgabenbereiche jetzt also aufgeteilt. Als Vorsitzende für Externes nehme ich also alle Aufgaben wahr, die den Verband nach außen vertreten. Dazu gehören beispielsweise das Mitwirken an Workshops, Pressearbeit oder die Kontakte des Verbands auszubauen. Ich war 2019 zum ersten Mal bei einem Dachverbandstreffen dabei und habe mich dort direkt sehr willkommen gefühlt. Mich hat die Stärkung von Jugendbeteiligung und insbesondere des Jugendgemeinderates schon länger stärker interessiert und dort habe ich verschiedene Personen getroffen, die das gleiche Ziel verfolgen. Daher war ich seitdem auch schon stärker mit dem Dachverband im Kontakt und habe bei Projekten und Veranstaltungen beispielsweise als Moderatorin ausgeholfen oder jetzt auch bei der Satzungsänderung mitgewirkt. Als nun die Vorstandswahlen anstanden habe ich mich dazu entschlossen, mich noch weiter zu engagieren und hier auch mehr Verantwortung zu übernehmen. Ich möchte die Jugendgemeinderäte nicht nur hier in Bretten, sondern überall unterstützen und mit meinen Erfahrungen zur Seite stehen.
Wie Sie in der letzten Gemeinderatssitzung in Bretten ausgeführt haben, sind die Bewerberzahlen für den Jugendgemeinderat (JGR) Bretten in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen. Auf was führen Sie diese bedauerliche Entwicklung zurück?
Ich denke, dass Jugendliche durchaus Interesse an einer Beteiligung haben und auch in Zukunft weiter beteiligt werden müssen und sollen. Schließlich sorgt unser Handeln heute für die Zukunft von morgen. Ich denke aber, dass einige Faktoren hier zusammenspielen, die den Rückgang der Bewerberzahlen erklären. So spielt meiner Meinung nach eine Rolle, wie sehr die Partizipationsmöglichkeiten von Jugendlichen in der Schule behandelt werden. Die meisten Jugendlichen kennen die Aufgaben von Bundes- oder Landtag, aber nur wenige wissen eben, dass es auch direkt in der Kommune eine Möglichkeit zur Beteiligung gibt. Je früher Kinder und Jugendliche sich aber beteiligen, desto mehr können Sie Einfluss auf ihr Lebensumfeld nehmen. Außerdem muss man als Teil eines solchen Gremiums auch gewisse Verpflichtungen eingehen, wie regelmäßige Sitzungen, die durch ein solches Engagement mit einhergehen. Dies kann zunächst abschreckend sein, sich neben Schule, Sport und Freizeit noch zusätzlich zu engagieren. Aber meiner Meinung nach ist der Zeitaufwand geringer als zunächst gedacht, weshalb es sich noch viel mehr lohnt, sich als Jugendlicher zu engagieren.
Ebenfalls in der letzten Gemeinderatssitzung wurde die Neufassung der Wahlordnung des Jugendgemeinderats beschlossen. Das bedeutet unter anderem, dass die Fünf-Unterschriften-Hürde für die JGR-Kandidaten gestrichen und das Wahlalter von 18 auf 20 Jahre hochgesetzt wird. Denken Sie, das wird den Negativ-Trend bei den Bewerbungen stoppen?
Die Hoffnung habe ich auf jeden Fall! Gerade in Corona-Zeiten waren nach Rückmeldungen von Jugendlichen vor allem die fünf Unterschriften ein Problem. Auch sonst finde ich die Streichung sinnvoll: Ziel sollte es sein, die Jugendlichen für ein Amt zu begeistern und ein Engagement zu fördern und nicht durch eine solche Hürde zu erschweren. Jugendliche sollten sich unabhängig ihrer Unterstützer für ein Amt bewerben dürfen, dadurch wird meiner Meinung nach auch die Hemmschwelle für eine Bewerbung gesenkt. Auch die Erhöhung des Wahlalters finde ich sehr zielführend. Ich war zwar bereits mit 14 Jahren im Jugendgemeinderat aktiv, aber erst als ich älter wurde, habe ich mich mehr für konkrete Themen interessiert. Auch mit 20 Jahren ist ein jugendliches Engagement möglich, ohne sich direkt für einen Platz im Gemeinderat zu bewerben. Auch jetzt merke ich, wie ich als Älteste im Gremium den anderen dadurch helfen kann und gewissermaßen auch als Vorbild diene. Schön zu sehen ist auch, wie sich die Mitglieder im Laufe der Zeit durch die Zusammenarbeit im Gremium entwickelt haben und auch ein gestärktes Interesse an Kommunalpolitik bekommen haben.
Sie absolvieren gerade das sehr anspruchsvolle Studium der Rechtswissenschaften. Wie schaffen Sie es, Ihr Studium sowie Ihre Arbeit als Jugendgemeinderätin und als Mitglied im Landesvorstand unter einen Hut zu bringen?
Vieles ist tatsächlich nur eine Frage des Zeitmanagements: Meistens sind die Sitzungen schon vorher terminiert, ich arbeite relativ frei und kann meine Termine und Vorlesungen daher gut einplanen. Sowohl das Studium, der Jugendgemeinderat als auch der Dachverband machen mir aber auch sehr viel Spaß, weshalb es mir auch nicht so schwerfällt, die nötigen Aufgaben dafür zu erledigen. Durch mein Studium lerne ich auch viele neue Seiten und Hintergründe kennen, die ich in den Jugendgemeinderat oder den Dachverband einfließen lassen kann. Es hängt also auch alles ein wenig zusammen. Der Jugendgemeinderat ist aber auch eine schöne Abwechslung zu meinem sonstigen Alltag, da ich hier meine Ideen und Vorschläge direkt in das Gremium mit einfließen lassen kann und es auch kreativer ist.
Nun gerne ein bisschen Werbung für den Jugendgemeinderat Bretten. Warum sollte man sich für ein Amt in diesem Gremium bei der Wahl am 26. September 2021 bewerben?
Weil jede Meinung zählt! Ob groß oder klein, alt oder jung: Der Jugendgemeinderat bietet eine großartige Möglichkeit neue Leute und Freunde kennenzulernen, viele neue Erfahrungen zu sammeln und über sich selbst hinauszuwachsen. Dadurch können Jugendliche direkt einbringen, welche Veränderungen sie sich wünschen und können diese auch durchsetzen. Dazu gehören nicht nur langweilige Aufgaben, sondern auch spannende Projekte. Daher mein Appell: Probiert Euch aus! Als Teil des Jugendgemeinderates kommen viele Vorteile mit, weshalb sich eine Kandidatur auf jeden Fall lohnen wird!
Die Fragen stellte Brettener Woche/kraichgau.news-Redaktionsleiter Christian Schweizer.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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