Wenn Tattoos vom Glauben erzählen
Glaube geht unter die Haut
Tattoos und Glaube sind kein Widerspruch. Im Gegenteil: oft drücken Tätowierungen aus, worauf Menschen vertrauen, was sie glauben und was ihnen wichtig ist. Und genau um das ging es kurz vor Weihnachten bei einem magischen Abend in der „Ziegelhütte“ in Neibsheim.
Pastoralreferent Mathias Fuchs, einer der Initiatoren, führte durch den Abend und zeigte, wie sich Glaube und Tattoos verbinden können: „Wenn sich Menschen etwas tätowieren lassen, zeigen sie, dass ihnen etwas heilig ist“, führte Fuchs in den Abend ein. Der experimentierfreudige Gefängnisseelsorger und Mitarbeiter in der Kirchengemeinde Bruchsal Michaelsberg hat in diesem Jahr zusammen mit Bettina Pfannendörfer die Headbangers‘ Church ins Leben gerufen – eine christliche Gemeinschaft für Hard Rock und Metal Fans.
Der Abend war von Livemusik gerahmt. Dazwischen gab es immer wieder Geschichten vom Leben und Glauben zu hören. Von Gästen wie Holger zum Beispiel: „Tiefgründige Menschen haben Tattoos und sind auf der Suche.“ Selbst tätowiert, freute er sich über die Veranstaltung: die beiden Welten von Glaube und Tattoos zu sehen, zu verbinden und ernst zu nehmen, sei großartig und spreche ihm aus der Seele.
Dass Glaube und Tattoos zusammenhängen, zeigt schon die Geschichte, erklärte der Theologe und Schriftsteller Paul-Henri Campbell. Er erinnerte daran, dass Tätowierungen als Glaubenszeugnisse eine jahrhundertealte Tradition haben: so kenne man zum Beispiel Pilger-Tattoos aus Jerusalem ; im Mittelalter haben sich Mönchen unter anderem tätowieren lassen, um die Passion Christi nachzuvollziehen .
Dass es beim Tätowieren durchaus auch Brücken zur Seelsorge gibt, berichtete die Brettener Tätowiererin Edvina Keskinovic-Wittmannn aus ihrem Alltag: in ihrem Beruf gehe es nicht ohne Vertrauen. Und gut tätowieren könne nur, wer ein offenes Ohr für die existenziellen Geschichten der Kunden habe.
Nach all den Wortbeiträgen luden die Veranstalter des Abends die Gäste dazu ein, sich segnen zu lassen – jede und jeder mit seinem eigenen, ganz persönlichen Tattoo und mit seiner ganz individuellen Lebensgeschichte.
Ein Höhepunkt des Abends war schließlich die Verlosung eines Tattoos – live gestochen von Tätowiererin Edvina. Kathrin, die Gewinnerin, ließ sich direkt vor Ort den Schriftzug „Faith“ auf ihr Handgelenk tätowieren. „Mein Glaube hat mir mein Leben gerettet“, erzählte sie, „und dieses Tattoo wird mich daran erinnern, dass da etwas Größeres ist, das mich trägt.“
Autor:Mathias Fuchs aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.