Triathlon Weltmeisterschaften 2024 auf Hawaii
2 Finisher des TV Bretten Triathlon bei der WM auf Hawaii
Mythos Ironman Hawaii: Die Triathlon-Weltmeisterschaft über die Langdistanz auf Hawaii.
Diesen Sportler- bzw. Triathletentraum haben sich dieses Jahr 2 für den TV Bretten Triathlon startende Ausdauersportler erfüllt.
Sebastian Häge aus Zaisenhausen und Thomas Fritsch aus Illingen hatten das Ticket nach Kona/Hawaii durch vordere Platzierungen in ihren Altersklassen beim Ironman im österreichischen Klagenfurt im Juni dieses Jahres gelöst.
Für Thomas (Altersklasse 50-54) war es seit 2019 nach Starts in Nizza, auf Hawaii und im finnischen Lahti über die Mittel- bzw. Lang-Distanz die fünfte WM-Teilnahme. Für Sebastian (Altersklasse 35-39) war es dieses Jahr nach dem Start 2023 über die Langdistanz in Nizza die zweite WM-Teilnahme.
Wie beim ganzjährigen Grundlagentraining galt es auch in den letzten Monaten vor dem Wettkampf für die Athleten trotz des enormen Trainingsumfanges gesund zu bleiben. Und das bei einer Steigerung des Volumen ab Mitte des Jahres auf 15-20 Wochenstunden verteilt auf die 3 Disziplinen.
Nachdem 2022 zum ersten Mal bei einem Starterfeld von über 5000 Teilnehmer#innen der Wettkampf auf 2 Tage verteilt wurde, finden seit 2023 die WM der Frauen und Männer getrennt jeweils im Wechsel auf Hawaii und in Nizza statt.
Dieses Jahr galt es wieder für die Männer sich den fast schon unmenschlichen Strapazen auf Hawaii zu stellen. So waren neben den medienwirksamen 56 Profi-Athleten noch weitere 2418 Männer aus 85 Ländern in ihren Altersklassen (wertungstechnisch getrennt beginnend bei 20 Jahren in 5 Jahresblöcken) am Start. Teilnehmerstärkste Nation waren die USA mit 638 Teilnehmern gefolgt von Deutschland mit 266 Teilnehmern. Knapp 50% der Starter kamen aus Europa, ca. 30% aus Nordamerika. Dabei lag der Altersdurchschnitt bei 46 Jahren. Der älteste Starter war sage und schreibe 84 Jahre der jüngste gerade mal 20 Jahre alt.
Der Mythos Hawaii hat sich nicht zuletzt durch die extremen klimatischen Bedingungen gepaart mit einer ebenso herausfordernden Topographie auf den Teildisziplinen entwickelt. Wie fast alle Starter waren auch die beiden Brettener zwecks Akklimatisierung und Inhalation des Hawaii-Flairs schon knapp 2 Wochen vor dem Wettkampftag angereist.
Wie immer waren dann am Wettkampftag 3,86 km in der Bucht von Kailua-Kona in einem Rechteckkurs, üblicherweise gezeichnet von starkem Wellengang und Strömungen wie auf offener See, zu schwimmen. Gefolgt von 180,2 km auf der Rad-Strecke, die entgegen der doch immer sehr flach wirkenden Fernseheinspieler über stolze 1772 Höhenmeter verfügt und auf der man fast ständig gegen einen sich zur Mittagszeit, für viele genau am Wendepunkt drehenden Gegenwind landeinwärts wehren muss. Abgeschlossen wurde das Ganze mit einem alles anderen als flachen (307 Höhenmeter) Marathon über 42,2 km. Und das spätestens zum Laufstart bei Temperaturen an die 40° und einer Luftfeuchtigkeit von nahezu 100%.
Zumindest was das fast flache Meer anging, konnte man dieses Jahr fast schon von Idealbedingungen reden. Hawaii-typisch zeigten sich aber, spätestens nach dem einsetzenden leichten Regen, die extreme Luftfeuchtigkeit und der, auf der Radstrecke vor allem zurück nach Kona, sehr böige Wind.
So verliert ein durchschnittlicher 80 kg Mann weit über 10 Liter Flüssigkeit und verbrennt deutlich über 10.000 Kalorien während des Wettkampfes. Dementsprechend ist die permanente Energie- und Flüssigkeitszuführung, d.h. die Gewöhnung des Körpers daran, eine weitere „Teil-Disziplin“, die ebenso wie auch die Swim-Rad-Lauf-Wechsel, trainiert werden muss.
Dessen natürlich völlig bewusst gingen die beiden Brettener hochmotiviert, technisch und mental bestens vorbereitet unterstützt von ihren mitgereisten Familien kurz nach den Profis in Startwellen ab 06:45 Ortszeit ins Wasser.
Beide wussten, dass ihre Qualifikationszeiten von Klagenfurt 9Std38 für Thomas und 9Std14 für Sebastian selbst unter gemässigten Hawaii-Bedingungen illusorisch waren.
Im Vordergrund stand erstmal zu finishen, dabei im Idealfall die Leiden in Grenzen zu halten und evtl. sogar Teile des Rennens zu geniessen. Dennoch schwebte auch bei diesen beiden, wie bei den meisten Hawaiistartern, neben dem Primärziel zu Finishen, der Traum einer Sub10 über der Bucht von Kona.
Sub10: Eine Endzeit von unter 10 Stunden, was gerademal 30% der Teilnehmer schaffen.
Geschwommen wird auf Hawaii aufgrund der badewannen-ähnlichen Wassertemperaturen (>27°) immer ohne Neoprenanzug – dafür mit etwas Auftrieb durch das Salzwasser.
Nach dem Swim zur imaginären Startline etwas vorgelagert in der Bucht (nur markiert von den Helfern auf ihren Surfboards) erfolgte der Start auf die 3,8km Strecke in Blöcken nach aufsteigenden Altersklassen. Der etwas stärkere Schwimmer Thomas konnte nach 1Std12 und Sebastian nach 1Std20 in einer für beide sehr erfreulichen Zeit aus dem Wasser steigen.
Nach kurzem Aufenthalt in der Wechselzone ging es für die beiden sehr guten Radfahrer für knapp 5 Stunden auf die 180km lange wellige Radstrecke. Das bedeutete einen Schnitt von ca. 36km/h bei knapp 1800 Höhenmetern. Wer als ambitionierter Radler schon mal versucht hat, auf einer 40km-Runde durch den Kraichgau mit evtl. 500 Höhenmetern nur einen 30er Schnitt zu fahren, kann sich in etwa vorstellen, welche Watt-Werte dafür nötig waren.
Nach einem erneuten kurzen Aufenthalt in der Wechselzone ging es nicht minder flott auf den abschliessenden Marathon. Die 42,2 km lange Laufstrecke konnte Thomas in mehr als respektablen 3Std40 und der etwas stärkere Läufer Sebastian in unglaublichen 3Std21 bewältigen. Für die Einordnung dieser Laufleistungen: um nach dieser Schwimm- und Rad-Strecke unter diesen Bedingungen diese Zeiten laufen zu können, bedarf es isolierten Halbmarathonzeiten unter Normalbedingungen von 1Std20 bzw. 1Std15.
Nach einer kaum vorstellbaren Willensleistung die Höhen und Tiefen während des Wettkampfes bewältigt und im Bewusstsein alles richtig gemacht zu haben, völlig erschöpft und zurecht „stolz wie Oskar“ (einer der ersten Hawaii-Finisher), kamen Thomas mit einer Gesamtzeit von 10Std01 und Sebastian mit 9Std57 ins Ziel. In ihren Altersklassen bedeutet das für Thomas den 37. Platz von 409 Startern für Sebastian den 138. Platz von 626 Startern. Im Gesamtfeld der 2282 Finisher der 666. bzw. der 626. Platz.
Grössten Respekt und tiefste Verneigung für die erbrachten Leistungen.
Nach Hawaii ist vor Nizza – evtl. auch mal was Kürzeres auf der Mitteldistanz 70.3 WM im kommenden Jahr zusammen mit den bereits qualifizierten brettener Agegrouperinen Petra Engel und Finnja Ernstberger auf Marbella. Wir sind gespannt auf 2025.
Autor:TV Bretten Triathlon aus Bretten |
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