Neiguggt in Gölshausen - Interview mit Thomas Zwecker vom SV Gölshausen
„Es gibt eine andere Bindung zum Verein“

Bretten-Gölshausen (swiz) Der SV Gölshausen hat wie viele andere Vereine nicht nur mit der derzeitigen Corona-Pandemie zu kämpfen, sondern auch mit den Veränderungen im Amateurfußball, der fehlenden Bereitschaft, ein Ehrenamt zu übernehmen und den großen Herausforderungen in der Jugendarbeit. Über diese und weitere Themen hat die Brettener Woche mit dem Spielausschuss-Vorsitzenden Thomas Zwecker gesprochen.

Herr Zwecker, was hat sich im Amateurfußball, auch beim SV Gölshausen, in den letzten Jahrzehnten verändert?

Der Amateurfußball hat sich dahingehend verändert, dass die Spieler eine andere Bindung zu einem Verein haben. Es wird immer seltener, dass ein Spieler längere Zeit bei einem Verein bleibt. Was uns ganz besonders beunruhigt, ist die Erwartungshaltung der Spieler einer finanziellen Vergütung. Das hat in den letzten Jahren zugenommen, was aber ein hausgemachtes Problem der Vereine ist, nicht der Spieler. Als Verein steht man vor den gleichen Herausforderungen wie ein Unternehmen im Umgang mit den Spielern, das zieht sich von der Jugend bis in den Seniorenbereich. Wir versuchen uns hier, als Verein zu öffnen, um die Spieler mit ihrem Umfeld abzuholen und eine Gemeinschaft zu bilden. Das geht nicht so-fort, dieser Prozess dauert, hier sind wir aber mit den aktuellen Entwicklungen sehr zufrieden.

Früher gab es im unterklassigen Amateurfußball immer eine lange Vereinstreue. Warum ist es so schwierig geworden, gute Spieler zu halten?

Dies ist differenziert zu betrachten. Ein Spieler will sich sportlich messen. Wenn wir ihm als Verein diese Plattform nicht bieten können, ist es normal, dass sich ein Spieler nach Alternativen umschaut oder angesprochen wird. Jedoch gibt es auch Spielertypen, denen es wichtig ist, mit Freunden auf dem Platz zu stehen und gemeinsam den Spaß am Fußball zu erleben. Darum lässt sich diese Frage nicht im Allgemeinen beantworten, die Charaktere der Spieler sind so unterschiedlich und individuell. Eine allgemeine Antwort würde keinem Spieler gerecht werden, aber die Vereinstreue gibt es definitiv noch. Die Vereinstreue hat auch mit dem Verein zu tun, nicht nur mit dem Spieler, es muss immer für beide Seiten passen.

Was zeichnet den SV Gölshausen als Verein besonders aus? Welche Entwicklung hat der Verein auch im Hinblick auf den Breitensport gemacht?

Wir versuchen der Zeit gerecht zu werden, Jung und Alt miteinander zu verbinden und uns gegenüber den Mitgliedern zu öffnen. Im Breitensport gab es kaum Zuwachs an neuen Sportarten, jedoch findet das an-gebotene Programm regen Anklang, was uns sehr freut.

Welches sind die besonderen Herausforderungen, die der SV Gölshausen in den nächsten Jahren zu meistern hat?
Der Verein muss sich der Zukunft stellen, das Leben wird immer digitaler und es eröffnen sich stetig neue Sparten und Angebote. Es gilt wach zu bleiben und zu erkennen, was für den SV Gölshausen Sinn macht und was nicht. Das Thema Finanzierung ist auch ein sehr präsentes Thema, als Verein wird die Betreuung der Angebote immer aufwändiger, was eine erhebliche Belastung an das Ehrenamt darstellt. Im Umkehrschluss wird es immer schwieriger, Mitglieder für ein Engagement im Verein, ein Ehrenamt, zu gewinnen. Dasselbe gilt auch auf Sponsorenebene.

Wie schwer ist in diesem Zusammenhang auch die Nachwuchsgewinnung und wie ist der SV Gölshausen in der Jugendarbeit aufgestellt?

Jugendarbeit ist sehr aufwändig, es bedarf eines großen Betreuerstabs, der auch eine gewisse Eignung haben muss. Es ist sehr schön mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, jedoch auch sehr sensibel und individuell. Der SV Gölshausen ist hier, wie so viele Vereine, vom VfB Bretten abgehängt worden, die das aktuell auch wirklich sehr gut machen. Wir müssen schauen, wo die Lücken sind und uns dahingehend bemühen, die Kinder und Jugendlichen abzuholen. Dies wird eine herausfordernde und spannende Aufgabe werden.

Was sind die Ziele der ersten Fußball-Mannschaft des SV Gölshausen in dieser Saison?
Unser oberstes Ziel ist es, eine Mannschaft zu etablieren, die sich findet und über einen längeren Zeitraum zusammenbleibt und Spaß am Fußball lebt. Wir wollen mit dem Abstieg nichts zu tun haben, Trainer und Mannschaft haben einen anderen Anspruch an sich selbst, das freut uns als Verein und ist auch gut so. Wir als Verein wissen, wo wir herkommen und um die jüngste Geschichte, deshalb denken wir in kleinen Schritten und freuen uns auf die kommende Runde mit den Jungs.

Die Fragen stellte Brettener Woche-Redaktionsleiter Christian Schweizer.

Alles zum Thema „neiguggt in Gölshausen“ finden Sie auf unserer Themenseite.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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