Nach fast 55 Jahren
Letztes Atomkraftwerk ist um 23.59 Uhr vom Netz gegangen

Mit der Trennung der Kernkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim und Emsland vom Stromnetz endete in der Nacht vom 15.04. auf den 16.04.2023 die Ära der kommerziellen Stromerzeugung mit Atomkraftwerken in Deutschland. | Foto: Peter Kneffel/dpa
  • Mit der Trennung der Kernkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim und Emsland vom Stromnetz endete in der Nacht vom 15.04. auf den 16.04.2023 die Ära der kommerziellen Stromerzeugung mit Atomkraftwerken in Deutschland.
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Neckarwestheim (dpa/lsw) Im Zuge des deutschen Atomausstiegs ist das Kernkraftwerk Neckarwestheim 2 am Samstagabend als letzter noch laufender Meiler in Deutschland um 23.59 Uhr vom Netz gegangen. Das teilte ein Sprecher des Betreibers EnBW der Deutschen Presse-Agentur mit. Damit das Atomkraftwerk (AKW) im Landkreis Heilbronn als abgeschaltet gilt, waren nach der Trennung des Generators vom öffentlichen Stromnetz noch ein paar technische Schritte nötig. Im Südwesten endete somit nach fast 55 Jahren die Produktion von Atomstrom.
Mit dem Abschalten auch der Meiler Isar 2 in Bayern und Emsland in Niedersachsen wurde am Samstag der nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 in Deutschland angeordnete Ausstieg aus der Atomkraft vollzogen. Kernkraftgegner feierten den Tag. Mehrere Hundert Menschen kamen zu einem «Abschaltfest» nach Neckarwestheim.

Herausforderungen für Stromversorgung und Atommüllendlagerung

Erledigt sind damit aber weder das Thema an sich noch die Folgen. Die EnBW will schnellstmöglich mit dem Rückbau des AKW beginnen. Und Landesumweltministerin Thekla Walker (Grüne) hatte vor kurzem noch einmal erklärt, die Herausforderung bleibe, wie riesige Mengen von Atommüll sicher endgelagert werden könnten. Das werde Deutschland länger beschäftigen als die Atomkraftwerke hierzulande in Betrieb gewesen seien.
Der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW machte deutlich, welche Folgen das Abschalten von Neckarwestheim 2 für die Netzstabilität und Versorgungssicherheit habe: Da die Übertragungskapazitäten vom Norden, wo vor allem mit Windkraft Strom erzeugt wird, in den Süden Deutschlands noch nicht ausreichend ausgebaut seien, steigt einer Sprecherin zufolge der Bedarf an Ausgleichsmaßnahmen aus dem Ausland und aus Reservekraftwerken. «Die Strom-Importabhängigkeit von Baden-Württemberg nimmt weiter zu.» Zusätzlich sinke der Anteil an gesicherter Leistung zur Lastdeckung in Deutschland.

EnBW schließt Kapitel Atomkraft

Mit einer jährlichen Produktion von im Schnitt rund 11 Milliarden Kilowattstunden hatte der Meiler nach EnBW-Angaben etwa ein Sechstel des Strombedarfs in Baden-Württemberg gedeckt. Er war 1989 als jüngstes deutsches AKW ans Netz gegangen und soll bis zur Abschaltung rund 375 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert haben.
Der drittgrößte Energieversorger Deutschlands schließt damit allmählich das Kapitel Atomkraft ab - was ganz im Sinne der Firmenphilosophie ist: Der einstige Atomstromer EnBW hat sein Geschäftsmodell in den vergangenen Jahren umgekrempelt und baut seither die Stromerzeugung über erneuerbare Energien aus.

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Kraichgau News aus Bretten

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