Auf den Spuren der Weingärtners in Bretten

Weißhofer Str. 15, neben der Buchdruckerei Leitz, das Wohn- und Geschäftshaus (Schneiderei) der Familie Weingärtner
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  • Weißhofer Str. 15, neben der Buchdruckerei Leitz, das Wohn- und Geschäftshaus (Schneiderei) der Familie Weingärtner
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Eine email aus Israel landete im Postfach und gleich darauf ein Anruf bei Heidi Leins. "Ich bin Bruno Blum! Meine Urgroßmutter ist in Bretten geboren." "Woher meine Anschrift?" "Bei Alemannia Judaica ist sie unter dem Brettener Friedhof vermerkt. "
So viel zur Vorgeschichte, denn schon bald danach stand Bruno Blum mit seiner Frau Estelle und seinem Bruder Marc vor der Rathaustür.
Bruno mit Kippa, in Bretten ein ungewöhnlicher Anblick. Sein Bruder trug eine Kappe. So war es gleich klar, dass wir gläubige Juden zu Gast haben. Zwischen Sukkot und Jom Kippur gehen sie immer auf die Friedhöfe und dieses Mal in Deutschland.

Aber in welche Familie gehören Blums? Es gab in Bretten jüdische Mitbürger mit diesem Namen. Aber es stellte sich schnell heraus, dass die Stammeslinie eine andere war. Die Urgroßmutter hieß Frieda Weingärtner und war eine der Töchter von Jakob und Babette Weingärtner. Sie heiratete David Dreifuß aus Nonnenweier. Friedas Eltern hatten eine Mehlhandlung in der Weißhofer Str. 15. Dieses Haus war nach einem Empfang beim Oberbürgermeister Martin Wolff, wo in Windeseile die ganze Familiengeschichte ausgebreitet wurde, denn Bruno Blum kam gut vorbereitet, eines der Ziele. Martin Wolff freute sich über den Besuch, und die Gäste noch mehr, zumal sie als Erinnerung in der schönen Brettener Tasche das hübsche „Bilderbuch“ Brettens mit nach Hause nehmen konnten.
Das Interesse an den Wurzeln war unglaublich, das noch gesteigert wurde, als im Archiv die Standesbücher mit Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden eingesehen werden konnte. Der große Bogen über die Eltern mit den sieben Kindern konnte so gespannt werden, denn der jüdische Friedhof war die nächste Station.

Überhaupt nicht erwartet wurden Grabstätten der Familie, doch die Ururgroßeltern, gestorben 1894 und 1899, haben ein gemeinsames Grab. Die Grabsteine sind hebräisch beschriftet. Welche Freude bei den Brüdern! Auch der Bruder der Urgroßmutter Lehmann Weingärtner liegt zusammen mit seiner Frau Hedwig in Bretten. Heidi Leins übergab den im Entwurf bestehenden Friedhofsplan mit den Verbindungslinien der einzelnen Familien. Angenehm überrascht war man vom guten Zustand des Friedhofs. Nachdem Gebete gesprochen waren, wusch man sich mit mitgebrachtem Wasser die Hände, weil man sich in unmittelbarer Nähe von Toten aufgehalten hatte.

Nicht immer können Wohnhäuser gezeigt werden. Doch in diesem Fall ist es möglich. Das Haus Nr. 15 steht, wie es stand. Auch die Hausnummer blieb. Es war bis 1938 im Eigentum, schon lange nicht mehr als Mehlhandlung, denn die zog in die Pforzheimer Str. 3 um. In der Nr. 15 hatten zwei Schwestern eine gut gehende Schneiderei, die durch die Flucht nach London ein jähes Ende fand.
Die Tochter von Frieda hieß Jenny. Sie wurde sogar zu den Schwestern geschickt, um in die Brettener Realschule zu gehen. Dr. Jenny Dreifuß‘ Leben in der Nazizeit war ein sehr trauriges. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zusammen mit Rüdiger und Heidi Leins ging es am nächsten Tag nach Nonnenweier, um auch dort Gräber zu besuchen und das Wohnhaus aufzufinden.

Autor:

Heidemarie Leins aus Bretten

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