Big Bands des MGB zünden wahres „Feuerwerk“

Bandleader Bernhard Pfaus schafft es immer wieder, alles aus den jungen Musikern herauszuholen. | Foto: MGB
  • Bandleader Bernhard Pfaus schafft es immer wieder, alles aus den jungen Musikern herauszuholen.
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Sommer 2015, etliche Abiturienten verlassen das MGB und hinterlassen vor allem in der Big Band eine riesige Lücke. Wie soll man diese entsetzliche Lücke füllen, wie soll das bis zu den nächsten Konzerten kompensiert werden, was an Können und Erfahrung verloren geht? Seit 28 Jahren stellt sich Bernhard Pfaus als Bandleader dieser Herausforderung und jedes Jahr fragt man sich, wie das möglich ist, das Niveau zu halten, wenn nicht gar zu toppen.

Unter dem Arbeitstitel „Neustart“ standen die Vorbereitungen für die diesjährigen Konzerte, und die Frische war dem gesamten Programm aller drei Bands anzuhören.
„Da läuft mir das Herz über“, ruft eine Zuhörerin, so schwappt die Begeisterung über. Besonders die Soli erweisen sich nicht als profane Böller, sondern gleichen einem Sternregen mit schönen Phrasierungen. Der Dank des Bandleaders an jeden einzelnen Musiker ist bezeichnend: Dieses „Gut gemacht“ ist ungemein wertvoll für das Selbstwertgefühl, und so strahlen die Jüngsten um die Wette. Mit der Zugabe, einem knackigen Arrangement von „Smoke on the water“, brennen die Youngsters die Aula förmlich ab, wie das Casino in Montreux am Genfer See, das Deep Purple einst in diesem Song verewigte.

"Stairway to heaven" glitzert majestätisch

Die Combo startet danach mit einer ganzen Batterie von Raketen. Ob nun der Slapbass bei „Treasure“ von Bruno Mars, die Holzxylophone bei "Waiting for love" oder der Gesang der beiden Sängerinnen Sophia Hausner und Joelle Schreiber. Es gibt immer wieder besondere Höhepunkte in diesem dramaturgisch spannenden Set. Kritisch vom Publikum erwartet wird ein Klassiker des Hardrock: Wie spielt eine Jazz Combo „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin? Die Combo beweist, dass es funktionieren kann. Sie wird dem Original auf besondere Weise gerecht, die vom Saxophon gespielte Melodie scheint und glitzert geradezu majestätisch. Bei „A night like this“ von Caro Emerald hält es schließlich niemanden mehr auf den Sitzen.

Rhythmussektion groovt kompromisslos

Dass die Big Band aufgrund ihrer Erfahrung noch einmal eine Schippe drauflegen würde, war zu erwarten. Die Musiker sind noch einmal eine Nuance "tighter", "funkiger" und dynamischer. Und sie fügen dem Feuerwerk noch mehr und raffinierte Farbtöne hinzu. Besonders die Rhythmussektion mit Mika Wicklow (Bass) und Mike Winkler beziehungsweise Aaron Hesser an den Drums groovt mit einer unglaublichen Kompromisslosigkeit im positiven Sinne. Stücke von Steely Dan und Toto sind im Original sowohl rhythmisch als auch harmonisch komplex, aber die Arrangements für die Big Band klingen trotzdem immer leicht und locker. Und vorne im Publikum sieht man die Youngsters sitzen, die zu ihren Vorbildern aufschauen, wissend, dass sie in ein paar Jahren mit viel Fleiß und Motivation auch einmal so weit sein werden.

Man vergisst, dass Jugendliche musizieren

Die Trompetensoli von Alicia Fretz zeigen: Da weiß jemand ganz genau, wo die sogenannten sweet notes zu finden sind und steuert sie selbstbewusst an, während die Band läuft wie ein Uhrwerk. Das an "Tower of Power" erinnernde „Rule the roost“ von Kris Berg lebt von den synkopierten Einsätzen der Bläser und schickt das Publikum in eine kurze Pause zum Verschnaufen. Für den letzten Part brauchen die Zuhörer einiges an Energie, denn da wird geklatscht, getanzt, vor Begeisterung gejohlt und gejubelt. Bei Freddie Hubbards „Little Sunflower“ sieht man sich noch ganz entspannt an der Bar einen Cocktail schlürfen, sich dem "Lazy listening" im positiven Sinne hingebend. Und beim perfekt geshuffelten „Rosanna“ schwelgen die Älteren in Erinnerungen an die glorreichen 80er. Schließt man die Augen, vergisst man tatsächlich, dass da Jugendliche musizieren und mit „First Light“ Assoziationen an eine Wunderkerze auslösen, bei der man sich wünscht, sie würde ewig brennen.

Und alles beginnt von vorn

Mit zwei Songs von Joris gelangt das „Feuerwerk“ schließlich an seinen Höhepunkt. Mit welcher Freude Joelle Schreiber die Bühne einnimmt, ist einfach ergreifend. Der Funke springt auch auf den Bandleader über, der beim Refrain ins zweistimmige Duett einsteigt und dabei der jungen Sängerin stets den Raum zum Strahlen lässt. Die Standing Ovations holen dann noch einmal alles aus der Big Band heraus. In „Neustart“ heißt es: „Wie jetzt alles von vorn beginnt.“ Dies ist ein Versprechen an die Fangemeinde.
Natürlich wird auch der diesjährige Aderlass an Abiturienten der Big Band und dem Bandleader sehr wehtun, aber dennoch Erneuerung bedeuten. Mit der Kraft des Neustarts werden sie die Mammutaufgabe eines neuen Programms angehen und beweisen, dass mit Energie und Herzblut dieses Markenzeichen des MGB weiter wachsen kann und das Pulver noch lange nicht verschossen wurde. Angelehnt an die Worte von Joris: Das Feuer der Musik tanzt in ihren Herzen wie ein Feuerwerk.

Autor:

marc soedradjat aus Bretten

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