Brettener Bütt 2018: Humorige Wau-Wau-Kultur
(wod). Einzugsmarsch und Auszugsmarsch, dazwischen Humoriges, manchmal deftig, manchmal ernst, immer aber sehr unterhaltsam. Nimmt man den Applaus als Gradmesser, gefällt’s der holden Narrenschar, die sich am Wochenende in der Stadtparkhalle versammelt hat, um sich nicht nur die Sprüch der Aktiv-Narren einzuverleiben - zwecks verstärkter Lachmuskelerprobung.
Da kann nix schiefgehen
Aber es sind ja auch nicht nur die Vorträge der Büttenredner. Die Gardemädchen tanzen sensationell, absolut auf TV-Niveau, die Stimmungsliederkanonen ballern jeglichen Anflug von Ernsthaftigkeit schon im Ansatz nieder, die Stadtkapell spielt life und tuscht immer eifrig einen auf, wenn ein Gag, ein Witz, ein Spaß, ein Ulk besonders zünden. Die Halle in buntes Licht getaucht, nicht minder bunt kostümierte Gäste – ja was soll, was kann denn da schief gehen an einem solchen Abend?
Richtig. Nichts. Ist auch so. Was die Truppe um Sitzungspräsident Bernd Neuschl auch in die närrische Waagschale wirft, ist Fastnachtsklamauk auf hohem Niveau, fein dosiert und für den Endverbraucher in nutzerfreundliche, bestens verdauliche Narren-Häppchen verpackt.
Die Entkorkungsregel wird umgesetzt
Ob Günther Wolf als Mann mit der Schelle und seinen Beeekanntmachungen, die Missgeschicke und Launiges aus dem Städtle („In Brette verliert ma nix, auch keine Wahlen“) stets mit einem Moral-von-der-Geschicht-Reim garniert, die beiden aus dem Leim geratenen jungen Damen (Sarah Knötig und Antonia Giesche) im Fitnessstudio oder Andy Frey, der als „Kritiker“ in die Bütt steigt: Applaus, Applaus! Der Neue nimmt kein Blatt vor den Mund, verpasst den neuen Braunen in der Politik ihre verdienten Maulschellen und wartet nun auf die Anzeige von Erdogan, nachdem er ihn „Pinocchio vom Bosporus“ tituliert hat. Seinem Schlussreim folgen ab sofort alle im Saal: „Was du heute kannst entkorken, das verschiebe nicht auf morgen!“
Hulapalu: Wer hat's erfunden? Der Hubelnuder!
Als Garant für hintergründigen Humor gilt Hansi Klees: Wenn ein Normalo wie er einen Ausflug in die Welt der Esoterik und der Heilfasterei im Kloster macht, geht das selbstredend nicht ohne perfide Verhohnepipelung jener vergeistigten Weltanschauung. Er, der „Erleuchtung beim Pils“ sucht und für den das Licht des Kühlschranks die Erleuchtung schlechthin ist, kann sich naturgemäß mit einem „Hüftsteak vom Floh“ nicht satt essen. Vielstimmig und volltönig, das sind die Breddemer Hofsänger, sie besingen die miese Wahlbeteiligung bei der OB-Wahl, lassen den „Karnevalsverein SPD“ nicht aus und erläutern a capella die Trinkgewohnheiten vom Musikanten. Als schließlich Herbfried Nudelhuber in bayerisch kariert und lederhosig, mit Mini-Akkordeon und Ukulele die Büttenebene betritt und seine Sicht der Dinge, genial verpackt in alpenländische Gstanzln, über die Rampe haut, kennt das Publikum keinen Halt mehr: „Auauauauauau, eieieiei“ intoniert der Saal und die Kapell stimmt ein. Was Bernd Neuschl, der für seinen Solo-Auftritt den Sitzungspräsidentenplatz verlassen hat, alles in Reime verpackt (Spätzle mit Linsen, Aaron Treuts Grinsen): „Respekt“ sei da auf gut bayrisch angemerkt. Der neue Brettener „Gstanzl-Kini“ setzt noch einen drauf, als er sein Tasten- mit einem Zupfinstrument tauscht: Mit der Ukulele begleitet er ein Lied, das bekanntlich der Andi Gabalier von ihm geklaut hat. „Hulapalu“ singt flugs jeder mit, Lachtränen im Gesicht ob der aberwitzigen Texte, die der Hubelnuder - oder wie heißt der noch mal da oben, ist ja auch egal, klasse, was der da macht! – im Original so aufgeschrieben hat. Danach haben’s die drei Brettener Klatschweiwer natürlich schwer, aber als die „drei Damen im Bus“ Anette Giesche, Sabine Müller und Daniela Mößner hangeln sie sich behende von einer Zote, einem Alterswitz („Ich mach Briefwahl, zur Urne hab ich ein gestörtes Verhältnis“) zur nächsten. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit und dem Motto des Abends („Entkorken nicht verschieben“) passt des scho.
Warum in Bredde jeder gern isch ...
Die Frage, welche Möglichkeiten es noch gibt, das Elferratsbalett tänzerisch auf die Bühne zu schicken, wird heuer mit einer Star Wars-Klonkrieger-Choreografie beantwortet. Schwupp, und das war’s nach vier Stunden, netto, dann auch schon wieder. Noch mal alle auf die Bühne, denn beim ultimativen „In Bredde do isch jeder gern“ samt gesunger Begründungen dafür, fehlt keiner der Akteure. Dann erlischt das Rampenlicht und die flackernden Disko-Lichter an der Bar beleuchten die trinkfreudigen Nochdableiber. Wer sagt denn, dass in Bredde Fasching net geht?
Autor:Gerd Markowetz aus Bretten |
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