Drehscheibe des städtischen Lebens
Der Brettener Marktplatz im Wandel der Zeit
Bretten (Dr. Peter Bahn) Bereits seit dem Hochmittelalter war der Brettener Marktplatz eine Drehscheibe des örtlichen und überörtlichen Verkehrs und damit natürlich des gesamten städtischen Lebens. Schon 1149 verfügte Bretten über ein eigenes Marktrecht. In der Stadt kreuzten sich mehrere überörtliche Handelsstraßen. Bis heute erhalten geblieben ist der dreieckige Grundriss des Marktplatzes – eines städtischen Ortes, auf dem man sich traf, sah und gesehen wurde und auf dem sich die wichtigsten öffentlichen Ereignisse abspielten.
1504: Meuterei auf dem Marktplatz
So fand bei der Belagerung Brettens im Jahr 1504 eine Meuterei der Landsknechte vom Fähnlein des Hauptmanns Albrecht Schedel auf dem Marktplatz statt. Dort befand sich das Wohnquartier des Hauptmanns. Als sein Fähnlein am neunten Tag der Belagerung meuterte, zogen die Landsknechte vor das Quartier, wo sich eine längere verbale Auseinandersetzung entwickelte. Einige Tage später fand dann auf dem Marktplatz die Aufstellung zum Ausfall statt. Zum Beginn des Ausfalls heißt es in der Schwartzerdt-Chronik: „Als die Glocke Sieben geschlagen hatte, war jedermann mit seinen Waffen auf dem Markt und wartete auf die Befehle der Hauptleute.“ Ausmarsch-Ordnung: 500 Mann des „verlorenen Haufens“, flankiert von Handschützen; dann 70 Bürger, dann der gewaltige Haufen mit tausend Landsknechten. Vom Marktplatz aus führte der Marsch zum Gottesackertor.
Fachwerkhäuser nach dem Stadtbrand erbaut
Die Häuser der Fachwerkzeile auf der Marktplatz-Nordseite stammen aus der Zeit nach dem Wiederaufbau des 1689 beim Stadtbrand zerstörten Bretten. An zentraler Stelle der Stadt gelegen, werden sie seit ihrer Erbauung als Wohn- und Geschäftshäuser genutzt. Das heute freiliegende Fachwerk war bis etwa 1910/1912 überputzt, wurde dann aber freigelegt. Es handelt sich durchgängig um tragendes Fachwerk. Die Gewölbekeller unter den einzelnen Häusern stammen noch aus der Zeit vor dem Stadtbrand. Beim Wiederaufbau wurden die neuen Hausgrundrisse ein Stück zurückgesetzt, um den Straßenraum am Marktplatz zu vergrößern. Das führte dazu, dass die Gewölbekeller heute ein Stück weit unter die Straße „vorspringen“.
Nach 1689: Bewohner hausten in den Kellern
Die Häuser sind typische Beispiele für die Architektur der Wiederaufbauzeit im kurpfälzischen Bretten. Die zerstörte Stadt war bitterarm, das umliegende Land verwüstet und ausgeplündert. Für den Wiederaufbau benötigte man Holz, dass in den städtischen Wäldern nicht unbegrenzt zur Verfügung stand. Deshalb zog sich der Wiederaufbau über Jahrzehnte hin: Jedes Jahr konnten immer nur einige wenige Häuser neu errichtet werden – abhängig davon, wie viel Holz zur Verfügung stand. Zum Teil mussten die Bewohner der einzelnen Hausplätze jahrelang in den Kellergewölben der beim Stadtbrand zerstörten Gebäude leben, ehe an der jeweiligen Stelle ein Neuaufbau möglich war.
Brunnenfigur ähnelt anderen Renaissance-Figuren
Der im westlichen Bereich des Marktplatzes gelegene Marktbrunnen ist einer der ältesten noch erhaltene Brettener Brunnen, er wurde bereits vor 1400 errichtet. Über dem achteckigen Brunnentrog und den vier Wasserspeiern erhebt sich auf einer Säule mit der Jahreszahl 1555 eine Sandsteinfigur mit Helm, Rüstung und Schild. Bei der heute auf dem Brunnen aufgestellten Statue handelt es sich allerdings nur um eine Nachbildung der ursprünglichen Figur, die seit ihrer 1990 erfolgten Restaurierung im Foyer des Neuen Rathauses zu sehen ist. Die Sandsteinfigur auf der Brunnensäule soll den Kurfürsten Friedrich II. von der Pfalz darstellen. Allerdings sind bei der Figur bestimmte Parallelen zu anderen ritterlichen Brunnenfiguren der süddeutschen Renaissance unverkennbar. Dennoch gilt der Brunnen mit der Figur als ein Wahrzeichen für die Zugehörigkeit Brettens zur Kurpfalz.
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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