Freibad-Betreiber der Region warten auf konkrete Vorgaben der Regierung
Einlass für 600 statt 4.000 Badegäste

Freibad Obergrombach  | Foto: cha

Region (hk) Gute Nachrichten für Wasserratten: Im Juni beginnt in vielen Freibädern der Region die sehnlichst erwartete Freiluft-Badesaison. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte die baden-württembergische Landesregierung mitgeteilt, dass Bäder unter Auflagen öffnen dürfen. Allerdings gibt es bislang noch kein klares Konzept, wie der Betrieb in den Freibädern vonstattengehen soll.

„Sehr, sehr unbefriedigend“

Darüber ärgert sich der Brettener Stadtwerke-Chef Stefan Kleck, der auf konkrete Vorgaben wartet. „Wohl auf Druck der anderen Bundesländer lässt Baden-Württemberg jetzt die Öffnung früher zu, aber so kurzfristig ist eine Öffnung nicht machbar. Bis jetzt gibt es auch gar keine Verordnung dazu, das heißt, wir wissen nicht einmal unter welchen Bedingungen und für wie viele Personen wir öffnen dürfen. Das ist sehr, sehr unbefriedigend“, sagt Kleck frustriert. Trotzdem soll am Montag, 15. Juni, die Badewelt Bretten wieder Besucher empfangen. Man habe bereits vor zwei Wochen, also bevor der Termin von der Landesregierung mitgeteilt wurde, begonnen, die Bäder nach einer Schließungszeit von zwei Monaten für die Öffnung vorzubereiten. Die Zeit, in der die Bäder komplett geschlossen waren, habe man zudem genutzt, und die Wartungen sowie die Grundreinigung, die sonst an acht bis zehn Tagen im September stattfindet, vorgezogen. „Das heißt, wir müssen dafür nicht mehr im September das Hallenbad schließen“, erklärt Kleck.

Hallenbad und Freibad werden getrennt voneinander betrieben

Details zu einem genauen Konzept zur Eröffnung könne er derzeit, solange eine Verordnung nicht vorliegt, nicht sagen. „Aber wir gehen davon aus, dass wir Hallenbad und Freibad getrennt voneinander betreiben werden“, so Kleck. Außerdem soll mit sogenannten „Zeitscheiben gearbeitet werden, zum Beispiel für Schwimmer von 9.30 bis 11.30 Uhr. Am Nachmittag hätten Familien für drei bis vier Stunden Vorrang. „Genaueres legen wir aber erst diese Woche fest“, sagt der Stadtwerke-Chef. Eines sei aber schon klar, wenn man sich die Verordnungen in anderen Bundesländern ansehe: „Ein Regelbetrieb wie in früheren Jahren ist nicht möglich.“ Man werde nur 500 bis 600 Personen in das Freibad einlassen können. „Im Vorjahr hatten wir an heißen Tagen 3.000 bis 4.000 Besucher“, führt Kleck als Vergleich auf. Um die Besucheranzahl zu regulieren, werden die Tickets zum Einlass vorab online verkauft. Einen Verkauf von Saisonskarten werde es in 2020 auf keinen Fall geben. Überraschend die Ankündigung von Kleck, dass es geplant sei, die Eintrittspreise leicht zu senken, obwohl der Aufwand durch die Coronavirus-Pandemie größer sei. „Dafür ist aber die zeitliche Benutzung begrenzt“, erläutert er.

„Völlig neue Abläufe“

Laut Kleck stünden nicht nur die Mitarbeiter vor großen Herausforderungen, auch die Gäste müssen sich auf „völlig neue Abläufe“ einstellen. „Das wird sehr schwierig. An vielen Stellen wollen und müssen wir an die Vernunft der Gäste appellieren. Klappt das nicht, werden wir unser Hausrecht nutzen und Hausverbote aussprechen oder die entsprechende Einrichtung schließen“, betont der Stadtwerke-Chef. Schließlich habe man als Badbetreiber die Verantwortung für die Gäste und die Mitarbeiter. Durch die Coronavirus-Pandemie und die damit einhergehende dreimonatige Schließung der Badewelt Bretten fehlen den Stadtwerken nach Aussage von Kleck Umsätze in der Größenordnung von 300.000 bis 350.000 Euro.

„Ohne Begrenzung wird eine Öffnung nicht möglich sein“

Unvermeidlich sind Reglementierungen auch in den Freibädern in Ötisheim, Heidelsheim und Obergrombach. Planmäßig hätten diese je nach Witterung schon Mitte Mai geöffnet. „Über das Besucherkonzept möchte ich derzeit noch keine Aussage treffen, aber ohne Begrenzung wird eine Öffnung nicht möglich sein“, erklärt Johannes Schulz, Gemeindekämmerer in Ötisheim. Derzeit sei man dabei, ein Konzept für einen eingeschränkten Betrieb zu entwickeln. Eine Eröffnung könne erst dann erfolgen, wenn die Verordnung des Landes vorliegt. „Danach werden wir aufgrund unserer Möglichkeiten, was die Umsetzung des Hygienekonzepts betrifft, entscheiden, ob und wann eine Eröffnung des Freibads möglich ist“, so Schulz.

„Akzeptanz dieser Regeln bei den Besuchern wird nicht einfach“

Sofern das Freibad öffnet, müssen sich Besucher an Abstandsregeln und „andere der Gesundheit dienende Regeln halten, die es normalerweise in einem Freibad so nicht gibt. Das zu überwachen und die Akzeptanz dieser Regeln bei den Besuchern wird sicher nicht einfach sein“, so Schulz. Das Freibad in dieser Größenordnung bleibe rein wirtschaftlich betrachtet ein „Verlustgeschäft“. Auch nach der Öffnung des Bades werde sich der Verlust infolge der weiter laufenden Fixkosten sowie der höheren Kosten, um Hygienekonzepte einzuhalten mit Sicherheit erhöhen. Für das Jahr 2020 geht der Gemeindekämmerer von einer um 70.000 bis 100.000 Euro höheren Deckungslücke aus.

Einführung eines Zugangskontrollsystems

Die Freibäder in Heidelsheim und Obergrombach, die von den Stadtwerken Bruchsal (SWB) betrieben werden, sollen nach Auskunft von SWB-Mitarbeiterin Sandra Vrkic am 22. bzw. 29. Juni öffnen. Auch dort wird die maximale Anzahl der Badegäste im gesamten Bad sowie in den einzelnen Becken geregelt. „Wir sind gerade dabei, verschiedene Maßnahmen umzusetzen, darunter die Einführung eines Zugangskontrollsystems, um auch die Nachvollziehbarkeit zur gewährleisten“, so Vrkic, die auch darauf hinweist, dass eine Anpassung der Eintrittspreise nicht ausgeschlossen werden kann. Kumuliert seit dem „Lockdown“ Mitte März bis dato heute gehe man von etwa 200.000 Euro an finanziellem Schaden in den Bädern der Stadtwerke in Bruchsal, Heidelsheim und Obergrombach aus.

Tiefer See kann zum Schwimmen und Baden genutzt werden

Nicht von der coronabedingten Bäderschließung war der „Tiefe See“ in Maulbronn betroffen, der aufgrund eines Beschlusses des Gemeinderates seit diesem Jahr kein Naturfreibad mehr ist, sondern ein Badesee, erläutert Bauamtsleiter Timo Steinhilper. Der Tiefe See könne daher derzeit zum Schwimmen und Baden genutzt werden. „Einzig die Umkleidekabinen und Teile der sanitären Anlagen sind derzeit geschlossen“, so Steinhilper. Da der Tiefe See nun ein Badesee ist, werden ab diesem Jahr keine Eintrittsgelder mehr für die Nutzung erhoben. Als die größte Herausforderung sieht Steinhilper die Erstellung eines „Corona-konformen“ Hygienekonzeptes sowie der parallel zum Bäderbetrieb zu organisierende Umbau des bisherigen Naturfreibades in einen Badesee.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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