Jahreskonzert der Stadtkapelle Bretten
Klangabenteuer voller Esprit und Exotik

Beim  grandiosen Konzert der Stadtkapelle Bretten sorgten die Trommler des Spielmannzugs der Bürgerwehr Bretten für einen überraschenden Auftritt.  | Foto: Bernd Neuschl
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  • Beim grandiosen Konzert der Stadtkapelle Bretten sorgten die Trommler des Spielmannzugs der Bürgerwehr Bretten für einen überraschenden Auftritt.
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Bretten (Bernd Neuschl) Gänsehautmoment in der Stadtparkhalle: Mit hymnischen Melodien huldigt das Orchester in Oscar Navarros „Libertadores“ den Befreiern Südamerikas, da marschiert Dominik Frank mit einer Pipe Drum vor die Bühne, um das Finale mit einem rhythmisch hypnotisierenden Ostinato zu verzieren. Was auf den ersten Blick wie Effekthascherei wirkt, entpuppt sich als dramaturgisch klug gestalteter Konzerthöhepunkt. Wie bei einem Flashmob schreiten überraschend Trommler des Spielmannzugs der Bürgerwehr Bretten durch die Halle vor die Bühne und fabrizieren mit präzis platzenden Schlägen einen wahren Augen- und Ohrenschmaus. Selbiges gilt für die Stadtkapelle, hatte sie im ersten Satz des Werkes mit Singen, Schnipsen, Patschen und Klatschen alle Hände voll zu tun, die indigenen Völker und Landschaften des Amazonas auditiv zum Leben zu erwecken.

Rundum gelungenes Jahreskonzert

Rundum gelungen dieses umjubelte Jahreskonzert, das Dirigent Markus Frieß dem südamerikanischen Kontinent und dem Amazonas gewidmet hatte. Klangabenteuer voller Esprit und Exotik wurden da auf den Pulten aufgeblättert. Zum festlichen Konzertauftakt gab’s mit „Il Guarany“ von Antonio Carlos Gomes eine emotionsreiche klassische Ouvertüre zu beklatschen. Die hier zaghaften, da zärtlichen Dialoge zwischen den Instrumenten mündeten in ein furioses Finale. Als wahres Kabinettstückchen für Klarinette und Blasorchester entpuppte sich „Chopsuey“ von Benjamin Yeo. Solist Andreas Frank zeigte mit raffinierter Akkuratesse, welch flinke Tonfolgen er seinem wohltönenden Holzblasinstrument scheinbar mühelos entlocken konnte. Die amerikanische und chinesische Musikkultur gingen bei diesem Scherzo eine unterhaltsame Fusion ein. So blitzen einige bekannte Motive auf, die im herrlichen Tutti mit glühender Begeisterung aller Beteiligten humorvoll eingeschmolzen wurden.

Exotische Expedition in die Anden

Mit der wuchtig-fesselnden Programmmusik „Machu Picchu“ aus der Feder von Satoshi Yagisawa nahm die Stadtkapelle ihre Zuhörerschaft mit auf eine exotische Expedition in die peruanischen Anden. Da wuchsen die Register über sich selbst hinaus, als es darum ging, mal prachtvoll bebend, mal lyrisch aufblühend die bewegte Geschichte der Inkastadt vor dem inneren Auge der begeisterten Zuhörer zum Leben zu erwecken. Markus Frieß gestaltete das Werk dynamisch kontrastreich und führte sein Orchester mit sicherer Hand durch krasse Gegensätze. Die Schlagzeuger setzten lautmalerische Vogelpfeifen für fein aufblühende Passagen ein, den heroischen Hörnern ging an besonders markanten Stellen niemals die Puste aus. Auch rhythmisch uferte das Geschehen nie ins ein Chaos aus, sondern zeichnete mal mit breitem, mal mit feinem Pinsel ein facettenreiches Klangerlebnis.

Jugendkapelle mit Spielfreude und musikalischer Neugierde

In Sachen Spielfreude und musikalischer Neugierde konnte die Jugendkapelle der Stadtkapelle absolut das Wasser reichen. Unter der energiegeladenen Leitung von Ivan Andrijevic sprang der Funke vom ersten Takt an auf das Publikum in der voll besetzten Stadtparkhalle über. „Welcome To The Jungle“ und „Samba de Janeiro“ passten wunderbar zum Konzertmotto und Andrijevic schaffte es, die Zuhörer zum melodisch erfreulich sauberen Mitsingen zu animieren.

So variantenreich kann ein Blasorchester klingen!

Die Stadtkapelle öffnete im zweiten Teil einen Experimentierkasten par excellence: So wurde in Sammy Nesticos cleverer Bearbeitung von „Malaguena“ Jazz mit lateinamerikanischer Musik glänzend kombiniert. Mal rhythmisch knackig, mal rassig-tänzerisch oder auch cool swingend konnte die Stadtkapelle auf hohem Niveau zeigen, wie variantenreich ein Blasorchester klingen kann. Nach dem schelmischen Passo Doble „Paquito Chocolatero“ von Gustavo Pasqual Falcó kamen die Freunde vom „Buena Vista Social Club“ mit drei fesselnden Hits aus dem gleichnamigen Film voll auf ihre Kosten.

Stehende Ovationen am Schluss

Den Abschluss sollte der freche Cha-Cha-Cha „Patricia“ von Perez Prado machen. Fehlanzeige. Das Publikum forderte mit stehenden Ovationen zwei Zugaben. Völlig zu Recht. So schloss sich nach einem leidenschaftlich geblasenen Tango der Konzertkreis, als das Orchester die klassisch gestartete Reise mit feierlicher Barockmusik friedlich beschloss: Markus Frieß hatte Händels Marsch aus „Judas Maccabäus“ - besser bekannt als „Tochter Zion“ - dem Blasorchester quasi auf den Leib arrangiert. Dynamik und Klangdichte steigerten sich unter seinem animierenden Dirigat absolut anrührend. So steigerte sich die bildhafte Vorfreude auf das Weihnachtsfest nach einem zarten Anfang strophenweise zu einem bewegendenden Abschluss.

Beim  grandiosen Konzert der Stadtkapelle Bretten sorgten die Trommler des Spielmannzugs der Bürgerwehr Bretten für einen überraschenden Auftritt.  | Foto: Bernd Neuschl
Rundum gelungen war das umjubelte Jahreskonzert, das Dirigent Markus Frieß dem südamerikanischen Kontinent und dem Amazonas gewidmet hatte. | Foto: Bernd Neuschl
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