Brettener zu Besuch in Békéscsaba
Mit Melanchthon in Wittenbergs ungarischer Partnerstadt

Große Kirche in Békéscsaba Ungarn
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Bretten/Békéscsaba. Die Lutherstadt Wittenberg lud 2017 zum Reformationsjubiläum auch die Partnerstädte ein. Heidi Leins nahm die Gelegenheit wahr und knüpfte Kontakte zu den Besuchern aus der ungarischen Partnerstadt Békéscsaba, nahe der rumänischen Grenze. Sie offerierte eine Wanderausstellung in ungarischer Sprache zum Thema „Grenzen überwinden“ – Die Bedeutung Philipp Melanchthons in Europa, denn die Ausstellung lagert beim Bischof in Budapest. 

Über das Angebot herrschte Freude, und so wurde an den terminlichen Möglichkeiten gefeilt. Jetzt war es so weit. Am Reformationstag dieses Jahres wurde die Ausstellung mit einem feierlichen Gottesdienst eröffnet. Ökumene der besonderen Art, denn es waren die Geistlichen der lutherischen, der reformierten und der Baptistengemeinde anwesend. Der Dekan Nagy Zoltán freute sich, die Ausstellung in der herrlich restaurierten Großkirche, die 3.500 Plätze fasst, zu zeigen. Auch dem wiedergewählten Bürgermeister Szarvas war die Eröffnung so wichtig, dass er die konstitutierende Sitzung des Gemeinderates unterbrach.

Heidi Leins sprach über die Wichtigkeit der partnerschaftlichen Vernetzung, die sie selbst mit großer Begeisterung pflegt. Das war auch für Melanchthon wichtig, denn wie sonst wird er heute Praeceptor Europae genannt? Bildung stand für ihn im Vordergrund, denn nur so wird der Mensch nicht Spielball von geistlichen oder weltlichen Obrigkeiten. Die Vermittlung von Bildung muss Sache der Obrigkeit sein und nicht ausschließlich der Kirche. Das sah auch die ungarische Oberschicht so, denn sie schickte ihre jungen Männer zum Studium nach Wittenberg. Melanchthon war sehr fürsorglich mit den ungarischen Studenten. 1531 kam u. a. Leonhard Stöckel aus Bártfa in Wittenberg an. Was nahmen die Studenten dann nach dem Studium in ihre Heimatländer mit? Eine ausgezeichnete humanistische Bildung und das Wissen um die religiösen Veränderungen. Die neue Lehre wurde dann in Oberungarn und Siebenbürgen eingeführt. Leider führte die Abendmahlsfrage zur Spaltung in dem dreigeteilten Land – Königreich Ungarn, Fürstentum Siebenbürgen und das osmanische Reich, wo es seither Reformierte und Lutheraner gibt.

Und wo stehen wir heute? Was würde Melanchthon sagen? Er würde sagen: „Wir sind zum wechselseitigen Gespräch“ geboren. Das heißt, reden wir in Europa miteinander und kapseln uns nicht ab, ganz im Sinne Melanchthons. Die Welt verbündet sich im Bösen, haben wir den Mut, so Leins, uns im Guten zu verbünden. Für sie ist Partnerschaftsarbeit Friedensarbeit.

So wurde die Ausstellung nach der Eröffnung von den zahlreichen Besuchern interessiert betrachtet. Dazu gab es Springerle aus Bretten mit Melanchthons Kopf bzw. –wappen sowie das Melanchthonhaus und die Lutherrose. Der Dank aus Bretten ging besonders an Irén Orocz, die für die Arbeiten vor und hinter der Ausstellung verantwortlich war. Spannend wurden dann noch die Recherchen zur Partnerstadt Pensa. So richtig will sich in Békéscsaba niemand erinnern. Doch beim Abendessen wurde darüber geredet. Das muss schon in den 70ern gewesen sein, meinte Jenei Éva. Sie übersetzte. Man erinnerte sich an Austausche von Tanzgruppen. Für Bretten taten sich aber Welten auf. Viele lasen noch in der Schule die Geschichte „Der Schneider von Pensa“ von J. P. Hebel. Er setzte Franz Egetmeyer aus Bretten ein Denkmal. Egetmeyer stammte aus Bretten und auf seiner Wanderschaft als Schneider kam er bis Pensa in Russland. Er ließ sich gutsituiert in Pensa nieder und half den deutschen Soldaten, die Napoleon auf seinem Rußlandfeldzug ins Land brachte. Ob das die Schüler/innen der Johann-Peter-Hebel-Schule wissen? Für Leins eine wunderschöne Sache, denn so schloß sich auch da der Kreis.

Autor:

Heidemarie Leins aus Bretten

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