Peter-und-Paul-Fest: Imkern im Mittelalter

Foto: Privat

Das Zeidlerwesen hat seinen Ursprung im frühen Mittelalter. „Zeidler“ waren Personen, die beruflich Waldbienenhaltung betrieben.

Bretten (cha) Im damaligen Sprachgebrauch war „Zeidel“ der Honig. „Zeideln“ kommt aus dem altdeutschen und bedeutet „Honig schneiden“ oder auch „herausschneiden der Honigwaben aus dem Bienenstock“. Anders als bei heutigen Imkern wurde beim Schneiden von Honig die gesamte Honigwabe entnommen. Dadurch konnten Honig und Wachs sofort weiterverarbeitet werden. Die tägliche Arbeit der Zeidler war das Sammeln von Honig wilder oder halbwilder Bienen in den Wäldern. Durch planmäßiges Vorgehen konnten neue Nistplätze für die Bienen angelegt werden. Dadurch vermehrte der Zeidler seine Bienenvölker. Die Bienen wurden zwar nicht in gezimmerten Bienenstöcken oder Bienenkörben, wie in der heutigen Imkerei, gehalten. Dennoch sorgten die Zeidler für Bienenwohnungen hoch oben in den Stämmen von Bäumen, den sogenannten „Beuten“. Das sind künstliche Höhlen unterhalb des Baumwipfels, welche durch das Aushöhlen der Bäume entstehen.

Einfangen von Bienenschwärmen war ausschließlich den Zeidlern erlaubt

Beim Bau der Beute wurde oftmals die Baumkrone entfernt, um Schäden durch einen Windbruch vorzubeugen. Aber durch diesen Eingriff starb der Baum ab, was zu einer Dezimierung des Baumbestandes führte. Damit die Bienen in die Beute ein- und ausfliegen konnten, wurde als Eingang ein kleines Flugloch gefertigt. Die Besiedelung der Baumbienenwohnungen hing ganz von ihrem natürlichen Umfeld ab. Die Beuten wurden entweder von schwärmenden Bienen besetzt oder es wurde ein Bienenschwarm gezielt von den Zeidlern angesiedelt. Das Einfangen von Bienenschwärmen war ausschließlich den Zeidlern erlaubt. Die Beute-Techniken wurden über die Jahre verbessert. So entstand die Klotzbeute - ein Stück ausgehöhlter Baumstamm mit einem Bienenstock. Dieser wurde in der Nähe des Wohnhauses auf die Erde gestellt. Durch diese Nähe zur Zivilisation waren die Bienen vor wilden Tieren besser geschützt. Aus den Klotzbeuten entwickelten sich die heutigen Bienenkästen.

Zeidler waren angesehene Bürger im damaligen Gesellschaftssystem

Die Erträge der Zeidler waren zur damaligen Zeit unbeschreiblich wertvoll. Zum einen war da der Honig, zum anderen das Wachs, das für die Herstellung von Kerzen verwendet wurde. Die Bienen lieferten aber auch einen Basisstoff für die damalige Medizin: Propolis (Kittharz der Bienen). Somit waren die Zeidler angesehene Bürger im damaligen Gesellschaftssystem. Begründet ist diese besondere Position der Zeidler durch Kaiser Karl IV., der ihnen um 1350 in einer Urkunde, dem Zeidler-Freiheitsbrief, besondere Rechte zugesprochen hatte. Zu diesen Privilegien gehörte unter anderem die Zoll- und Lehensfreiheit im ganzen Land, eine eigene niedere Gerichtsbarkeit, ein niedriges Jagdrecht sowie kostenloses Holz zum Bau der Beuten. Weiblichen Nachfahren wurden diese Rechte und Pflichten vererbt. Das Führen einer Waffe – der Armbrust – war ihnen erlaubt. Außerdem durfte an Sonn- und Festtagen eine Tracht getragen werden, was anderen Gesellschaftsschichten nicht gestattet war. Im Alltag trug man Arbeitskleidung mit Gesichtsschutz, einer sogenannten Korbgugel.

Mehr zum Peter- und-Paul-Fest lesen Sie auf unserer großen Themenseite.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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