"Blackout" im Gugg-e-mol
Was ist schon Liebeskummer, wenn „andere sterben“?

Teenager sein, ist unter normalen Umständen schon schwierig. Wenn der beste Freund todkrank ist, kann es zu einem "Blackout" kommen.  | Foto: Gugg-e-mol Theater
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  • Teenager sein, ist unter normalen Umständen schon schwierig. Wenn der beste Freund todkrank ist, kann es zu einem "Blackout" kommen.
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Bretten (ger) Bei „Blackout“ denkt man zuerst an einen Stromausfall, der, wenn er eine große Reichweite hat und länger anhält, schwerwiegende Folgen haben kann. Im gleichnamigen Theaterstück der „Zukunftsmotten“, das am Wochenende im Gugg-e-mol Kellertheater Premiere feierte, handelt es sich jedoch um einen persönlichen Blackout, der ebenfalls schwerwiegende Folgen im Leben eines Teenagers hat.

Literarische Vorlage mit eigenen Ideen und Texten angereichert

Dem Stück zugrunde liegt der Roman „Blackbird“ von Matthias Brandt. Der 15-jährige Bogi hat Krebs. Wie sein bester Freund Motte damit umgeht, steht im Zentrum der Handlung. Die „Zukunftsmotten“, wie sich die ehemaligen Kindertheaterschauspieler „Guggemotten“ – inzwischen selbst den Kinderschuhen entwachsen – nennen, haben das Grundgerüst des Romans mit eigenen Ideen und Texten angereichert.

Nicht auf eine Rolle festgelegt

Dabei ist vor allem raffiniert, dass die Mitspielerinnen und Mitspieler nicht auf eine Rolle festgelegt sind. Mithilfe von Kleidungsstücken, die an der Wand hängen, schlüpfen sie während kurzer Pausen auf der unbeleuchteten Bühne in den jeweiligen Charakter. Kurz ist der Zuschauer irritiert, doch schnell begreift er: Der mit dem Bowie-T-Shirt ist Motte, der mit dem weißen Hemd der kranke Bogi. Besonders witzig: Die grüne Sonnenbrille stellt keine eigenständige Figur, sondern vor allem Mottes Gedanken dar.

Überforderung tritt plastisch zutage

Mit diesem originellen Kunstgriff tritt Mottes Verunsicherung und Überforderung durch die neue Situation plastisch zutage: „Was soll ich nur sagen? Wie rede ich jetzt mit meinem besten Kumpel, mit dem ich gerade noch Wein für ein erstes Besäufnis gebunkert habe? Und warum fällt es den Fußballfreunden so viel leichter, Bogi nach seinem Befinden zu fragen, als mir, seinem besten Freund?“, sind nur einige Fragen, die ihn umtreiben.

Was ist schon Liebeskummer, wenn "andere sterben"?

Bogis Schicksal überschattet Mottes „normale“ Teenager-Probleme. Wie mit den ersten Liebeserfahrungen umgehen, wenn man sich mit dem besten Freund darüber nicht mehr einfach so austauschen kann? Was ist schon Liebeskummer, wenn „andere sterben“? Und selbst die Beziehungskrise seiner Eltern kann Motte mit niemanden mehr teilen, er flüchtet sich in Drogen und wendet sich von seinen Freunden ab.

Eigene Texte und Raps

Die jugendlichen Schauspieler haben diese Geschichte in eine Rahmenhandlung aus der Zukunft eingebettet, in der der erwachsene Motte, inzwischen arrivierter Schriftsteller, in einem Fernseh-Interview über die autobiographischen Hintergründe seines Bestsellers berichtet. Eigene Texte und eigene gerappte Songs der Darsteller bringen noch mehr Emotionalität und Tiefe in die Geschichte.

Spielfreude, die mitreißt

Die „Zukunftsmotten“ Aurelia Stephan, Ben Wagner, Emily Klumpp, Katharina Lindacker, Lillith Breitschwerdt, Melissa Özaslan und Milan Welte haben das Stück altersgerecht für die Bühne aufgearbeitet. Die Probleme eines Heranwachsenden, die durch Bogis Krankheit eine andere Perspektive bekommen, stellen sie nachvollziehbar und mit viel Energie dar, und ihre Spielfreude reißt das Publikum mit.

Die nächsten Vorstellungen von „Blackout“ finden am 13., 15., 27. und 28. September im Gugg-e-mol. Kostenfreie Karten werden dort am 8. September von 10 bis 12 Uhr ausgegeben.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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