Bretten: Stört Neff die Nachtruhe?
Anwohnerinnen und Anwohner fühlen sich durch Gewerbelärm gestört. Die Firma Neff soll nachts durch Lkw-Verladungen die Nachtruhe regelmäßig unterbrechen. Die Geschäftsführung gibt sich unterdessen überrascht. Ihr lägen keine Beschwerden vor. Durch den Beschluss des Lärmaktionsplanes kommt nun wieder Bewegung in die Sache.
Bretten (wh) Piepsende Lkw, rumsende Paletten, Hämmern auf Stahl, laufende Motoren – so beschreiben Anwohnerinnen und Anwohner des Goetheweges die nächtliche Geräuschkulisse. Der Haushaltsgerätehersteller Neff produziert Tag und Nacht und soll damit vielen Menschen den Schlaf rauben. Verursacht wird der Lärm vor allem durch Verladevorgänge. Bewohner des Hebelweges fühlen sich vor allem durch den Lärm einer Pressanlage gestört.
Von diesen Beschwerden zeigte sich die Geschäftsführung von Neff jedoch überrascht. Thomas Baumeister sei kein Kontaktaufnahmeversuch von Bewohnern bekannt, seit er im Mai 2015 als Geschäftsführer tätig ist. Auch im Rathaus sowie im Landratsamt liegen keine Beschwerden vor.
Gewerbelärm nicht Bestandteil des Lärmaktionsplanes
Tatsächlich liegen Gespräche zwischen der Geschäftsführung und Anwohnern bereits Jahre zurück. Damals reagierte Neff und setzte einige Maßnahmen zur Lärmminderung um. So wurden die Rolltore der Presserei mit einer Lärmdämmung und Abluftanlagen mit Schalldämpfern versehen. Viel geändert hat sich in den Augen der Lärmbetroffenen jedoch nicht. Durch die Aufstellung des Lärmaktionsplans kam der Stein aber wieder ins Rollen: Einige Anwohner nahmen Stellung und machten so die Stadtverwaltung und die Gemeinderäte wieder auf das Thema aufmerksam. Mit Verweis auf die bundesweit geltende „Technische Anleitung Lärm“ (TA Lärm) machte das für die Lärmmessungen zuständige Ingenieurbüro jedoch klar, dass Gewerbelärm nicht Bestandteil des Lärmaktionsplanes sei – sehr zum Ärger einiger Gemeinderäte. „Die Neff-Thematik muss auch im Gemeinderat auf den Tisch“, forderte Stadträtin Heidemarie Leins (Freie Wähler). „Die Stadt macht es sich zu einfach“, pflichtete ihr Günter Gauß (CDU) bei.
Dabei hat die Stadt Bretten selbst wenig Handhabe in dem Fall. Die Überwachung der Einhaltung von Lärmimmissionsrichtwerten obliegt der Gewerbeaufsicht des Landratsamtes. Allerdings sucht Oberbürgermeister Martin Wolff das Gespräch mit der Geschäftsführung. Ein Termin steht bereits fest.
„Das Einhalten der Nachtruhe liegt uns sehr am Herzen“
„Das Einhalten der Nachtruhe liegt uns sehr am Herzen“, betont Baumeister. Jedoch könne man nicht alles eliminieren. Das Piepsen der Lkw zum Beispiel sei eine Sicherheitsvorrichtung. Außerdem handle es sich um Lkw von externen Logistikunternehmen, auf die Neff keinen Einfluss habe. Allerdings gebe es bereits jetzt klare Regelungen. Hinweisschilder weisen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daraufhin, sich zwischen 22 und sechs Uhr leise zu verhalten, es bestehe ein Tempolimit von 20 Stundenkilometer auf dem gesamten Werksgelände, die Rolltore der Presse dürfen nicht bei laufenden Betrieb geöffnet werden und bestimmte Verladestellen, wie die Richtung Goetheweg, würden nachts gar nicht bedient. Einzelfälle könne man nicht ausschließen.
Freie Wähler fordern Lärmgutachten
Nach Einzelfällen klingen die Beschreibungen der Anwohner des Goethewegs allerdings nicht. Um endlich Tatsachen zu schaffen, hat die Freie Wähler Fraktion im Gemeinderat einen Antrag eingereicht, in dem sie die Verwaltung - neben Gesprächen mit der Neff-Geschäftsführung - zur Erstellung eines Lärmgutachtens auffordern. Wirklich leise wird es im Goetheweg und im Hebelweg aber wohl nie werden. Das wird schon durch die historisch gewachsene Verbindung zwischen dem Wohngebiet und dem Haushaltsgerätehersteller deutlich. Die Anwohner suchen daher den Kompromiss, zumal einige Nachbarn selbst bei Neff arbeiten. Ihnen geht es um ihre Nachtruhe. „Wir wollen unserer Verantwortung als größter Arbeitgeber in Bretten nachkommen“, hält Baumeister fest. Die Geschäftsführung macht darum ein Gesprächsangebot und lädt dazu ein, mit konkreten Lärm-Fällen an Neff heranzutreten. Derzeit werden außerdem weitere Lager gebaut, was zu weniger Lkw-Verkehr führen soll.
Autor:Wiebke Hagemann aus Bretten |
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