IT-Sicherheit in der Stadtverwaltung Bretten
"Cybersicherheit ist eine Daueraufgabe"
Bretten (kuna) Vor knapp einem Jahr ging ein folgenschwerer Hacker-Angriff durch die deutsche Presselandschaft: Im Juli 2021 wurde der Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt Opfer einer Cyber-Attacke. Vermutlich sind noch immer viele Daten verloren, der finanzielle Schaden geht in die Millionen. Der Fall gibt Anlass zu der Frage: Wie gut ist die Stadt Bretten für den Ernstfall gerüstet? Den Fragen der Brettener Woche/kraichgau.news standen Oberbürgermeister Martin Wolff, der stellvertretende Hauptamtsleiter Karl-Heinz Schmidt sowie der kommunale IT-Dienstleister Komm.ONE Rede und Antwort.
Cybersicherheit ist ein heikles Gesprächsthema
Cybersicherheit ist ein heikles Gesprächsthema. Schmidt und Wolff wählen ihre Worte mit Bedacht. „Wir möchten keine unnötige Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und so möglicherweise Angriffe auslösen“, erklärt Schmidt. Über Cybersicherheit zu sprechen, sei ein zweischneidiges Schwert: Die Verwaltung wolle nicht, dass Angriffe von außen heraufbeschworen würden, wenn man sich zur IT-Sicherheit äußere. Gleichzeitig wolle man nicht, dass der Eindruck entstehe, man wäre nicht ausreichend vorbereitet.
Schwierige Sicherheitslage
Die Arbeit an adäquaten Sicherheitsvorkehrungen gehöre zum Alltag in einer digitalisierten Welt. „Die Cybersicherheit ist eine Daueraufgabe“, sagt Schmidt. Die Stadt beschäftige sich daher schon seit einem längeren Zeitraum mit der Thematik. Als Partner steht ihr Komm.ONE, ein IT-Dienstleister für Kommunen in Baden-Württemberg, zur Seite. "Cyberangriffe finden ständig statt. Das Risiko für die öffentliche Verwaltung besteht also", berichtet eine Sprecherin von Komm.ONE auf Nachfrage und verweist zur Risikoeinschätzung auf die Lageberichte der Behörden. Die Sicherheitslage habe sich in den letzten Jahren stetig verändert. Und das nicht zum Guten.
Daten-Freigabe gegen Lösegeld
„Bei der Vorstellung des Bundeslagebilds Cybercrime 2021 hat das Bundeskriminalamt (BKA) darauf hingewiesen, dass Deutschland als ‚lukratives Angriffsziel‘ gelte und daher überdurchschnittlich stark von Cyberattacken betroffen sei“, so die Sprecherin. Vor allem in zwei Bereichen verzeichne das BKA einen deutlichen Anstieg an Cyberangriffen. Bei den sogenannten DDoS-Attacken handelt es sich um die gezielte Überlastung von IT-Infrastrukturen. Sie äußern sich dadurch, dass Webseiten verlangsamt oder gar nicht mehr verfügbar sind. Etwas anders verhält es sich bei Angriffen mithilfe von "Ransomware". Hierbei handelt es sich um Schadprogramme, die den Zugriff auf Daten oder Systeme einschränken oder unterbinden. Für die Freigabe verlangen die Erpresser Lösegelder, so wie in Anhalt-Bitterfeld geschehen.
Kosten in Höhe von 12.000 Euro pro Jahr
„Eine Cyber-Versicherung kompensiert die finanziellen Schäden, die an Hardware und Software entstehen können“, weiß Oberbürgermeister Martin Wolff. Ihn stimmen nicht nur die Angriffe auf andere Kommunen nachdenklich, sondern auch „die allgemeine Lage“. Damit spielt er unter anderem auf den Krieg in der Ukraine mit allen seinen (möglichen) Folgen an. Für die Cyber-Versicherung entstehen für die Stadt laut Schmidt Kosten in Höhe von 12.000 Euro pro Jahr. Die Kosten für die allgemeine Cyber-Sicherheit ließen sich jedoch nur schwer beziffern, erklärt Schmidt, denn dort seien unter anderem auch Personalkosten enthalten.
Bretten ist in Produkt-Pilotierungsphase
Komm.ONE bietet nach eigenen Angaben Kommunen im Rahmen ihres Portfolios Produkte an, die sie bei der Abwehr von Cyberangriffen unterstützen. Hinzu kämen Angebote zur Erhöhung der Cybersicherheit, die bereits im Vorfeld greifen und Angriffschancen minimieren sollen. Dazu würden beispielsweise das Firewall-Management und sichere Mehrfaktor-Authentifizierungen für Zugänge zählen. Die Stadt Bretten befinde sich zurzeit mit Komm.ONE in einer Produkt-Pilotierungsphase des Fachservices Informationssicherheit.
Autor:Kathrin Kuna aus Bretten |
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