Nagelpilz hat wieder Saison
Unbehandelt keine Heilungschance

- Dr. Bartosz Malisiewicz, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Frankfurt/M.
- Foto: privat
- hochgeladen von Kraichgau News Ratgeber
Je nach Altersgruppe leiden zwischen 12 und 30 Prozent der Deutschen unter Nagelpilz und müssen erleben, dass dessen Erreger nie wieder von alleine verschwinden. Die Erkrankung gilt als peinlich, dabei ist sie medizinisch betrachtet ein alltägliches, behandelbares Problem. Wir sprachen mit dem Mitautor der Leitlinie zur Behandlung von Nagelpilz, dem Frankfurter Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Dr. Bartosz Malisiewicz, über eine wissenschaftlich fundierte, antimykotische Behandlung mit Tiefwirk-Effekt.
Steigen jetzt wieder die Infektionsraten mit Nagelpilz oder fällt er nur stärker auf?
Dr. Malisiewicz: Natürlich beobachten wir in der wärmeren Jahreszeit, wo gerne offenes Schuhwerk getragen wird, häufigere ärztliche Konsultationen diesbezüglich. Oft wird vermutet, das hinge mit dem verstärkten Barfuß-Gehen in Schwimm- und Strandbädern zusammen. Das stimmt natürlich zu einem gewissen Teil. Es spielen aber auch (wieder) aufgenommene sportliche Aktivitäten eine Rolle. Sport bedeutet erhöhte Belastung der Fußnägel, vor allem der Großzehen und der äußeren kleinen Zehen. Typisch hierfür sind unter anderem Sportarten wie Fußball. Werden die Nägel durch mechanische Einflüsse geschädigt, sind diese Mikroverletzungen offene Tore für die Nagelpilz-Erreger. Und nicht zu vergessen sind die Fälle, in denen gerade ältere Betroffene durch sogenannte Komorbiditäten, wie Diabetes, ein erhöhtes Risiko für Nagelpilz-Infektionen aufweisen.
Diese Infektionen sind gekommen, um zu bleiben?
Dr. Malisiewicz: Ja, leider. Von alleine heilt kein Nagelpilz aus. Dann hilft weder Abfeilen noch Wegschneiden der befallenen Strukturen, sondern ausschließlich eine geduldige, antimykotische Behandlung. Unbehandelt breitet er sich still und heimlich und Schicht um Schicht weiter aus, kann den gesamten Nagel zerstören, angrenzende Nägel befallen und sogar Haut und umliegendes Gewebe gefährden.
Wann sollte denn mit der Therapie begonnen werden?
Dr. Malisiewicz: Je früher die Behandlung beginnt, desto besser lässt sich das Fortschreiten stoppen und das gesunde Nagelbild wiederherstellen. Deshalb ist es auch so wichtig, genau auf die Nagelgesundheit zu achten und die Nägel zu beobachten. Ein Pilzbefall zeigt sich zunächst meist an den Nagelrändern. Die Nagelfarbe verändert sich von weiß hin zu gelblich oder bräunlich. Mit der Zeit kann der betroffene Nagel dicker und brüchiger werden oder sich von der Nagelplatte ablösen. Auch gelbliche Flecken unter dem Nagel sind typische Anzeichen. Bei Verdacht auf eine Nagelpilzinfektion empfiehlt sich eine hautärztliche Vorstellung zur Abklärung.
Wie sieht denn dann eine sinnvolle Therapie aus?
Dr. Malisiewicz: Hier muss mit einem antimykotischen Mittel behandelt werden. Oberflächlich fällt die Wahl bei der Vielzahl angebotener Präparate schwer. Wir haben aber in die aktuelle „Leitlinie zur Behandlung von Nagelpilz“ mit Ciclopirox einen medizinischen Nagellack aufgenommen, der einen bewährten Wirkstoff mit einer wasserlöslichen Lackgrundlage kombiniert und dank Tiefenwirk-Effekt eine optimale Durchdringung der Nagelsubstanz sicherstellt. Auch andere lokale Mittel sind in der Leitlinie aufgeführt. Je nach Befund ist auch eine zusätzliche Systemtherapie notwendig.
In Apotheken ist dieser Wirkstoff rezeptfrei unter dem Markennamen „Ciclopoli “ erhältlich. Wodurch hebt sich der Wirkstoff Ciclopirox denn ab, was ist besonders an ihm?
Dr. Malisiewicz: Das Breitband-Antimykotikum Ciclopirox bekämpft sowohl Nagelpilze als auch Sporen und ist daher besonders wirksam. Offensichtlich bestehen hier verschiedene Wirkmechanismen, die Erreger auf unterschiedliche Weise angreifen. Studien bestätigen zudem, wie eindrucksvoll die wasserlösliche Technologie des Trägermaterials dafür sorgt, dass sich der Wirkstoff mit dem Keratin des Nagels verbindet – eben auch in der Tiefe der Nagelstruktur. Der wasserlösliche Lack kann rückstandslos sowohl auf das Nagelbett als auch auf die umliegende Nagelhaut aufgetragen werden. Es braucht also kein Abfeilen von Resten, mit dem ja immer auch Sporen im Raum verteilt werden.
Warum ist diese Tiefendurchdringung so entscheidend?
Dr. Malisiewicz: Weil eine vollständige Ausheilung der Infektion nur möglich ist, wenn der Wirkstoff schnell in die gesamte Tiefe der Nagelstruktur transportiert wird. Denn die Nagelpilzerreger sitzen eben nicht nur auf der Nageloberfläche, sondern in der gesamten Struktur des Nagels bis teils hinunter zum Nagelbett.
Wie lange müssen Betroffene die Therapie durchhalten?
Dr. Malisiewicz: Leider ist Geduld eine der wichtigsten Komponenten einer Nagelpilz-Therapie. Bedenken wir, dass ein Großzehennagel etwa 9 bis 12 Monate braucht, bis er einmal vollständig gesund nachgewachsen ist, wird es einige Zeit dauern. Auf jeden Fall so lange, bis die gesamte erkrankte Struktur durch gesundes Nagelgewebe ersetzt wurde. Nach Abschluss der Behandlung sollte wieder ein Hautarzt aufgesucht werden. Dieser kann fachkundig entscheiden, ob die Behandlung auch tatsächlich beendet werden kann.
Autor:Kraichgau News Ratgeber aus Bretten |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.