Neff plant neue Lüftungsanlage auf Dach der Presserei/Sorgen der Anwohner über neue Lärmquelle
Diskussion um geplante Neff-Lüftung

Helmut Bader (links), Jürgen Schaub (Mitte) und Martin Hartmann auf dem Dach der Presserei, auf dem die neue Lüftung installiert werden soll. swiz
  • Helmut Bader (links), Jürgen Schaub (Mitte) und Martin Hartmann auf dem Dach der Presserei, auf dem die neue Lüftung installiert werden soll. swiz
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Bretten (swiz) Die Firma Neff plant auf dem Dach ihrer Presserei an der Ruiter Straße den Bau einer neuen Lüftungsanlage. Was für die meisten nach keinem sehr spannenden oder sogar besorgniserregenden Vorgang klingt, ist vielen Anwohnern des parallel zur Ruiter Straße verlaufenden Hebelwegs sowie Teilen des Wannenwegs ein Dorn im Auge. Sie befürchten durch die geplante Anlage eine starke Zunahme der Lärmbelästigung durch Neff. Mit einer Unterschriftenaktion, die inzwischen 23 Unterstützer gefunden hat, wollen die Anlieger nun einen vorläufigen Stopp des Vorhabens und eine Überarbeitung der Pläne erreichen. Eine der Unterzeichnerinnen ist Anita Hooijer, die seit 2016 im Hebelweg wohnt. Sie fürchtet durch die Installation der neuen Lüftungsanlage die Entstehung einer durchgehenden Lärmquelle, „da die Lüftungsanlage Tag und Nacht sowie an den Wochenenden in Betrieb sein wird“.

Lärmpegel im Fokus

Schärfere Worte findet Ulrich Liehr, der zwar selber nicht in Bretten wohnt, dafür aber für seine Mutter und seinen Bruder das Haus am Wannenweg 2 verwaltet. Die Wohnqualität leide durch den Lärm der Firma Neff schon jetzt erheblich und werde „durch die neue Lüftungsanlage massiv erschwert werden." In Ihrem Einwand-Schreiben, das Hooijer Anfang Mai, versehen mit den Unterschriften Anwohner, an die Brettener Verwaltung geschickt hat, bezweifelt sie vor allem die richtige Berechnung des Lärm- und Schallpegels der von der Maschine ausgehend, bei den Häusern ankomme. Laut eigenen Berechnungen liege dieser Pegel in 70 Metern Entfernung zur Anlage noch bei 53,4 Dezibel. Diverse Häuser der Anwohner stünden aber mit 20 bis 30 Meter Abstand noch deutlich näher am Gebäude der Presserei.

"Wir wollen einen positiven Effekt für  Anwohner und Mitarbeiter"

Droht den Anwohnern des Wannen- und Hebelwegs sowie vielleicht sogar des weiter oben liegenden Scheffelwegs also eine dauerhafte Lärmquelle? Diese Befürchtung hat auch Anwohner Udo Stammnitz, der betont: "Bretten braucht die Firma Neff, aber die neue Anlage sollte verträglich für die Anwohner sein." "Das ist sie auch", sagen unter anderem Jürgen Schaub, Leiter Arbeitssicherheit und Umweltschutz bei Neff und Martin Hartmann, Leiter Infrastruktur im Brettener Werk. Sie stellten die Pläne gemeinsam mit dem Leiter Technische Dienste, Helmut Bader, gegenüber der Brettener Woche auf einem Rundgang durch das Werk vor. Mit der Errichtung der neuen Anlage auf dem Dach der Presserei wolle man, so Hartmann, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: "Wir wollen einen positiven Effekt für die Anwohner und unsere Mitarbeiter erreichen."

Gesamtkosten von 600.000 Euro

Durch die neue Anlage, die für eine gute Durchlüftung der Presserei-Halle sorgen soll, könne erreicht werden, dass die Lüftungsklappen auf dem Dach des Gebäudes sowie die Rolltore an der Seite dauerhaft geschlossen bleiben könnten und der Lärm nicht hinauskomme, so Schaub. Das Öffnen der Dachluken im Sommer hatte Ulrich Liehr unter anderem als störende Lärmquelle angeführt, genauso wie das regelmäßige Öffnen der Tore. Dies sei bisher allerdings gerade im Sommer nötig gewesen, wenn es in der Halle zwischen 30 und 34 Grad heiß werden könne, sagen die Neff-Verantwortlichen. Ändern soll dies die neue Lüftungsanlage, die für Neff Gesamtkosten von 600.000 Euro bedeutet und im Juli dieses Jahres fertiggestellt sein soll. Doch wie laut ist die neue Anlage nun? Martin Hartmann gibt dazu eine anschauliche Antwort: "Die Lautstärke der Anlage, die an der Dachkante der Presserei in Richtung Wohngebiet noch zu hören ist, liegt bei rund 24 Dezibel. Das liegt irgendwo zwischen dem Geräusch fallenden Schnees und dem Ticken einer Armbanduhr."

Arbeitszeiten in der Presserei bleiben unverändert

Eine Aussage, die aufgrund der Ausmaße der Maschine, mit einer Höhe von rund drei und einer Breite von rund acht Metern überrascht. "Zum einen sind in die Anlage schon Schalldämpfer eingebaut", sagt Schaub. Zum anderen spiele die Größe einer solchen Anlage für die Lautstärke keine Rolle. Die Größe sorge lediglich dafür, dass große Mengen Luft, langsam durch große Ventilatoren strömen könnten. Durch die geringe Geschwindigkeit der Luft entstehe nur wenig Lärm. "Schall entsteht grundsätzlich durch schnelle Luftgeschwindigkeit", so Hartmann. Die Berechnungen habe Neff in Eigenverantwortung erstellt, zudem seien die Ergebnisse aber auch von der Gewerbeaufsicht im Landratsamt Karlsruhe geprüft worden. Die Zu- und Abluftöffnungen der Anlage liegen zudem in Richtung der Pforzheimer Straße. Damit werde sich die Schallemission für die Anwohner auf die Presserei als Quelle beschränken. Und auch dort habe man schon Verbesserungen erreicht, so Schaub. "Wir haben laute Maschinenteile eingehaust, um den Lärm zu reduzieren." Die Arbeitszeiten in der Presserei blieben allerdings unverändert. Im Neff-Gebäude wird von Sonntag, 22 Uhr, bis Freitag, 22 Uhr, im Drei-Schicht-Betrieb mit je 25 bis 30 Personen gearbeitet.

"Erweiterte Beteiligung der Nachbarn durchgeführt"

Ein weiterer Kritikpunkt der Unterzeichner um Hooijer und Liehr richtet sich indes nicht gegen die Firma Neff, sondern gegen die Brettener Stadtverwaltung. Von dort seien nicht alle Anwohner des Wannen- und des Hebelwegs über die Baupläne des Werks informiert worden. Die Information habe Hooijer dann selbst übernehmen müssen. Dies sieht die Stadt auf Nachfrage der Brettener Woche allerdings anders, wie Pressesprecherin Susanne Maske betont: "Im Zuge des Verfahrens wurde die obligatorische Nachbarbeteiligung durchgeführt." Nach den Bestimmungen der Landesbauordnung seien alle Angrenzer (direkte Nachbarn) schriftlich über das Bauvorhaben benachrichtigt worden. Aufgrund der Art des Vorhabens sei sogar eine erweiterte Nachbarbeteiligung durchgeführt worden. "Das heißt, es wurden auch sonstige Nachbarn vom Vorhaben unterrichtet, welche mit ihren Grundstücken nicht direkt an das Betriebsgelände angrenzen, jedoch nach objektiven Kriterien dennoch durch das beantrage Vorhaben betroffen sein können."

Diskussion um Status des Wohngebiets

Und auch einen weiteren Kritikpunkt der Unterzeichner will die Stadt entkräften. Diese hatten angemahnt, bei dem betroffenen Gebiet handele es sich um ein reines Wohngebiet, in dem noch strengere Lärmschutzauflagen gelten würden. "Das Quartier zwischen Firma Neff, Uhlandweg, Scheffelweg und Wannenweg ist nicht im Bebauungsplan „Bei der Wanne“ enthalten. Bauvorhaben in diesem Bereich sind gemäß Artikel 34 Baugesetzbuch zu beurteilen", erklärt dazu Stadtbaumeister Karl Velte. Und weiter: "Bei diesem Bereich handelt es sich aufgrund der dort vorhandenen Nutzungen, neben Wohnen auch gewerblicher Art, nach meiner Einschätzung um ein Allgemeines Wohngebiet, keinesfalls um ein Reines Wohngebiet."

Führung für die Anwohner?

Dennoch schlägt Hooijer in ihrem Schreiben auch versöhnliche Töne in Richtung Neff an. Insgesamt strebe man vor allem eine einvernehmliche Lösung „in einem konstruktiven Dialog an." Diesem Vorhaben stehen auch die Neff-Verantwortlichen, Bader, Schaub und Hartmann positiv gegenüber. So könne man für die Anwohner eine Führung organisieren und das Projekt vorstellen, um so weitere Zweifel auszuräumen. swiz

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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