Brettener Gastronomen freuen sich auf ihre Gäste
Es gibt wieder Leben auf dem Marktplatz

Beim Alten Rathaus wird trotz Mundschutz auf die Corona-Lockerungen in der Gastronomie angestossen. | Foto: bea
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Bretten (bea) Vor gut acht Wochen mussten Gastronomie-Betriebe in Baden-Württemberg aufgrund der Corona-Verordnung des Landes schließen. Am heutigen Montag, 18. Mai, durften diese ihre Außenbereiche wieder öffnen und dort Gäste bedienen, so auch auf dem Brettener Marktplatz. Dafür mussten die Betriebe jedoch die vorgeschriebenen Vorsichtsmaßnahmen einhalten. Dazu gehört ein Abstand von 1,5 Metern zwischen den Tischen, die Desinfektion des Tisches nachdem der Gast gegangen ist und das Tragen von Mundschutz bei der Bedienung der Gäste.

"Corona ist für uns alle eine neue Erfahrung gewesen"

"Ich habe eine kleine Speisekarte, die nach einer Benutzung weggeworfen werden kann", sagt Ingo Jäger vom Alten Rathaus. Seine Gäste müssen ein kleines Blatt mit ihren Daten ausfüllen, "damit man eine mögliche Infektionskette nachvollziehen kann", sagt er. Dadurch hat Jäger schon am Montagvormittag einen Gast verloren, der seine Daten nicht preisgeben wollte. Dennoch laufe es besser als vor der Schließung, so das Fazit des Gastronomen. "Nachdem die Schulen geschlossen hatten, hatten wir nur 20 Gäste am Tag", sagt Jäger. Deshalb ist er mit dem Zulauf bereits am Montagmittag zufrieden. Auch mit dem Nachmittagsbetrieb war Jäger zufrieden, zwar sei die Resonanz nicht so hoch gewesen wie sonst, dennoch hätten einige Brettener ihr Feierabendbier bei ihm getrunken, erzählt er. Jäger ist - wie seine Mitarbeiter auch - froh, dass er wieder arbeiten kann und nicht nur sein Büro "ausmisten" darf. Lediglich drei seiner Bediensteten würden vorerst nicht zur Arbeit erscheinen, da sie kleine Kinder zu Hause hätten, erklärt er. "Corona ist für uns alle eine neue Erfahrung gewesen", sagt Jäger. Zusätzlich hatte er Probleme, die Soforthilfe zu erhalten. "Ich habe zwei Firmen, allerdings wurden mir nur für eine von ihnen Hilfsgelder zugesagt", sagt der Gastronom.

Gäste sind froh über neue Freiheiten

Seine Gäste sind hingegen sehr froh, dass sie sich wieder auf dem Marktplatz sonnen und dabei ein kühles Bier trinken und einen Salat oder Flammkuchen essen dürfen. "Das macht die Situation um einiges erträglicher", sagt ein Gast, der namentlich nicht genannt werden möchte. Es sei wichtig, dass auf dem Marktplatz wieder Leben herrsche. Im Vorfeld habe er sich die Regelungen für die Wiedereröffnung angesehen und sich überlegt, ob er diese gutheiße. Dabei empfinde er die notwendige Registrierung als ein Thema für sich, sagt er. Während der Schließung der Gastronomie-Betriebe hat er viel Sport gemacht und das Spazierengehen für sich entdeckt. "Man war ja froh, dass man aufs Feld konnte." Auch habe er sich mehr Gedanken über Zusammenhänge gemacht. Sein Fazit: "Ich bin froh, dass die trostlose Zeit ein Ende findet."

"Wir können den schönen Marktplatz wieder genießen"

Auch Gudrun und Karl-Heinz Klein sind über das wiedergewonnene Gefühl von Freiheit froh. Die Zeit der Coronabedingten Schließung der Gastronomie haben sie zu Renovierungs- und Entrümpelungsarbeiten genutzt. "In den letzten beiden Monaten haben wir öfter Getränke und Essen in unseren Rucksack gepackt und haben im Freien ein kleines Picknick gemacht", sagt Gudrun Klein. Doch jetzt freuen sich beide wieder, die Schönheit des Marktplatzes genießen zu können. Dafür sind sie mit ihrem Fahrrad aufs Geratewohl nach Bretten gefahren. Spontan habe sich sogar ein Freund zu ihnen gesellt. Zudem empfindet sie es nicht als unangenehn, nicht so eng wie früher zusammensitzen zu müssen.

Bedienungen müssen Getränke mit Mundschutz servieren

Im Gegensatz zu den Gästen müssen Bedienungen eine Maske tragen. "Das ist schon ein Wahnsinn", sagt Cameritta Strohmeyer vom Café Primo. Wenn sie hinter der Theke steht, auf dem Plexiglasscheiben aufgebaut sind, zieht sie sich ihren Mundschutz auch einmal herunter, um durchatmen zu können. "Es kommt mir so vor, als ob ich keine Energie zum Atmen habe", sagt die Bedienung. Dabei sei momentan alles noch nicht so schlimm. "Aber wie wird das, wenn es noch wärmer wird", überlegt sie. Im gegenüber gelegenen Melanchthoncafé trägt auch Susanne Gauß eine Maske beim Servieren. Zwar sei es unangenehm die Maske beim Bedienen zu tragen, doch das tue sie gern: "Mit der Maske schütze ich andere", sagt sie. Nach der achtwöchigen Schließzeit war die Resonanz ihrer Kunden am Montag durchweg positiv. Am Vormittag konnte sie durch einen Lieferantentermin früher als ursprünglich eingeplant öffnen, zur Freude ihrer Gäste. Viele davon hätten ihr mitgeteilt, dass sie das Team und den Kaffee vermisst hätten, sagt sie fröhlich.

Mindestabstand trotz Vollbestuhlung

Im Gaußschen Café müssen sich die Gäste in eine Liste eintragen, sobald sie im Café sitzen möchten. Wer das nicht möchte, den muss Gauß leider bitten zu gehen. "Den Gast sehe ich nie wieder, das ist die Kehrseite der Medaille", sagt sie. Doch auch im vollbestuhlten Außenbereich können ihre Gäste sitzen. Durch das Absperren von Tischen kann sie den Mindestabstand von 1,5 Metern garantieren. Die Vollbestuhlung sei notwendig, da sonst Autofahrer die Tische zur Seite schöben, um parken zu können. Das passiere in jedem Jahr, sagt Gauß. Während der Coronabedingten Schließung habe sie dennoch die Kaffeemschine angeschaltet und befreundete Marktbeschicker wie üblich mit Kaffee versorgt. So hätten sich mit Kunden schöne Gespräche ergeben und dadurch viele Freundschaften entwickelt, erzählt Gauß. Für diese sei es wichtig wieder einen Anlaufpunkt zu haben. Dennoch erwartet sie eine längere Durststrecke, bis die Arbeit wieder richtig losgehe. Das begründet sie mit vielen Busreisegruppen, die nach Führungen durch die Brettener Museen in ihr Cafe eingekehrt sind. Dennoch ist Gauß froh wieder öffnen zu können.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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