„Gölshausen wird Stadtteil zweiter Klasse”: Heftige Diskussionen um sozialen Wohnungsbau „Am Knittlinger Berg”

Auf diesem Gelände Am Knittlinger Berg in Gölshausen sollen vier Gebäude mit Sozialbauwohnungen entstehen.
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Der Bau von Sozialwohnungen südlich der Straße Am Knittlinger Berg im Brettener Stadtteil Gölshausen hatte bereits im Juli 2016 für heftigen Streit im Gemeinderat gesorgt. Jetzt gab es eine Neuauflage.

Bretten (swiz) Der Bau von Sozialwohnungen südlich der Straße Am Knittlinger Berg im Brettener Stadtteil Gölshausen hatte bereits im Juli 2016 für heftigen Streit im Gemeinderat gesorgt. In der jüngsten Sitzung des Rates stand nun die Billigung des „Entwurfs zur vierten Änderung und Erweiterung des Bebauungsplans” auf der Tagesordnung. Und auch diese sorgte wieder für viele Kontroversen. Am Ende stimmten die Stadträte mehrheitlich für eine Billigung des Entwurfs. Denkbar knapp, mit 13 Ja- und zwölf Nein-Stimmen, wurde außerdem ein Antrag der CDU angenommen, der im Bebauungsplan eine viergeschossige Bauweise der geplanten Wohnhäuser festschreibt, wobei das Erdgeschoss als Parkgarage genutzt werden soll. Diese Bauweise soll auch dafür sorgen, dass auf dem Areal mehr Platz für Grünanlagen entstehen kann, da der Parkraum unter den Häusern „verschwindet”.

Brandrede des Ortsvorstehers: Eine "Armeninsel"

Vor dieser Entscheidung hatte sich jedoch vor allem der Gölshäuser Ortsvorsteher, Manfred Hartmann, in einer Brandrede an Oberbürgermeister Martin Wolff sowie die Stadträte gewandt. „Mit dem Bau der Sozialwohnungen in diesem Gebiet schaffen sie eine abgeschottete Armeninsel”, so Hartmann. Und weiter: „Viel zu viele Menschen würden in einem Gebiet eingepfercht, zwischen den Bahngleisen, einem Gewerbebereich und einem steilen Hanggelände.” Diese Abgeschiedenheit und Geschlossenheit grenze die künftigen Bewohner von vorne-herein aus. „Sie schaffen ein Wohnquartier, in dem nur Menschen mit spezifischen Problemen auf dem Wohnungsmarkt (kinderreiche Haushalte, Mieter mit schwachem Einkommen, Menschen mit Migrationshintegrund) leben”, schreibt Hartmann in einer zuvor verteilten schriftlichen Stellungnahme.

"Leute nicht schon vorher stigmatisieren"

Wolff wiederum kritisierte Hartmann deutlich. „Auf diese Weise werden die Leute, die dort einziehen sollen, im Vorhinein schon stigmatisiert und der geplante Bau als unansehnlich vorverurteilt.” Am Ende bilanzierte Hartmann jedoch unversöhnlich: „Man bekommt langsam das Gefühl, dass Gölshausen ein Stadtteil zweiter Klasse wird.” Man habe schließlich nicht nur dieses Projekt vor der Brust, sondern auch mit dem Industriegebiet, der Anschlussunterbringung für Flüchtlinge und der Obdachlosenunterkunft schon genügend gesamtstädtische Verpflichtungen übernommen. Diese Aussage rief wiederum Bürgermeister Michael Nöltner auf den Plan, der sich direkt an Hartmann wandte: „Es ist schade und traurig, dass du Gölshausen als Stadtteil zweiter Klasse siehst, das haben die Gölshäuser nicht verdient.”

"Lage ist nicht gerade prickelnd"

Auch die Parteien hatten es sich bei der Entscheidungsfindung nicht leicht gemacht. „Wir haben heftig in der Fraktion diskutiert”, so Waltraud Günther-Best (CDU). Doch der Druck für sozialen Wohnungsbau sei groß und es gebe momentan nur dieses eine Grundstück. Daher sei man für den Bau, „auch wenn wir Verständnis für die Bürger haben, die dagegen sind”. Rundweg abgelehnt wird der Bau Am Knittlinger Berg von der SPD-Fraktion. „Natürlich brauchen wir sozialen Wohnungsbau, diesen lehnen wir auch nicht ab. Wir lehnen allerdings diesen Standort vollkommen ab”, sagte Fraktions-Sprecherin Renate Knauss. Natürlich sei „die Lage nicht gerade prickelnd”, bestätigte Heidemarie Leins, Sprecherin der Freien Wähler, „aber auch nicht so schlecht”. Um die Massierung des geplanten Baus ein wenig zu entzerren, beantragten die Freien Wähler zudem eine Reduzierung der Geschossflächenzahl von 1,0 auf 0,7. Der Antrag wurde in der anschließenden Abstimmung aber abgelehnt. Kritik an der SPD-Haltung kam von Jörg Biermann, Sprecher der Fraktion „die aktiven”. „Man kann nicht immer nur sozialen Wohnungsbau fordern und ihn dann ablehnen, wenn man die Möglichkeit hat, diesen zu verwirklichen.” Verwirklichen will den Bau in Gölshausen auch die FDP/Bürgerliste, die, wie die CDU, für eine viergeschossige Bauweise plädierte.Gleich drei Grünen-Anträge brachte Fraktions-Sprecher Otto Mansdörfer nach einer grundlegenden Kritik am „verstaubten Verständnis vom sozialen Wohnungsbau der Stadt” in die Diskussion ein. Die Anträge, unter anderem zur Reduzierung der Geschossigkeit auf Parken im Erdgeschoss und zwei Wohngeschosse sowie zum Bau von Flachdächern wurden jedoch abgelehnt.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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