So geht es der Brettener Gastronomie im zweiten Lockdown
Hoffnung auf baldige Normalität

Guy Graessel in der Küche mit Tochter Anna. bea
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Bretten (bea/hk) Erneut haben die Vorgaben zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie die Gastronomiebetriebe und deren Betreiber getroffen. Doch wie gehen diese mit dem zweiten Lockdown um, haben wir uns in der Redaktion gefragt und daher unsere Redakteurin Beatrix Drescher beauftragt, die Situation hautnah mitzuerleben:

Bei meiner Recherche stoße ich auf das Restaurant und Café von Guy Graessel am Rand der Brettener Fußgängerzone. Ein Anruf genügt. Kurz nach Mittag komme ich an. Während eine Dame an der Kuchentheke bedient wird, wartet eine weitere im Freien vor der Tür. Mit einem "ich kaufe nichts" und einem "Dankeschön" hüpfe ich durch die Tür, die mir ein Kunde mit einem Kuchenpaket aufhält.
Guy Graessels Frau begrüßt mich und kurz danach kommt der Chef selbst aus der Küche. Mit den Worten „ach, die Dame von der Brettener Woche", begrüßt er mich und nimmt mich mit in seine Wirkungsstätte. Die Vorbereitungen dort sind größtenteils abgeschlossen. Die Gänsekeulen sind im Ofen, Kartoffelknödel und Apfelrotkraut, Pilze und Kräuterpüree, Zitronen-Couscous und Champagner-Linsengemüse warten in den dafür vorgesehenen Wärmeschubladen.

Die Tochter hilft im Lockdown mit

Lediglich der Spätzle-Nachschub muss aufgefüllt werden. Dafür steht ein großer Topf mit kochendem Wasser bereit, der auf die frisch vom Brett geschabten Spätzle wartet. Auch bereits gegarte und dampfende Rinderbäckchen müssen klein geschnitten werden. "In der Küche gibt es immer etwas zu tun", sagt Graessel. Der Mürbeteig oder der Bisquitboden müssen für den nächsten Tag vorbereitet oder Kartoffeln geschält werden. Das werde in der Küche immer einkalkuliert. So habe jeder Schritt seinen Zeitpunkt, zu dem er erledigt werden muss, erklärt mir der Koch, der seit fast 50 Jahren in der Küche steht. Währenddessen befüllt seine Tochter, die ihn während des Corona-Lockdowns unterstützt, die Gefäße mit den vom Kunden vorbestellten Speisen.

"Weihnachtsessen im Büro

Lediglich ein Drittel der Kunden ließen sich das Essen nach Hause liefern, sagt Graessel. Doch der Abhol- und Liefer-Service hat ihn vor eine neue Herausforderung gestellt. Es sei auch das erste Mal, dass er Aluschalen in seiner Küche benutze, sagt er. Aber für die Lieferung der Speisen seien sie praktisch und funktional. Nach der Mittagszeit kehrt Ruhe hinter der Kuchentheke ein. Vereinzelt beobachte ich Gäste, die kommen, um sich mit Kuchen, Torten und Lebkuchen zu versorgen. "Es ist gut, dass wir Arbeit haben und die Gäste sich freuen", sagt Graessel. In den vergangenen Wochen hat er vermehrt Anrufe bekommen, die nach einer Essenslieferung für ein "Weihnachtsessen im Büro" gefragt haben, sagt er noch.

„Bitte macht weiter! Haltet durch!“

Doch ich frage mich, wie es anderen Gastronomen in Bretten geht. Also rufe ich bei Nadja Oberdorfer vom „Goldenen Schwan“ im Schweizerhof in Bretten an. Die richtigen Worte zu finden, fällt Oberdorfer angesichts der beunruhigenden Situation merklich schwer. Auch sie musste schweren Herzens alle Reservierungen absagen und einige ihrer Mitarbeiter sind von Kurzarbeit betroffen. Trotz des Abholservices, den sie anbietet, sei die Zurückhaltung der Kunden deutlich zu spüren. „Aber das ist ja nicht nur in der Gastronomie so“, sagt sie. Auch der Einzelhandel habe damit zu kämpfen, dass die Kunden fernblieben. Das erkenne man an der leeren Fußgängerzone. Sie freue sich aber, dass sie zahlreiche aufmunternde Worte von ihren Stammkunden bekomme, wie zum Beispiel „Bitte macht weiter! Haltet durch!“

„Wir hoffen, dass alles bald wieder normal ist“

„Wir hoffen, dass alles bald wieder normal ist“, sagt dagegen Hammou El Joundi. Der Gastronom im Gasthaus Hirsch ist gutgelaunt, trotz Lockdown. Er versuche zuversichtlich zu bleiben, auch wenn im Gasthaus Hirsch für November alle Reservierungen ausgefallen seien. „Lassen wir uns mal überraschen, was uns im Dezember erwartet“, sagt er frohen Mutes. Sowohl im Gasthaus Hirsch als auch in der Metzgerei gibt es einen Abhol- und Lieferservice, der vor allem von den Stammgästen rege genutzt werde.

„Schlimm für die Gastronomie"

„Schlimm für die Gastronomie" – so bewertet Miltos Makrygiannis vom „Filion“ in Bretten seine Situation und die der Berufskollegen. „Eigentlich müssten wir gerade jetzt Einnahmen machen, aber die fehlen nun“, sagt er. Entmutigt fügt er hinzu: „Wir haben ja nicht mal die Sicherheit, dass wir ab Dezember wieder öffnen dürfen.“ Im Zuge dessen sei es auch ein schwieriges Unterfangen, das Personal einzuplanen, das aktuell in Kurzarbeit ist. Nicht wenige Reservierungen hätte er in diesem Monat entfallen lassen müssen: „Das müssten schon insgesamt hundert Gäste gewesen sein“, erinnert er sich. Zumindest über den Abhol- und Lieferservice könne er sich nicht beklagen: „Das läuft besser als erwartet."

Die genannten Betriebe stehen nur exemplarisch für viele Gastronomiebetriebe in Bretten, die die Menschen während des Gastro-Lockdowns mit Speisen zum Abholen verwöhnen. Eine Übersicht dieser Betriebe finden Sie unter kraichgau.news/56878.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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