"Menschen für Geschichte begeistern" - Interview mit Linda Obhof, neue Museumsleiterin in Bretten

Antrittsbesuch im Brettener Rathaus (von links): Bürgermeister Michael Nöltner, die neue Leiterin des Stadtmuseums, Linda Obhof, OB Martin Wolff und Kulturamtsleiter Bernhard Feineisen. | Foto: pa
  • Antrittsbesuch im Brettener Rathaus (von links): Bürgermeister Michael Nöltner, die neue Leiterin des Stadtmuseums, Linda Obhof, OB Martin Wolff und Kulturamtsleiter Bernhard Feineisen.
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Im Interview mit der Brettener Woche spricht die neue Leiterin des Stadtmuseums in Bretten, Linda Obhof, über ihre Pläne für die Zukunft und ihre Ideen, um die Museen den Menschen wieder näher zu bringen.

Bretten (swiz) Frau Obhof, welche eigenen Vorstellungen haben Sie für das Stadtmuseum Schweizer Hof, das Deutsche Schutzengelmuseum sowie für das Gerberhausmuseum?

Als Ausgangspunkt einer erfolgreichen und professionellen Museumsarbeit steht es, einen Überblick über die vorhandenen Sammlungsbestände zu erhalten und diese systematisch zu inventarisieren. Insgesamt sollen die thematisch weiterhin so bestehenden Museen in einem einheitlichen Konzept genutzt werden, um so die Brettener Stadtgeschichte sowie weitere Themen der interessierten Öffentlichkeit zu öffnen und diese einzubinden. Wichtig ist hierbei keine einseitige Vermittlung, sondern vielmehr ein wechselseitiger Dialog mit den BesucherInnen jeden Alters, dieses kann und soll durch altbewährte- aber auch durch neue Vermittlungskonzepte und Kooperationen geschehen.

Wann planen Sie dort eigene Ausstellungen zu konzipieren? Welche Schwerpunkte wollen Sie dabei in den Ausstellungen setzen?

Ab dem neuen Jahr werde ich die ersten konkreten Ausstellungsprojekte angehen, Ideen für vielfältige Inhalte gibt es bereits und ich hoffe sehr, dass wir mit neuen Themen und Konzepten Stamm-BesucherInnen, aber auch neue BesucherInnen in die Städtischen Museen bringen können. Die Ausstellungen sollen von einem bunten Rahmenprogramm begleitet werden, dies soll auch museumspädagogische Konzepte für Kinder einschließen, darunter zum Beispiel Mitmach-Aktionen und Workshops. Die inhaltlichen Schwerpunkte sind natürlich immer vom gewählten Thema einer Ausstellung abhängig, aber wir sind uns sicher, dass für alle Generationen etwas Spannendes dabei sein wird! Eines meiner Projekte wird ein Museumskoffer sein. Auf diesem Weg kann man das Museum und aktuelle Ausstellungsthemen zu den Menschen bringen, die zum Beispiel wie in Seniorenheimen, selbst keine Möglichkeit mehr haben, die Museen zu besuchen und auf diese Weise trotzdem Teil haben können am vielfältigen kulturellen Leben in Bretten!

Welche Rolle wird die Digitalisierung in der Konzeption ihrer Ausstellungen in den Museen spielen?

Heute ist die Digitalisierung im musealen Umfeld nicht mehr wegzudenken. Die jüngeren Generationen als „Digital-Natives“ sind routiniert im Umgang mit den facettenreichen digitalen Angeboten, andere Besucher haben möglicherweise weniger Erfahrung mit dem Umgang digitaler Medien, wir werden versuchen alle BesucherInnen abzuholen und auf diese Weise museale Inhalte alternativ zu gestalten und so – die stets bewährten – Text- und Bildtafeln kreativ zu ergänzen oder in manchem Fall auch einmal zu ersetzen? Auch in Fragen der Barrierefreiheit kann die Digitalisierung des musealen Umfeldes sehr sinnvoll Anwendung finden, dies natürlich immer im Rahmen des finanziellen Spielraumes eines Museums.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf, um die genannten Museen für die Besucher noch attraktiver und in der Außenwirkung noch präsenter zu machen?

Gerade in der Digitalisierung scheint es in Bretten noch vielfältige Möglichkeiten der Nutzung zu geben, doch nicht nur im Rahmen von Ausstellungen selbst, sondern auch in Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit der Städtischen Museen. Ein reger Informationsfluss über Facebook oder andere soziale Medien gehört meines Erachtens. heute zum Handwerkszeug der Leitung eines modernen Museumsbetriebes. Auch das Thema Barrierefreiheit ist von steter Aktualität, wir werden versuchen Mobilitätseingeschränkten BesucherInnen neue Bereiche des Museums zu öffnen, inwiefern dies auch aufgrund der historischen Bausubstanz, z.B. im Gerberhaus, möglich ist, muss jedoch zuvor genau geprüft werden, eventuell lässt sich eine Möglichkeit zur Nutzung digitaler Medien anwenden.

Wo sehen Sie ihre persönlichen Stärken als Museumsleiterin?

Viele Jahre der fachlichen Ausbildung im kulturwissenschaftlichen Bereich, u.a. mit den Schwerpunkten Museologie und Museumspädagogik, sowie die aktive Mitarbeit an unterschiedlichsten Ausstellungsprojekten auch in größeren Museen, haben mir einen umfassenden Einblick und das Sammeln von wertvollen Erfahrungen in den facettenreichen Bereichen der Museumsarbeit ermöglicht. Meine Stärke ist es, fachliche Inhalte kreativ und ansprechend aufzubereiten und andere Menschen für Geschichte und weitere spannende Themen zu begeistern! Die Einrichtung einer „Museums-Kreativwerkstatt“, in der Workshops und Aktionen für Kinder und Erwachsene stattfinden sollen, ist bereits in Planung. Mein Ziel ist es, das Museum - im wahrsten Sinne des Wortes - „begreifbarer“ zu machen und so die BesucherInnen aktiv einzubinden, dies muss auch nicht immer in den Räumen der Museen stattfinden, sondern kann auch draußen sein! Überdies stehe ich seit einigen Jahren in regem Kontakt mit anderen kulturellen Einrichtungen der Region und bin mir sicher, dass es künftig auch zu fruchtbaren gebietsübergreifenden Kooperationen kommen wird!

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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