"Die Jugendlichen blühen auf"
Neustrukturierung des Stundenplans an der Hebelschule
Bretten (kuna) Gärtnern, frisieren, kochen und diskutieren: An der Johann-Peter-Hebel Gemeinschaftsschule (JPH) in Bretten stehen den Schülern viele Möglichkeiten offen, um sich auszuprobieren und neue Leidenschaften zu entdecken. „Die Jugendlichen blühen auf und haben riesigen Spaß“, berichtet Schulleiter Wolfgang Halbeis begeistert. Dass dies so möglich ist, liege nicht nur an dem vielfältigen AG-Angebot, sondern auch daran, dass die Schule ihr Lehrkonzept zum neuen Schuljahr neu gestaltet hat.
Neue Rhythmisierung als einschneidende Veränderung
„Die einschneidendste Veränderung“, erklärt Halbeis, „ist die neue Rhythmisierung.“ Die Schüler verbringen nur noch drei Nachmittage verpflichtend an der Schule, vorher waren es vier. „Die Kinder waren oft total fertig nach den vier langen Tagen“, berichtet Halbeis rückblickend. Dies habe sich auch im Verhalten niedergeschlagen. „Wenn es Stress an der Schule gab, dann am Donnerstag oder am Freitag“, so der Schulleiter. Die Schüler seien oftmals „platt und müde“ gewesen, „und damit auch leichter reizbar“. Und auch die Lehrkräfte hätten die langen Tage geschlaucht, meint Halbeis.
Nicht nur das Ganztagskonzept, sondern auch die Schulzeiten an der JPH hätten sich zum neuen Schuljahr verändert. „Die verschiedenen Klassenstufen sind jetzt räumlich und zeitlich entzerrt“, erklärt Halbeis. Die Pausenzeiten würden nun versetzt stattfinden, sodass insgesamt weniger Schüler auf dem Hof sind und dadurch auch mehr Platz für sich erhalten.
Früherer Schulschluss an JPH
Außerdem ist jetzt schon ab 15.20 Uhr Schulschluss, statt vorher um 16 Uhr. Für diejenigen, die auf den Bus angewiesen sind, werde eine Abschiedszeit bis 15.40 Uhr angeboten, so Halbeis. Diese können die Schüler beispielsweise im Schülercafé verbringen. „Wir möchten vor allem den Fünftklässlern, die von einer kleineren Schule an die JPH gewechselt sind, so viel Schutzraum bieten wie möglich“, erklärt der Schulleiter.
Neue Fächer im Nachmittagsangebot
Neben den neuen Zeiten finden sich auf dem Stundenplan auch neue Fächer und Nachmittagsangebote: Die Klassen fünf bis sieben werden nun wöchentlich in Methoden- und Sozialtraining geschult. Dazu gehören Themen wie die (Selbst-)Organisation, die Arbeit in Gruppen, die Psychohygiene oder der Umgang mit Prüfungsangst. Für diejenigen, die ihren Nachmittag gerne an der Schule verbringen, gibt es ein buntes AG-Angebot. „Obwohl die AGs jetzt freiwillig sind, werden sie super angenommen“, berichtet Halbeis begeistert. „Manche brauchen den freien Nachmittag zum Durchschnaufen und belegen keine AG, das ist natürlich auch okay. Die anderen machen dann freiwillig mit, was auch zu einem ganz anderen Gefühl in der Gruppe führt.“
AGs als Teil der Begabungsförderung
Halbeis betrachtet die AGs aber nicht nur als Beschäftigungsprogramm, sondern als Teil der Begabungsförderung. „Viele denken bei Begabungen nicht an den Koch oder Friseur, sondern eher ans Skateboard-Fahren oder an Breakdance“, so der Schulleiter. Dennoch ist er sich sicher: „Auch bei diesen Dingen braucht es Talent – sei es Organisationstalent, Geschmack oder soziale Kompetenzen.“ Er möchte an seiner Schule keine „Elitenförderung“ betreiben, sondern: „Das Handwerk stärken, die Begabung in der Breite fördern und sich fragen: Was wollen und brauchen die Kinder und Jugendlichen?“
Kreativität, Organisationsfähigkeit und handwerkliches Geschick
Kreativität, Organisationsfähigkeit und handwerkliches Geschick: Das ist auch beim Gärtnern gefragt. Die Schulgarten AG, die ab nächster Woche startet, wird von dem Landschaftsgärtner Markus Mohr unterstützt. Er selbst sei neun Jahre Schüler der JPH gewesen, so Mohr, und habe mit seinem Betrieb schon einige Projekte an der Schule umgesetzt, beispielsweise Hochbeete mit Obst und Gemüse gefertigt. Gemeinsam mit den AG-Teilnehmern soll jetzt der Außenbereich der Schule neugestaltet werden. „Die Tischtennisplatte kommt weg und neues Pflaster her“, erklärt Halbeis. „Und es sollen bienen- und insektenfreundliche Sträucher gepflanzt werden“, so Mohr, „und ein Backofen aufgestellt werden.“ Gemüse, Ziersträucher und Obst sollen den Garten einmal schmücken, der ganz nach den Vorstellungen der Schüler hergerichtet werden soll.
"Das Modell kommt bei den Schülern gut an"
Viele der AGs stehen einem breiten Altersspektrum offen, sodass ein Austausch zwischen jüngeren und älteren Schülern ermöglicht wird. So beispielsweise beim KinderCouncil, in dem die Klassenstufen drei bis zehn gemeinsam über gesellschaftliche Themen diskutieren. Aber auch praktische Fähigkeiten werden an der JPH geschult und erste Einblicke in das Berufsleben ermöglicht. Viele der AGs seien nur aufgrund von Kooperationen möglich, erklärt Halbeis, so wird beispielsweise die Hairstyling AG gemeinsam mit einem Friseurstudio oder die Catering AG mit einem Gondelsheimer Gasthaus durchgeführt. Halbeis ist sich sicher, dass dies auch bei beruflichen Entscheidungen helfen könne: „Die Jugendlichen können auf diese Weise den Spirit erleben und Erfahrungen sammeln. Sie können sich selbst fragen: Wie ist das? Halte ich dem stand?“. Das Modell komme bei den Schülern gut an, meint Halbeis, und es sei möglich, vielleicht sogar die zukünftige Azubistelle kennenzulernen.
Autor:Kathrin Kuna aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.