Baubeginn ab Juli 2023
Pforzheimer- und Weißhofer Straße werden zum „Shared Space“
Bretten (kuna) In wenigen Wochen wird eine wichtige Verkehrsader in Bretten für mindestens drei Jahre zur Baustelle. Denn ab Juli 2023 werden die Pforzheimer- und die Weißhofer Straße in drei Bauabschnitten neugestaltet. Um über die geplanten Maßnahmen zu informieren, veranstaltete die Stadtverwaltung am Donnerstagabend, 11. Mai, einen Infoabend im Bürgersaal des Alten Rathauses. Rund 60 Personen, darunter Anwohner, Einzelhändler, Stadträte sowie interessierte Bürger, waren gekommen.
Ehemalige Bundesstraße wohnlich herrichten
Bei der Pforzheimer Straße handle es sich um eine ehemalige Bundesstraße, erinnerte der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff. Diese solle als Stadtstraße nun wohnlich hergerichtet werden. Während der Baumaßnahmen wolle die Stadt zugleich die Ver- und Entsorgungsleitungen für Strom, Wasser und Gas austauschen und eine Nahwärmetrasse herstellen. „Wir gehen ins Eingemachte“, meinte Wolff.
Barrierefrei und einheitlich gestalten
Bauamtsleiter Fabian Dickemann informierte anschließend über die konkreten Maßnahmen. Demnach sollen die Pforzheimer- und die Weißhofer Straße barrierefrei und einheitlich gestaltet werden. Dazu werden die momentan zehn bis 15 Zentimeter hohen Bordsteinkanten auf eine Höhe von drei Zentimeter abgesenkt. Darüber hinaus sollen Aufmerksamkeitsfelder die Orientierung von Blinden unterstützen. Abgestimmt seien diese Maßnahmen mit dem Behindertenbeauftragten des Landkreises, erklärte Dickemann. Bürgermeister Michael Nöltner sprach in diesem Zusammenhang auch von einem "shared space", denn durch abgesenkte Bordsteine und den durchgängig hellen Pflasterbelag würde es keine klare Trennung von Gehweg und Fahrbahn mehr geben.
Straße wird "Anlieger frei"
Um das derzeitige „Grau in Grau“ aufzulockern, plane die Stadt zudem mehrere Bäume und Wasserelemente mit Sitzmöglichkeiten, führte Dickemann weiter aus. Insgesamt wolle man die Mobilität nachhaltig verändern, indem der Durchgangsverkehr auf die Bundesstraße weichen und die Straße „Anlieger frei“ werden soll. Das bedeute, dass Autos zum Beispiel dann Zugang haben, wenn sie den Einzelhandel besuchen möchten, betonte Dickemann. Statt Dauerparkplätze werde es in Zukunft aber nur noch Kurzzeitparkplätze geben, ergänzt durch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, Ladestationen für E-Bikes sowie Stellplätze für Motorräder am Marktplatz.
Stadt schätzt Bauzeit von drei Jahren als realistisch ein
Als zeitliche Bezugspunkte für die Umgestaltung dienen jeweils die Peter-und-Paul-Feste. Insgesamt ist die Bauzeit auf drei Jahre angelegt, wobei pro Bauabschnitt mit einem Jahr gerechnet wird. Demnach wäre die Umgestaltung bis Juni 2026 abgeschlossen. Der erste Bauabschnitt betrifft die Pforzheimer Straße im Bereich zwischen der Georg-Wörner-Straße bis oberhalb der Friedrichstraße, der zweite Abschnitt führt von der Friedrichstraße bis zum Alten Rathaus und der finale Abschnitt vom Marktplatz bis zur Einmündung Pfluggasse/Sporgasse. Auf Nachfrage eines Bürgers erklärte Dickemann, dass es keine Vertragsstrafen geben würde, sollten die Bauzeiten nicht eingehalten werden. „Wir schätzen die Bauzeit als realistisch ein“, so Dickemann, „und sind vom Gelingen überzeugt.“
Zufahrt mit Auto nicht immer gewährleistet
Während der Bauarbeiten solle der Verkehr so lange wie möglich über die Friedrichstraße geführt werden, erläuterte Dickemann. Allerdings sei für Anwohner nicht immer der direkte Zugang mit dem Auto gewährleistet. Sobald es zu Einschränkungen kommen sollte, würde die Stadt sich um alternative Parkmöglichkeiten bemühen, so Nöltner, der an den Seedamm-Parkplatz dachte. Dieser würde für betroffene Anwohner dann gebührenfrei werden.
Nahwärme als "einmalige Chance"
Stefan Kleck, Geschäftsführer der Stadtwerke Bretten, ergänzte die Infos um das „Nahwärmekonzept Innenstadt“. „Wir wollen die Tiefengeothermie nach Bretten bringen“, so Kleck, „und setzen darauf, dass das Wärmenetz überall, wo gebaut wird, in den Boden und ins Haus gebracht wird.“ Um die Anwohner der Pforzheimer- und Weißhofer Straße zum Umstieg zu bringen, würden die Stadtwerke einen Nachlass von 2.000 Euro netto gewähren, sollten die Maßnahmen im Zuge der Umgestaltung beauftragt werden. „Eine einmalige Chance“, betonte Kleck. Immerhin seien die meisten Häuser entlang der betroffenen Straße relativ alt und schwer zu sanieren, der Anschluss an das Nahwärmenetz dagegen einfach machbar.
Monopol-Stellung der Stadtwerke
Auf Einwand von Stadtrat Hermann Fülberth (die aktiven), der wissen wollte, ob die Anwohner bei der Nahwärme von den Preisen der Stadtwerke abhängig seien, räumte Kleck ein: "Ja, wir haben hier ein Monopol." Dennoch erwarte die Anwohner ein stabiler Wärmepreis, da die Preise nicht von den Schwankungen der Rohstoffpreise abhängen würden. "Die Nahwärme ist ein Angebot", fügte OB Wolff hinzu, "es gibt keinen Anschlusszwang."
Unmut über Georg-Wörner-Straße
Für Unmut sorgte auch der Verkehr auf der Georg-Wörner-Straße, der durch die Baustellen noch dichter zu werden droht. Ein Bürger wollte wissen, ob die Parkplätze in der Straße während des Umbaus bleiben würden, da der Verkehr zu Stoßzeiten stocken würde und auch für Busfahrer eine Zumutung sei. Die Parkplätze könne man nach Bedarf wegstreichen, informierte Nöltner. OB Wolff erinnerte jedoch auch daran, dass die Parkplätze von den Anwohner gewünscht seien, einerseits als Stellplatz, andererseits zur Verkehrsberuhigung.
Autor:Kathrin Kuna aus Bretten |
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